StartseiteRegionalRegion AllgäuWangenNach Großbrand: 32 Betroffene brauchen Unterkünfte

Großbrand

Nach Großbrand: 32 Betroffene brauchen Unterkünfte

Wangen / Lesedauer: 4 min

Am Tag nach dem Großbrand im Ebnet brauchen 32 Bewohner eine Bleibe für die nächsten Wochen und Monate. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung.
Veröffentlicht:23.02.2018, 16:07

Von:
Artikel teilen:

Am Tag nach dem Großbrand im Ebnet werden die Folgen des Millionenschadens immer deutlicher: Insgesamt 32 Bewohner sind auf der Suche nach einer Bleibe für die nächsten Wochen und Monate. Die Stadt ruft Eigentümer auf, Wohnraum zur Verfügung zu stellen und hat dabei insbesondere Ferienwohnungen im Blick.

Freitagmittag im Ebnet: Handwerker sichern die vom Brand betroffenen Teile des Wohnkomplexes. Über zwei Kräne machen sie das Dach wieder wetterfest. Ein Gerüst steht ebenfalls. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite ist ein Container zu sehen – voll mit Dachziegeln, die bis zum Donnerstag noch auf den Dächern der Hausnummern 10 und 12 lagen.

Morgens hatten sich bereits Experten ein erstes Bild von der Lage gemacht. Es geht jetzt um die Einschätzung der genauen Schäden und die Frage, welche Wohnungen wie stark von Feuer, Rauch und Löschwasser geschädigt sind. „Wir müssen schauen, dass es vorwärts geht“, sagt Christoph Bührer , Vorstand der Baugenossenschaft (BG) Wangen, die hier in ihrer Funktion als Hausverwalter für die Eigentümergemeinschaft tätig ist.

Mögliche Folgeschäden: Schimmel und Kontaminierung

Mit Hilfe von Gutachtern und Schadensregulierern der Versicherung soll festgestellt werden, welche Maßnahmen in den kommenden ein bis zwei Wochen greifen müssen. „Das ist nicht ganz so trivial“ erklärt Bührer. Denn zu den Folgeschäden zählt er auch eine mögliche Schimmelbildung und eine eventuelle Kontaminierung des in den Gebäuden befindlichen Wassers.

Klar ist: Die Häuser mit den Nummern 10 und 12 sind derzeit nicht bewohnbar. Insbesondere nicht die Nummer 12. Auf einem Balkon dort war das Feuer ausgebrochen. Diese und andere Wohnungen im Dachgeschoss sind zerstört, andere, darunter liegende stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Haus Nummer 10 hat ebenfalls etwas abbekommen. Strom, Heizung und Wasser funktionieren dort derzeit nicht.

Deshalb brauchen insgesamt 32 Menschen eine vorübergehende Bleibe. Darunter sind zwei Familien mit zum Teil kleinen Kindern, aber auch Paare, Alleinstehende und Senioren. Die meisten von ihnen hatten die Nacht nach dem Brand bei Freunden oder Bekannten verbracht. Zwei Personen waren laut Ordnungs- und Sozialamtsleiter Kurt Kiedaisch in Zimmern eines städtischen Gebäudes in der Liebigstraße unter gekommen, am Freitagabend folgten zwei weitere.

Die Stadtverwaltung appelliert jetzt an die Bürger, den Betroffenen für die kommenden Wochen und Monate Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Stadt selbst hat außer einfachen Zimmern in der Liebigstraße keine leer stehenden Bleiben, genauso sieht es bei der Baugenossenschaft aus: „Im Moment ist alles voll, aber wir schauen, was wir machen können“, erklärt Christoph Bührer.

Deswegen hat das Gästeamt am Freitag alle registrierten Vermieter von Ferienwohnungen angeschrieben, so Kiedaisch. Verbunden mit der Hoffnung, dass von den Eigentümern Signale kommen. Angebote wären auch dann willkommen, wenn Brandopfer die Unterkünfte nur bis zum Beginn der nächsten fest stehenden Buchung beziehen könnten.

„Es geht darum, unbürokratisch zu helfen“, sagt OB Michael Lang. Sein Appell richtet sich überhaupt an alle, die (idealerweise möblierten) Wohnraum haben. Sie sind aufgerufen, sich bei der Stadtverwaltung zu melden. Laut Lang soll es kommende Woche auch einen Termin mit Betroffenen sowie Vertretern von BG und Stadt geben.

Hilfsangebote aus der Bevölkerung

Unterdessen gab es schon erste Hilfsangebote aus der Bevölkerung. Noch am Donnerstag habe eine Anwohnerin im Ebnet ihre Ferienwohnung zur Verfügung gestellt. Auch Kleiderspenden seien avisiert worden. „Das fand ich toll“, so Kurt Kiedaisch.

Wie lange die 32 Bewohner der beiden vom Brand betroffenen Häuser auf fremde Bleiben angewiesen sind, ist völlig unklar. Aktuell wagt niemand eine Prognose, wann die Wohnungen wieder beziehbar sind. Die Rede ist von einigen Wochen bis zu vielen Monaten – abhängig vom Grad der Beschädigung.

Unterdessen hat der für die Häuser zuständige Gebäudeversicherer, die Sparkassen-Versicherung, am Freitag mit der Schadensregulierung begonnen, wie der Wangener Geschäftsstellenleiter Thomas Schmid berichtet. Anschließend würden Sachverständige eines Architekturbüros die Schäden begutachten. Für die nächsten acht bis 14 Tage rechnet er mit einem Maßnahmenkatalog und kündigt an: „Es wird zügig und zeitnah zu ersten Zahlungen kommen.“ Ansprechpartner und Empfänger seien die Eigentümer der Wohnungen, nicht die Mieter. Letzteren rät Schmid, schnell Kontakt mit dem jeweiligen Hausratversicherer aufzunehmen.

Ermittlungen wegen fahrlässiger Brandstiftung

Unterdessen kündigte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Brandstiftung an. Sie betreffen den Mann, dem am Donnerstagvormittag gegen 11 Uhr auf seinem Balkon im Dachgeschoss ein Streichholz zu Boden gefallen war, als er sich eine Kerze anzünden wollte. Anschließend hatte er selbst versucht, das Feuer zu löschen, was misslang. Er habe die Entstehung des Brandes am Donnerstag den Ermittlern von sich aus geschildert.