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Lärmschutz derzeit kein Thema an A 96

Wangen / Lesedauer: 4 min

Tempo 80 bei Nässe – Maximal 120 auf der Talbrücke
Veröffentlicht:25.01.2017, 19:12

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Nun also doch – wenn auch anders als in der lang diskutierten Form: Auf der A 96 soll schon in Kürze ein Tempolimit zwischen den Anschlussstellen Wangen-Nord und Leutkirch-Süd gelten, und zwar von 80 Stundenkilometern bei Nässe in beiden Fahrtrichtungen . Dies geht aus einem Schreiben des Landesverkehrsministeriums hervor. Zudem ist bereits seit November auf der Talbrücke Obere Argen in den Wintermonaten nur noch Tempo 120 erlaubt. Klar ist damit aber auch: In Sachen Lärmschutz – Ursprungsgedanke des 2014 und nach der Landtagswahl ad acta gelegten Modellversuchs – tut sich mit diesem Maßnahmenpaket zunächst weiter nichts.

Kritik von Rivoir und BI

Auf Kritik stoßen die Anordnungen deshalb auch bei der Bürgerinitiative Lärm A 96 in Kißlegg und beim SPD-Landtagsabgeordneten Martin Rivoir . Rivoirs kleine Anfrage im Landtag vom 3. September ist auch Auslöser des aktuellen Schreibens aus dem Verkehrsministerium. Rivoir sagte am Mittwoch auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“: „Ich bin grundsätzlich immer dafür, gemäßigt auf der Autobahn zu fahren. Gerade im Sinne des Lärmschutzes. Schade ist es, dass gerade die Abschnitte, die Bestandteil der Petitionen waren, nicht von einem Tempolimit geschützt werden. Zumal die Schweizer auf dieser Strecke sich gerne mal austoben.“

Bei Tempolimits auf der A 96 beruft sich das Land ausschließlich auf die Verkehrssicherheit. Den Streckenabschnitt zwischen den Auffahrten Wangen-Nord und Leutkirch-Süd sieht sie „kritisch“, weil sich dort in beiden Fahrtrichtungen „überdurchschnittlich viele Unfälle“, ereigneten. Zudem geht das Ministerium in dem Schreiben davon aus, dass dort „durch die Vielzahl von Verwindungsbereichen“ bei Regen das Wasser länger auf der Straße bleibt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem 13 Kilometer langen Streckenabschnitt habe das Regierungspräsidium bereits am 5. Dezember angeordnet.

Schilder schon im Januar?

In beiden Fahrtrichtungen sollen auch die Anschlussstellen Wangen-Nord und Leutkirch-Süd selbst in das Tempolimit miteinbezogen werden. Entsprechende Schilder wollen die Behörden noch im Januar aufstellen lassen, machen dies aber von der Witterung abhängig.

Grundlage der Beschränkung auf der Talbrücke Obere Argen sind die dort gehäuft vorkommenden Unfälle in den Wintermonaten. Zuletzt war es dort Ende Februar 2015 zu einem schweren Unfall mit Toten gekommen. Die Brücke gilt wegen ihrer Bauweise aus Stahl als besonders glätteanfällig, darauf hatten bislang auch beleuchtete Verkehrsschilder hingewiesen. Ende November gab es die Änderung. Seither darf dort in den Wintermonaten maximal 120 gefahren werden. Sie wurden jeweils rund 500 Meter vor dem Gefahrenzeichen („erhöhte Glättegefahr Stahlbrücke“) aufgestellt. Als Wintermonate bezeichnet das Ministerium den Zeitraum zwischen Anfang Oktober und Mitte Mai.

In dem Schreiben verweist das Verkehrsministerium auch auf die generell geschwindigkeitsbedingte Unfallhäufigkeit auf der A 96 in Baden-Württemberg. Die liege demnach bei 30,9 Prozent und damit um 22,9 Prozent unter dem landesweiten Schnitt von 39,1 Prozent. Vor diesem Hintergrund habe sich das Ministerium auf die Gefahrenpunkte zwischen Wangen und Leutkirch sowie auf der Talbrücke beschränkt.

Bund finanziert nicht Weiteres

Zudem seien in den vergangenen Jahren bereits die Mittelschutzstreifen verstärkt worden, um Durchbrüche von Lastwagen auf die Gegenfahrbahn zu verhindern. Ferner habe man auf rund 15 Kilometern Länge so genannte Rüttelstreifen am rechten Rand des Fahrbahnbelags angebracht. Sie sollen Autofahrer warnen, zu weit nach rechts abzukommen. Flankierend will das Land darüber hinaus, bei entsprechendem Wetter, Hinweistafel zur bundesweit empfohlenen Richtgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen aufstellen lassen.

Zu der von Martin Rivoir in seiner Anfrage auch thematisierten Lärm- und Umweltbelastung verwies das Verkehrsministerium auf einst in den Plänen festgelegte Maßnahmen. Dabei gehe es um vorhandene Lärmschutzwälle sowie um den bestehenden, 440 Meter langen Lärmschutztunnel bei Herfatz. „Darüber hinaus finanziert der Straßenbaulastträger Bund keine weiteren Maßnahmen“, schreibt das Ministerium weiter.

Merk: Kißlegger BI gibt sich nicht zufrieden

Roland Merk von der Bürgerinitiative Lärm A96 in Kißlegg hält die nun beschlossenen Maßnahmen für „Flickschusterei“. Der Bürgerinitiative gehen sie nicht weit genug. Die Regelung von 80 Stundenkilometern bei Nässe zwischen Wangen-Nord und Leutkirch-Süd sei zwar „schon mal ein Schritt in die richtige Richtung“, aber die Bürgerinitiative wünscht sich nach wie vor eine 120-Stundenkilometer-Regelung, unabhängig von Sommer oder Winter und trocken oder nass. Denn das Gefahrenpotenzial mit extremen Steigungen und kurzen Abfahrten habe man ja immer. Dass auf der Talbrücke Obere Argen nur im Winter 120 Stundenkilometer gelten soll, kann Merk nicht verstehen. Er erinnert daran, dass schon mal ein Lastwagen auf der Stahlbrücke gebrannt hat. „Man muss sich nur vorstellen, was passieren würde, wenn diese Brücke baufällig wird.“ Außerdem ärgert ihn „maßlos“, dass auf der Autobahn 81 die Begrenzung auf 130 Stundenkilometer umgesetzt wird, auf der A96 aber nicht. „Gibt es nur dort Raser und bei uns nicht?“, fragt er ironisch. Seiner Meinung nach werden auf der A96 „die Gefahrenpotenziale nicht gesehen oder wollen nicht gesehen werden“. Die Bürgerinitiative werden sich mit den neuen Regelungen nicht zufrieden geben, kündigt er an.