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Erzeugergemeinschaft

So wollen regionale Milchbauern beim Bürger punkten

Wangen / Lesedauer: 4 min

Mit eigenen Konzepten will die Erzeugergemeinschaft Milch Bodensee Allgäu beim Bürger punkten
Veröffentlicht:14.08.2018, 18:05

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Die Erzeugergemeinschaft Milch Bodensee Allgäu (EMBA) hat neue Pläne. Es geht dabei um den Ausbau der Aktivitäten der rund 60 Mitgliedshöfe in Oberschwaben, dem westlichen Allgäu sowie dem Bodenseeraum. EMBA-Vorstand ist Marcel Renz. Sein Hof liegt beim Wangener Teilort Roggenzell. Mit Renz sprach unser Redakteur Uwe Jauß.

Offenbar will die EMBA ihr Tätigkeitsfeld ausweiten. Um was geht es da?

Mehreres kommt zusammen. So haben wir schon in den vergangenen Jahren sehr auf die Weiterbildung unserer Mitglieder gesetzt – mit halb- bis ganztägigen Schulungsangeboten zu unterschiedlichen Themen. An den Anmeldezahlen sehen wir, dass dies unsere Landwirte interessiert und deshalb soll dies unbedingt so fortgesetzt werden. Daneben planen wir, unsere Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken, um den Menschen Einblick in die bäuerliche Arbeit zu geben. Dies halten wir als Lebensmittelproduzenten für sehr wichtig.

Sie sind ja auch dabei, Ihr landwirtschaftliches Netzwerk zu stärken, oder?

Das ist richtig. So soll das Gespräch mit Kollegen innerhalb unserer Berufsgruppe gefördert werden. Deshalb werden wir uns in naher Zukunft verstärkt mit Landwirten in der Ostschweiz, in Liechtenstein und Vorarlberg austauschen. Das sind alles Landwirte, die sich wie auch wir in Erzeugergemeinschaften zusammengeschlossen haben und nach ähnlichen Produktionsvorgaben wirtschaften. Möglicherweise kann sich hier mittelfristig eine Kooperation entwickeln.

Dies hört sich lobenswert an. Weshalb wollen aber ausgerechnet Sie sich in diesen Bereichen verstärkt engagieren?

Weil wir von unserem Weg überzeugt sind. Greifen wir das Beispiel Tierwohl heraus. Bei uns geht es nicht nur um räumlichen Abmessungen im Stall. Klar ist es wichtig, wie breit die Laufgänge sind, oder welches Ausmaß die Boxen haben, in die die Kühe sich zum Ruhen legen. Wir konzentrieren uns aber vor allem auf die Frage:Wie geht es dem Vieh in unseren Ställen? Denn ob eine Kuh sich wohlfühlt, kann ihr ein geschultes Auge ansehen. Dazu tragen dann auch entscheidend andere Faktoren bei, etwa eine angepasste Fütterung, ausreichend Bewegungsmöglichkeiten oder auch nur genügend frische Luft im Stall.

Ist in diesem Zusammenhang bereits etwas geschehen?

In rund einem Drittel unserer Betriebe haben wir bereits damit angefangen. Wir beurteilen nach einem festen Katalog und gehen Punkt für Punkt durch. Unterstützt werden wir dabei von der Stabsstelle für Tierschutz des Landes Baden-Württemberg, einer Professorin der in Nürtingen und Geislingen beheimateten Hochschule für Wirtschaft und Umwelt sowie

dem Landwirtschaftliche Fachzentrum in Aulendorf. Damit wir einen objektiven Vergleich auch untereinander anstellen können, wird der Zustand der Tiere neben der Eigenkontrolle noch von unabhängiger Seite beurteilt.

Wie hat ein landwirtschaftlicher Laie Ihre Bemühungen ums Tierwohl einzustufen?

Natürlich ist es uns wichtig, was der Verbraucher für eine Meinung von uns und unserer Produktionsweise hat. Und - auch wenn es heutzutage sehr schwer zu vermitteln ist – wir wollen in aller Deutlichkeit klar machen: Für uns Bauern ist nichts selbstverständlicher, als darum bemüht zu sein, dass es unseren Tieren gut geht. Nur wenn es ihnen gut geht, sind sie gesund, werden alt und sind so dann auch für uns wirtschaftlich. Wir haben keinerlei Interesse daran, Tiere schlecht zu behandeln – ein Vorwurf, dem wir immer wieder begegnen. Was wir machen, soll letztlich eine Vorbildfunktion haben. Deshalb gehen wir mit unserem Konzept deutlich weiter als es in der Tierschutzverordnung vorgesehen ist.

Betrifft dies neben dem Tierwohl noch weitere Punkte?

Ja. Das ist der Fall. Als Lieferanten der EMBA achten wir etwa auf Regionalität. Futter aus Übersee wollen wir nicht. Ebenso wenig möchten wir gentechnisch veränderte Futtermittel. Zudem engagieren wir uns für die Artenvielfalt. Die zur EMBA gehörenden Höfe betreiben auf über 100 Hektar Biotoppflege, auf ihren Wiesen stehen rund 1500 Streuobstbäume und sind mehr als 130 Bienenvölker im Einsatz.

Nun gibt es die EMBA bereits seit elf Jahren. Was war der ursächliche Grund, um die Erzeugergemeinschaft zu gründen?

Es ging um das Verhältnis zu den Molkereien. Bei 98 Prozent der Bauern holen die Molkereien die Milch auf dem Hof ab. Wir bringen hingegen den Molkereien die Milch. Dies hat den Vorteil, dass wir selber entscheiden können, wohin wir sie liefern. So ist es uns möglich, über Menge und Preis zu verhandeln. Dies bedeutet aber auch, dass wir Vereinbarungen treffen müssen über Qualität und Produktionsweise. Die Verantwortung für unser Produkt bleibt also in unserer Hand.