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Klostergarten

Bruder Feuer „fairändert“ die Welt

Wangen / Lesedauer: 3 min

Auf den Spuren des Sonnengesangs im Wangener Klostergarten der Franziskaner
Veröffentlicht:22.07.2019, 19:19

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Ein Hauch von Assisi durchweht den Klostergarten der Franziskaner mitten in Wangen. „Ein kleiner Paradiesgarten“, meint ein junger Gambier, der mit einer Schulklasse des BSW (Berufliches Schulzentrum) diesen Garten besucht. Der liebevoll gepflegte Garten ist in der Tat eine „Oase des Friedens“, in dem die Besucher ein wenig Erholung und Ruhe einatmen können, und dabei zugleich den Spuren des berühmten Sonnengesangs folgen, den einst der Heilige Franz von Assisi (1182 bis 1226) zum Lobpreis Gottes und seiner Schöpfung dichtete.

„Sei gelobt, mein Herr, durch Bruder Feuer, durch den Du die Nacht erleuchtest. Schön ist es und fröhlich und kräftig und stark.“ Bruder Feuer und Bruder Sonne, Schwester Mond und die Sterne, Bruder Wind und die Lüfte, Schwester Wasser und Mutter Erde, und schließlich unsere Schwester, der „leiblichen Tod“, – all das besingt „Bruder Feuer“, wie die Schriftstellerin Luise Rinser den Heiligen Franz nannte, in seinem Lied „Laudato si“.

Fast alle jungen Menschen kennen es, dieses geisterfüllte Lied, das auch nach mehr als 800 Jahren nichts an Aktualität verloren hat. Papst Franziskus hat in seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“, die mit dem „Sonnengesang“ beginnt, im Jahre 2015 zu einem Umdenken in Sachen Umwelt- und Klimaschutz aufgerufen, und die wachsende Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich scharf angeprangert. Er beruft sich dabei auch auf seinen Namenspatron, den Heiligen Franziskus. Dieser habe auf allen Reichtum, der ihm zustand, verzichtet, und ein Leben in Einfachheit und Armut im Dienst an den „Ärmsten der Armen“ geführt. Franziskus – ein „Welt-Fairänderer“, auch heute noch.

Die vielen Jugendlichen, die in diesen vergangenen Wochen vor den Sommerferien den Klostergarten des Wangener Klösterle besuchen, erleben etwas von diesem „Spirit“ des Heiligen Franziskus. Eine Fülle von bunten Blumen, Gräsern, Kräutern, Gemüsesorten, Obstbäumen in herrlicher Blüten-und Farbenpracht. Es wimmelt von Bienen und Insekten. „Schwester Wasser“ sorgt für munteres Leben im Fischteich: Karpfen, Goldfische und Koi tummeln sich auf engstem Raum und ziehen so die Blicke der neugierigen Besucher an. Bruder Sonne schenkt Wärme und Wachstum, sodass hier im Garten sogar südliche Gewächse wie ein alter Olivenbaum oder Palmen gedeihen. Eine Gebetsgrotte mit Kreuz-Ikone, ein Fürbitten-Buch und Kerzenständer laden ein zum stillen Verweilen und Beten. In dem Fürbitten-Buch finden sich neben den Danktexten auch viele Bitten in großer Not. Und mitten in diesem prächtigen „Paradiesgarten“ trifft man auf „unsere Schwester, den leiblichen Tod“: „Sei gelobt, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod.“ So dichtete einst Franziskus, als er selber dem Tod sehr nahe war. Manche Besucher bleiben hier ein wenig stehen, verweilen, denken nach über die „Vergänglichkeit allen Seins“, um dann anschließend noch einmal einzutauchen in die Fülle des Lebens, den dieser Garten ausstrahlt. Beim Verlassen des Gartens werden manche Besucher noch von Laufenten verabschiedet, die den Vorbeikommenden mit ihren Schnäbeln die Schuhe oder Sandalen liebevoll berühren, so als wollten sie sagen „Pace e bene“ – „Friede und Heil“ für euren weiteren Weg durch den Alltag.