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Spiellust

Überwältigende Spiellust

Wangen / Lesedauer: 3 min

Peter Madsens „CIA Six on Six Guitar Ensemble“ gastierte im Jazz Point
Veröffentlicht:09.12.2018, 17:00

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Wo gibt es das so schnell wieder – einen Jazzabend mit gleich sechs Gitarristen, einem Klavier, Schlagzeug und Kontrabass? Der Gastauftritt von Peter Madsens „ CIA Six on Six Guitar Ensemble“ hat das Vorstellungsvermögen gesprengt, wozu eine solch außergewöhnliche Formation instrumental in der Lage ist. Auch wenn es am Freitagabend auf der Bühne des Jazz Point im Schwarzen Hasen für die neun Musiker platztechnisch recht eng wurde, hat das ihrem virtuosen Klangteppich wenig anhaben können.

Goetz Kauschka vom Verein Jazz Point Wangen betreute als „Pate“ die aus Vorarlberg und Liechtenstein angereiste Band. Es war das letzte Clubkonzert in dieser Herbstsaison vor Silvester. Die Feedbacks darauf seien hervorragend und der Verein hätte in der Auswahl der Konzerte eine gute Balance gefunden, hob Kauschka hervor. Für jeden Jazzliebhaber sei etwas dabei gewesen. Auch und vor allem an diesem besonderen Abend, dessen Spektrum klanglich kaum Wünsche offen ließ. Das machte die Band gleich mit ihrem Opener deutlich. „It´s an africain peace from Ghana“, schickte der amerikanische, zeitweise in Vorarlberg lebende Pianist und Komponist Peter Madsen voraus und unterstrich damit auch gleich sein weltweites Agieren. Das Kürzel „CIA“ stehe dabei nicht etwa für den amerikanischen Geheimdienst, scherzte er, sondern für das „Collective of Improvising Artists“ – und das seit zwölf Jahren.

Gitarren performen Trommelrhythmus

Christian Bilgeri, Markus Holzmaier, Roland Jenny, Michael Jörger, Oliver Rath und Roger Szedalik platzierten sich mit ihren Saiteninstrumenten an den Bühnenrand und improvisierten einen afrikanischen Trommelrhythmus. Würde man sie nicht vor sich sehen, würde man vielleicht nicht auf dieses Instrument kommen. Sobald sich Peter Madsens Piano, Andi Wettsteins Drums und Herwig Hammerls Kontrabass dazu gesellen, spannt sich ein virtuoses Geflecht auf, das schräg und chaotisch tönt, aber alles andere als das ist. Hier mischt sich alles zu einem großen Ganzen. Lautmalerisches, bei dem einem atmosphärisch Pat Metheny in den Sinn kommt. Anklänge an Fusion und Bebop laden diesen Mix zu rhythmischen, völlig unverkopften Höhenflügen auf. Der Druck auf das Tempo ist phasenweise enorm hoch, doch genauso versiert nimmt Madsen diesen aus seinem Spiel wieder heraus. So entsteht ein unendlich bewegter Klangteppich, der sich dehnt und streckt, aus dem die Leadguitar immer wieder ausbricht und eine Richtung vorgibt. Orgelklänge glaubt man zu hören, bevor ein Latingroove sich durchsetzt, doch das in experimentellem atonalem Sound.

So fesselnd ist Madsens Live-Auftritt

Das Ensemble zieht alle Register – mal tutti, mal solistisch mit schwebend leichten, fließenden Bassakkorden oder einem fesselnden Intro von Drummer Wettstein, dem Madsen auf den Tasten folgt. Hier zeigt sich, dass der 1955 in Wisconsin geborene Jazz-Pianist eine klassische Ausbildung genossen hat. Gitarrenduelle gehen bis an die Anschlaggrenze, angefacht durch die brillante Rhythmusgruppe aus Schlagzeug und Bass. Satte Blues- und Rockmelodien entzünden sich an den Akustiksaiten. Ihr Zusammenspiel ergibt faszinierende Momente, wenn sich die Klangebenen überschneiden, überlagern und wieder voneinander lösen. Einiges an Durchhörbarkeit einzelner Instrumente geht angesichts der Enge des Bühnenraums für so viele Interpreten verloren. Das tut aber dem Gesamterleben keinen Abbruch. Ihre Spiellust ist überwältigend und das zeigt einmal mehr, wie authentisch und mitreißend Live-Auftritte wie dieser sein können. Es ist ein Hören, Sehen und Fühlen, das den Reiz ausmacht. In jazzrockig aufgeladenen Partien wie in mystisch angehauchten Balladen.