StartseiteRegionalRegion AllgäuWangenApevau will bis Jahresende Defizite ausgleichen

Arbeitsbeschäftigungsprojekt

Apevau will bis Jahresende Defizite ausgleichen

Wangen / Lesedauer: 5 min

Apevau-Geschäftsführer Meinrad Heil hofft auf Nachfolge – Umzug ins Sigmanns brachte Aufwind
Veröffentlicht:22.08.2016, 15:20

Von:
Artikel teilen:

Zu knabbern hatte Apevau, hatten die in einem gemeinnützigen Verein organisierten Arbeitsbeschäftigungsprojekte für schwer Vermittelbare, Behinderte, psychisch Kranke und Gefährdete, eigentlich in all‘ den Jahren ihrer Existenz. Seit dem Jahreswechsel ist Apevau, das rund 20 Menschen Arbeit bietet, im Sigmanns angesiedelt und eigentlich mit sich und seiner Situation zufrieden. Wären da nicht die Differenzen mit Landratsamt und den Sorgen um Außenstände und die personelle Zukunft an der Spitze.

„Wir haben 2016 und uns gibt es immer noch. Zwar mit Ach und Krach und Hängen und Würgen, aber immerhin“, sagt Meinrad Heil mit einer Mischung aus Stolz und Trotz. Seit 21 Jahren ist der gelernte Kaufmann und Heilpädagoge Geschäftsführer und Projektleiter der Apevau. Vor kurzem feierte er seinen 66. Geburtstag. Dass er seit November vergangenen Jahres Rente bezieht und seither gegen eine „kleine Entschädigung“ arbeitet, dürfte nicht vielen aufgefallen sein. Schließlich ist er wie eh und je und mit viel Herzblut engagiert – für sein Projekt und für seine Angestellten, die durch persönliche Einschränkungen als „schwer vermittelbar“ gelten und kaum imstande wären, am so genannten „ersten Arbeitsmarkt“ teilzunehmen. „Ich habe ein Faible für Menschen, die es im Leben nicht ganz so leicht haben“, sagt Heil fast entschuldigend. Ein Faible, das ihn nach wie vor nicht ruhen lässt.

Wegen Umzugs monatelang keine Erlöse gehabt

Zuletzt hat Apevau seine Jahresversammlung hinter sich gebracht. „Wir haben 2015 mit einem Minus von 3000 Euro abgeschlossen“, erläutert Heil. Den Verlust schreibt er der Tatsache zu, dass umzugsbedingt „fast drei Monate keine Erlöse eingegangen sind“. Gleichzeitig sieht er für 2016 eine positive Tendenz: „Unsere Dienstleistungen sind gefragt.“

Und auch mit dem Kaufhaus im Sigmanns hat Apevau durch den Umzug aus der Klosterbergstraße zum Jahreswechsel hinzu gewonnen: „Auf 400 Quadratmetern gibt es hier nicht nur Gebrauchtartikel aller Art. Wir konnten auch ein kleines Bistro einrichten.“ Der Geschäftsführer ist überzeugt: „Bis zum Jahresende werden wir die Defizite ausgeglichen haben.“

Was Heil „wurmt“, ist das seit geraumer Zeit angespannte Verhältnis zum Landratsamt, dem Heil vorwirft, das Wangener Projekt aus den Augen verloren zu haben und die Zusammenarbeit seit vielen Jahren sehr reserviert zu gestalten (siehe unten). Ginge es nach Heil und seinen persönlichen Wünschen würde er „das Projekt – gesund und mit dem Wissen, dass es noch viele Jahre existieren darf, gerne in ein, zwei Jahren übergeben und mich ganz zurückziehen.“

Zur „geglückten Übergabe“ fehlen aber nach wie vor nicht nur ein Nachfolger, sondern auch eine solide finanzielle Basis und Rücklagen. „Wir leben nach wie vor von der Hand in den Mund“, sagt Heil. Manchmal reiche es – nicht zuletzt auch aufgrund der Außenstände – auch dafür nicht: „Wir haben auch ein paar wenige Angestellte, für die noch ein Monatslohn aussteht. In kurzer Zeit werden wir aber auch da wieder auf dem Laufenden sein.“

„Jobcenter hat zwei Stellen zugesagt“

So war es nicht immer. Es gab auch schon Zeiten, in denen Menschen entlassen werden mussten. Es sind jene Zeiten, die Heil als „besonders schwer“ auch für jene beschreibt, die bleiben durften: „Es ist schlimm, wenn ausgerechnet die, die chancenlos sind, keine Sicherheit haben und nicht wissen, was übermorgen kommt.“ Davon ist man, laut Heil, derzeit wieder ein gutes Stück entfernt.

Auch einen Erfolg konnte Heil jüngst erzielen, der ihn sehr freut: „Das Jobcenter hat uns zwei bezuschusste Stellen zugesagt.“ Auch in Richtung Landratsamt hat Heil einen Wunsch: „Wir möchten wieder ein ganz normales Verhältnis wie jedes andere, soziale Projekt im Kreis Ravensburg auch. Das ist unser Ziel.“

Vorwürfe des Apevau: Das sagt das Landratsamt

Es gebe derzeit wenig Zusammenarbeit zwischen Landratsamt und Apevau, bestätigt Franz Hirth vom Landratsamt Ravensburg: „Dies liegt auch daran, dass der Träger Apevau in den vergangenen Jahren keinerlei Kontakt mit der Sozialverwaltung gesucht hat.“

Vehement bestreitet Hirth, dass es vonseiten des Landratsamtes Anweisungen gebe, nicht mit Apevau zusammenzuarbeiten: „Es erfolgt vielmehr eine Gleichbehandlung aller Dienstleister und freien Träger, selbstverständlich auch des Apevau – Arbeitsprojekte Wangen e. V.“ Eine Liste, aus der hervorginge, wo sich Bedürftige mit Sachleistungen über einen Verpflichtungsschein eindecken können, gebe es nicht: „Die Kunden des Landratsamtes werden nicht von den Sachbearbeitern individuell über die Beschaffung von Sachleistungen bei einzelnen Unternehmen beraten. Vielmehr erhalten die Kunden entweder eine Geldleistung auf das Konto überwiesen oder einen Verpflichtungsschein zu Beschaffung bestimmter Gegenstände, der trägerunabhängig ist.“

Geschichte von Apevau

Apevau-Arbeitsprojekte ist im Übrigen ein Nachfolgeunternehmen des 1991 gegründeten Vereines Neue Arbeit Ravensburg. Im März 1992 eröffnete der Verein in Weingarten sein erstes Beschäftigungsprojekt. Friedrichshafen (1993), Wangen und Ulm (1994) folgten. Im Dezember 1997 wurde der Ravensburger Verein aufgelöst. Die Ape-Arbeitsprojekte gGmbH als Folgeprojekt wurde im Januar 1998 gegründet und zog vom Niederdorf in die Hallen der ehemaligen Spinnerei, im Oktober 2004 dann ins ehemalige Kaufhaus X an der Lindauer Straße und im September 2006 an die Klosterbergstraße.

Seit dem Jahreswechsel 2015/16 ist Apevau im Sigmannser Weg 5 zu finden. Apevau Arbeitsprojekte e.V. bietet Dienstleistungen aller Art wie Haushaltsauflösungen, Hausräumungen, Wohnungsauflösungen und anderes sowie einen Sonderposten- und Gebrauchtwaren- Markt. Weitere Informationen gibt es unter:

www.apevau-wangen.de