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Glockenturm

Allgäuer Firmen helfen höchsten Glockenturm der Welt bauen

Wangen / Lesedauer: 3 min

Allgäuer Firmen helfen höchsten Glockenturm der Welt bauen
Veröffentlicht:20.08.2010, 17:25

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Zwei kleine Betriebe aus der Region sind am Bau des höchsten Glockenturms der Welt beteiligt gewesen. Die Firma Weindorf aus Wangen und das Unternehmen Straga aus Kißlegg haben für das Bauwerk in der Stadt Mekka Stahlträger bearbeitet. Wie berichtet, wurde der 817 Meter hohe Superturm zu Beginn der islamischen Fastenzeit Ramadan vergangene Woche fertiggestellt.

Von unserer Redakteurin  Sylvia Rustler

Die Geschäftsführer der Firmen, Paul Weindorf und Gisèle Strasser , sind stolz, an dem international für Aufsehen sorgenden Großprojekt in Saudi-Arabien mitgewirkt zu haben. Hoch über Mekka, dem heiligsten Ort der Muslime, ragt nun Arbeit aus Allgäuer Hand in den Himmel. Die Stahlträger sind Teil der Kugel an der Spitze des Riesenbauwerks. Über ihnen prangt ein goldener Halbmond, unter ihnen gibt eine überdimensionale Uhr den Muslimen den Tagesablauf vor. Die Uhr mit einem Ziffernblatt, das einen Durchmesser von fast 40 Metern hat, erinnert die Muslime täglich ans Beten und Fasten.

24 Stahlträger mit bis zu elf Metern Länge mussten für den Wächter über Mekka gefräst, gebohrt und oberflächenbehandelt werden, erzählt Weindorf. Die gleichnamige metallverarbeitende Firma aus Wangen war mit Fräsen und Bohren für den Löwenanteil des Auftrags verantwortlich und holte zum Aufbringen des Korrosionsschutzes den Kißlegger Beschichtungsbetrieb Straga ins Boot. Geschweißt wurden die Metallriesen in Ulm, Hilfe für den Großauftrag holte sich Weindorf von Firmen aus Binswangen und Memmingen. „An einem Stahlträger haben wir etwa 15 Stunden gearbeitet“, sagt Paul Weindorf. Pro Stahlträger sei eine halbe Tonne Metallspäne angefallen.

Der Auftrag hat dem Wangener Unternehmen, das wie die Kißlegger Firma rund zehn Mitarbeiter beschäftigt, kurzfristig viel Arbeit gebracht. „Krisenbedingt hatten wir einen Umsatzeinbruch, jetzt haben wir uns erholt“, freut sich Weindorf. Man sei zwar noch nicht auf dem Stand wie vor der Krise, hoffe aber, am Ende des Jahres in die Gewinn-Zone zu kommen. Vor Ort am Bauwerk arbeiten hätte Weindorf allerdings nicht dürfen: „Da hat man als Nicht-Moslem keine Chance.“

Die Weltöffentlichkeit, die mit der Fertigstellung eines der höchsten Gebäude der Erde vergangene Woche nach Mekka geschaut hat, erhaschte allerdings keinen Blick auf das Werk der Allgäuer Firmen. Denn die Stahlträger sind von einer Außenverkleidung verdeckt. Doch das spielt für Paul Weindorf keine Rolle. Er liefert sonst nur innerhalb Europas und bekam den Auftrag über einen Betriebsberater vermittelt – Weindorf hat zufällig denselben Berater wie die mit den Schweißarbeiten beauftragte Firma aus Erbach bei Ulm. „Mit der Beteiligung an dem Bau sind wir in der Welt präsent“, sagt Paul Weindorf. Ähnlich sieht es Gisèle Strasser von Straga, die den Auftrag etwas „ganz Besonderes“ nennt. „Es ist schön an etwas beteiligt zu sein, das bleibt.“

Der Turm wird wohl in die Geschichte eingehen. Er ist 662 Meter hoch, trägt eine 155 Meter hohe Metallspitze und ist damit um ein Vielfaches größer als sein Vorbild, das Londoner Wahrzeichen Big Ben. Er wurde von deutschen und Schweizer Ingenieuren entworfen und besteht zum Großteil aus Glasfaserbeton. Rekordhalter ist allerdings Dubai: Der Burj Dubai, der Turm von Dubai, ist mit 828 Metern Höhe das höchste Gebäude der Welt. Der Wolkenkratzer mit 160 Etagen wurde zu Beginn des Jahres eröffnet.