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Alois Graf von Waldburg-Zeil stirbt mit 81 Jahren

Wangen / Lesedauer: 3 min

Der Adlige aus Ratzenried war von 1980 bis 1998 CDU-Bundestagsabgeordneter
Veröffentlicht:14.12.2014, 19:06

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Alois Graf von Waldburg-Zeil ist am Sonntag im Alter von 81 Jahren gestorben. Der in Ratzenried lebende Adlige war von 1980 bis 1998 CDU-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Biberach .

Alois Graf von Waldburg-Zeil wurde am 20. September 1933 in Schloss Zeil geboren. Anlässlich seines 80. Geburtstags im vergangenen Jahr antwortete er auf die Frage, was ihn in seinem Leben am meisten geprägt hat: „Das Leben meines Vaters. Er war es, der mir die Leidenschaft für die Politik eröffnete.“ Dieser, Erich August Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, hatte 1930 die Zeitschrift „Illustrierter Sonntag“ gegründet. Das Medium diente später unter dem Titel „Der gerade Weg“ dem Historiker und Publizisten Fritz Gerlich zum journalistischen Widerstand gegen Adolf Hitler . Alois Graf von Waldburg-Zeil sagte anlässlich seines 80. Geburtstags zu seiner persönlichen politischen Historie: „Wer wie ich 1933, also im Jahr der Machtergreifung durch Hitler, zu Welt kam, hat die schrecklichsten Folgen verkommener Politik erlebt. Für politisch Nachdenkliche haben sich daraus Grundsätze entwickelt, die mehrheitsfähig und erfolgreich wurden.“

Alois Graf von Waldburg-Zeil hat Volkswirtschaft und politische Wissenschaft in Rom, München und Bonn studiert, war persönlicher Assistent von Bundesminister von Merkatz, hat Elternbeiratsarbeit auf Landes- und Bundesebene geleistet, war Mitglied im Bauernverband. Zudem wirkte er im Gemeinderat von Argenbühl und bis zuletzt als Kirchengemeinderat von Ratzenried. 1980 wurde der Gründer des Weltforum-Verlags und dessen langjähriger Geschäftsführer in den Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis 1998 angehörte.

Einsatz für Völkerverständigung

Desweiteren war der Graf unter anderem im Unterausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe tätig und von 1998 bis 2006 Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen. „Der erfolgreich eingeschlagene Weg wird auch im Dialog der Völker Erfolg und Anerkennung finden. Das gilt für die Europapolitik ebenso wie für die Entwicklungspolitik und für die Reform der internationalen Ordnung.“ Diese Sätze sagte Alois Graf von Waldburg-Zeil der SZ für ein Porträt, das anlässlich seines runden Geburtstags 2013 erschien.

Neben Politik und Kirche spielte die Familie für Alois Graf von Waldburg-Zeil eine bedeutende Rolle. Mit Clarissa, einer geborenen Gräfin von Schönborn-Wiesentheid, verheiratet gewesen, hinterlässt der Adlige drei Kinder und zwölf Enkel.

Reaktionen der Wegbegleiter

Josef Rief , Biberachs CDU-Bundestagsabgeordneter seit 2009, hat Alois Graf von Waldburg-Zeil im Jahr 1979 kennengelernt. Alois Graf von Waldburg-Zeil setzte sich damals gegen die Mitbewerber Josef Seemann aus Warthausen und Honor Funk aus Gutenzell durch. Bis 1998 blieb er Biberachs Abgeordneter. 1983 wurde er in seinem Wahlkreis mit dem Traumergebnis von 75,1 Prozent gewählt.

Von Tode des Grafen erfuhr Josef Rief am Sonntagnachmittag. Die Nachricht habe ihn sehr betroffen gemacht. Graf von Waldburg-Zeil habe Politik immer aus tiefer, christlicher Überzeugung heraus gemacht „und war von theologischem und philosophischem Tiefgang.“

Dass Alois Graf von Waldburg-Zeil ein fortschrittlicher Mensch war und ein offenes Ohr für die Belange der Frauen hatte, bestätigt die frühere CDU-Europa-Abgeordnete Elisabeth Jeggle . Sie hatte Alois Graf von Waldburg-Zeil Mitte der 80er-Jahre kennengelernt. Mehr Bildung für Frauen im ländlichen Raum und deren Zugangsmöglichkeiten zur Arbeit waren damals noch große Themen. „Alois Graf von Waldburg-Zeil nahm die Belange der Frauen ernst und nahm die Themen mit in den Bundestag.“