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Schuldach

Schüler retten Entenküken auf dem Schuldach

Wangen / Lesedauer: 4 min

Wie BSW-Schüler und Gerhard Lang acht Entenküken und deren Mutter zur Argen geleiten
Veröffentlicht:29.06.2018, 15:01

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Tierkunde der besonderen und besonders hautnahen Art haben am Freitagvormittag zahlreiche Schüler des Beruflichen Schulzentrums unverhofft auf dem Stundenplan gehabt. Denn eine Stockente und ihre acht gerade flügge gewordenen Küken sorgten dort für großes Aufsehen. Also lautete der Unterrichtsinhalt spontan, den Tieren beim Weg vom Flachdach der Schule ins Wasser der Argen behilflich zu sein. Eine durchaus schwierige, wenngleich letztlich erfolgreich absolvierte Prüfung. Tatkräftig mit half dabei der Wangener Vogelexperte Gerhard Lang.


Die Ufer des Kanals waren zu hoch, als dass die Entenküken das Wasser eigenständig hätten verlassen können.

Das war geschehen: Offenbar unbemerkt hatte die Stockente seit einigen Wochen auf dem Dach genistet, gebrütet und vor wenigen Tagen ihren Nachwuchs zur Welt gebracht. Mit dem ruhigen Dasein war es am Freitagmorgen vorbei. Denn die wohl erst wenige Tage alten Jungen waren flügge geworden. Also verließen sie das Nest und trollten sich auf der Fläche oberhalb des Erdgeschosses. Das fiel auf, und die Schule verständigte deshalb kurzerhand Gerhard Lang.

Als der Vogelkundler und SPD-Stadtrat am Ort des Geschehens ankommt, bietet sich ihm folgendes Bild, wie er später der „ Schwäbischen Zeitung “ schildert: Sechs der kleinen Stockenten laufen weiter auf dem Dach umher, die Mutter hingegen war zusammen mit zwei wohl besonders mutigen Küken bereits hinab auf den Pausenhof gesprungen. Lang schätzt, dass es sich dabei um eine Höhe von drei Metern handeln dürfte, die den (Jung-)Tieren aber gemeinhin nichts ausmache: „Die sind gut genährt und gut gepolstert.“

Die Schüler und der Experte, selbst bis vor wenigen Jahren Lehrer, kümmern sich zunächst um die sechs „unbetreuten“ Jungen. Durch ein Klassenraumfenster gelangen sie aufs Dach. Dass dabei ein Vortrag über Chile unterbrochen wird, stört nicht weiter, die kurzfristige Stundenplanänderung ist jetzt wichtiger. Letztlich fangen alle zusammen die kleinen Tiere ein und bringen sie in einem Rucksack unter.

Vogelnetz statt Käscher

Doch die unter dem Titel „Entenrettung“ stehende Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Denn währenddessen hat sich die Tiermama vom Pausenhof auf den Weg zum nahen Kanal gemacht. Dort angekommen, springt sie ins Wasser – und die beiden übrigen Küken gleich hinterher. Laut Lang keine gute Entscheidung, denn dessen künstlichen Uferwände sind hoch, und die Jungtiere können deshalb nicht mehr eigenständig aus dem Wasser gelangen. Der Vogelexperte hätte jetzt am liebsten einen Käscher dabei, um die Tiere einzufangen. Doch in der Not tut es auch das griffbereite Vogelnetz.


Wieder vereint: Die Entenmama hat alle ihre Küken beisammen. In der Argen stärkt sich die Familie erst einmal.

Somit war auch Aufgabe zwei der Prüfung absolviert. Doch jetzt muss noch die Mutter den Kanal verlassen, schließlich soll es in der Richtung der für die Küken besser geeigneten Argen gehen. Dazu braucht es buchstäbliche Lockvögel. Und die hat man ja – eben eingefangen – praktischerweise dabei: „Im Rucksack verstaut, locken wir mit einem Küken die Entenmutter und lenken diese, unter tätiger Hilfe der vielen Schüler an die Argen“, berichtet Gerhard Lang

Am THW-Steg schließlich erreichen die Entenmutter und ihre inzwischen aus dem Rucksack „entlassenen“ Kinder das Wasser. Die wieder vereinte Tierfamilie nimmt das Gewässer gleich schwimmend an – und muss sich offenbar von den Aufregungen des Morgens erst einmal erholen. Denn Gerhard Lang und die Schüler können noch beobachten, wie sich alle neun Enten erst einmal fressend und trinkend stärken.

Und was die Moral von der Geschichte, die auch in der SZ-Redaktion für Gesprächsstoff sorgt? Klare, wenngleich augenzwinkernde Antwort einer Kollegin, die selbst mehrfache Mutter ist: „Mit Kindern hast’ halt immer Ärger.“ Oder positiv formuliert: Ente gut, alles gut.