Stadthalle

Ein stimmungsvoller Mix

Wangen / Lesedauer: 3 min

Chorgemeinschaft gastiert mit ihrem Jahreskonzert „Theater? Theater!“ in der Stadthalle
Veröffentlicht:11.04.2016, 15:21

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Musik trifft Theater, Theater trifft Musik ist ein stimmungsvoller Mix, der viele Besucher in die Stadthalle zog. Zum Jahreskonzert „World-Classics“ mit den Chören Taktzente und ChoraLiSa der Chorgemeinschaft Wangen und Sketchen von 13ters Theaterkiste. Moderiert von Kathrin Bauder mit Reinhard Prinz am Pult und Andreas Baumann am Piano erklangen softe Popklassiker im Wechsel mit ironisch-heiteren Theaterszenen.

Man nehme ein „Mr. Sandman“, ein „Sunny“ oder ein „Don´t worry be happy“. Dazu einen geschulten Laienchor und heraus kommen überaus rhythmisch swingende Melodien. Natürlich ganz anders tönend als aus den Mündern eines Bobby McFerrin oder Stevie Wonder. Unter dem Strich sind diese Hits immer wieder schön anzuhören und dazu bot der rund dreistündige Abend eine gute Gelegenheit.

Reinhard Prinz, dem die Gesamtleitung oblag, hat zudem nicht einfach in den großen Topf gelangt, sondern die Titel auf die Theatersketche wohlweislich abgestimmt. Einen bunten Abend wollten sie den Gästen bereiten, stimmte Vereinsvorsitzende Kathrin Bauder auf selbigen ein, den der Chor Taktzente eröffnete. Mit „Give a little bit“ und „Chim Chim Cheree“. Ja, ein paar mehr Männerstimmen dürften es künftig werden, denn „Wann ist ein Mann ein Mann“, wenn nicht in diesem Chor. Eingeklinkt in die Musik hat sich die Wangener Theatergruppe 13ters Theaterkiste unter der Leitung von Caterina Dreizehnter.

Sketche voll bissiger Pointen

Passend zu Raubein Herbert Grönemeyer mit dem Sketch „Phobie“, bei dem sich eine Riege Männer in einer Selbsthilfegruppe zusammen findet. Geplagt sind sie von diversen Ängsten – vor Wiederholungen, Entschuldigungen oder zu langen Pausen. Dumm nur, dass genau das geschieht und sie dabei wild zuckend in die Höhe fahren. Was diesen und den folgenden Auftritt auszeichnet, der sich schlicht „Schweigen“ nennt und es wiederum um Männer in einer Therapiesitzung geht, sind die grotesk-komischen Mimiken der Laiendarsteller.

Damit haben sie ihr Publikum sofort auf ihrer Seite. Männer jeden Alters sitzen auf einer langen Stuhlreihe, stottern, räuspern sich, drucksen herum, grinsen verlegen, puhlen sich in der Nase, verknoten die Finger und atmen erleichtert auf, wenn das Telefon klingelt und Mama dran ist.

Der Taktzente-Chor besticht durch seine Ausgewogenheit gerade in emotional hochkochenden Liedern eines Grönemeyer und später in der Bohemian Rhapsody, die gesangstechnisch hohe Ansprüche an einen Chor stellt.

Zwei weitere Dinge, die den Abend ausmachten, war ein dritter Sketch unter dem Motto „Ehevermittlung“ und der Auftritt des Chors ChoraLiSa. Ein junges hippes Paar vom Eheanbahnungsinstitut Fortuna preiste ihre männlichen, aber schon etwas ältlichen Prachtexemplare per Videoeinspielung an. Ob sie auch Frauen im Angebot hätten, kam es von der burschikosen „Mama“ und ihrem Muttersöhnchen Axel aus dem Saal gen Bühne. So nahm das Spiel seinen Lauf – mit einer überkandidelten „Frau Blumengruß“ und der pelztragenden „Irina Kalaschnikova“ im Königstigerkostüm. Sie alle brachten ein rasantes und Pointen geladenes Stück auf die Bühne, das unter der Regie von Beate Leupolz Premiere feierte.

ChoraLiSa feiert Abschied

Abschiedsstimmung kam im Anschluss auf, als Sängerinnen und Sänger des Chors ChoraLiSa die Bühne betraten. Nach der Jahrtausendwende aus Liederkranz und Sängerbund fusioniert, blickt der Chor auf eine lange Tradition zurück. „Nach diesem Konzert“, so Kathrin Bauder, „löst sich der Chor auf.

Allerdings gehören eine Reihe der Sänger auch den Taktzenten an, wo es für sie dann weitergeht. Ihr Arrangement von „Don´t cry for me Argentina“ oder „Für mich solls rote Rosen regnen“ erklang unaufgeregt, eindringlich, einfühlsam und etwas wehmütig. Ohne pathetische Allüren machten sie deutlich, wozu sie stimmlich in der Lage sind. Sie bewegten die Herzen – auch mit Gassenhauern wie „Die kleine Kneipe“ und „Mit 66 Jahren“, wo das Leben noch einmal richtig anfängt.