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Stadtkapelle

Leichtgängige Musik mit hoher Ausdruckskraft

Wangen / Lesedauer: 3 min

Stadtkapelle Wangen überzeugt bei ihrem Sommernachtskonzert auf dem Marktplatz
Veröffentlicht:15.07.2018, 18:42

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Es ist immer wieder ein Erlebnis, die Stadtkapelle in der südländisch anmutenden Kulisse des Marktplatzes zu hören. Am Samstag war es wieder so weit: Unter der Leitung von Tobias Zinser fand das Sommernachtskonzert statt. Auf dem Programm stand stimmungsvolle, „leichtgängie“ Musik, aber auch Werke von hoher Ausdruckskraft.

Der „Festliche Marsch“ von Antonin Dvorak eröffnete den Abend schwungvoll, dynamisch breit aufgestellt und einem, für einen Marsch überaus idyllischen Trio. Die Ouvertüre zu Verdis „Nabucco“ sollte mitreißen und begeistern und so war sie vom Komponisten ganz auf Wirkung und auf‘s Ohr bedacht, mit der Melodie des Gefangenenchors als Dreh- und Angelpunkt. Die typischen Streicherfiguren kamen gestochen scharf und die Spielfreude brach sich die Bahn und verlieh dieser sinnlichen Musik angenehmen Glanz.

Zauberhaft und beschwingt

Zauberhaft, beschwingt und rhythmisch geschärft folgte der „Dornröschen-Walzer“ Von Tschaikowsky. Die eleganten Melodien zeigten, dass nicht nur die Familie Strauß aus Wien herrliche Walzer schreiben konnte. Die „English Folk Song Suite“ von Ralph Vaughn-Williams verarbeitete englische Volkslieder sehr feinfühlig und mit viel Gespür fürs Originale, „Echte“. Kraftvoll und fröhlich, bisweilen rustikal arbeitete die Stadtkapelle alle Klang-Schattierungen fein heraus und das verlieh der Musik zusätzlichen Schwung.

„Lachische Sonne“ des kürzlich verstorbenen tschechischen Komponisten Evzen Zamecnik war ein bildgewaltiges Werk, das als Gegenbewegung zur real hereinbrechenden Dunkelheit, das langsame Aufgehen der Sonne beschreibt, nicht idyllisch, sondern durchaus zwiespältig: Einerseits ist die Sonne der unerschöpfliche Quell des Lebens, andererseits entwickelt sie zerstörerische, alles verbrennende Gewalt. Beides war in der Musik enthalten, Morgenstimmung, Wärme und Fülle, aber auch die diamantene Härte des Lichts. Eindrucksvoll, wie sich die Stimmungen entfalteten, sich entwickelten und änderten.

Jan van der Roost hat „Olympica“ für die olympischen Winterspiele in Nagano 1998 geschrieben. Hier bot er die ganze Pracht und Vielfalt eines modernen Blasorchesters auf, um den Gedanken und Geist der olympischen Idee, schwankend zwischen Wettbewerb und Völkerverständigung auszubreiten. Ein weiterer Leckerbissen waren die „Frank Sinatra Classics“, denn hier waren keine Cover-Versionen der Welthits zu hören, sondern die Originalarrangements, die für große Orchester geschrieben wurden. Stefan Schwalgin hat sie für Blasorchester gesetzt. Melodien wie „New York“ oder „My Way“ gehen ins Ohr und die Stadtkapelle erschien hier ganz anders wie sonst: leichtfüßig und sehr lässig. Aber die musikalische Struktur der Sätze war äußerst komplex, rhythmisch und harmonisch genau durchdacht und erforderte Beweglichkeit auf engstem musikalischem Raum – wie gemacht für ein Spitzensemble.

Den Abschluss machte ein traditioneller Marsch: „Nasim Hranicarum“ des Tschechen Karel Eska, eingängig, schmissig, und auch hier bewies die Stadtkapelle wieder ihre Disziplin und Gestaltungskraft. Wie auch bei der Zugabe, der Polka „Prager Gassen“ von Jaroslav Zeman. „Nessun dorma“ - „Niemand schlafe“ aus Puccinis „Oper „Turandot“ entließ die Zuhörer mit eben diesem Rat in den laue Nacht, die Melodie getragen vom tiefen Blech, packend und anrührend in jeder Note.