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Kulturnacht

Kultur satt in der Innenstadt

Wangen / Lesedauer: 4 min

Abwechslungs- und erfolgreich präsentiert sich die 15. Wangener Kulturnacht
Veröffentlicht:06.08.2017, 19:39

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Schon zur Eröffnung der 15. Wangener Kulturnacht am Freitag war in den Cafés und Bars in der Altstadt kaum noch ein Sitzplatz zu bekommen. Vor allem am Eselberg, wo die Jazz Point Big Band mehrmals am Abend instrument- und stimmgewaltig Jazz und Swing präsentierte. Auch am Saumarkt waren die Plätze dauerbesetzt, ebenso wie am Marktplatz. Wangens Oberbürgermeister Michael Lang konnte also sehr viele Besucher willkommen heißen, als er in der schwülwarmen Sommernacht zusammen mit den Gästen aus der Partnerstadt Prato das alljährliche Event eröffnete.

Über einen Mangel an Zuschauern konnte sich dementsprechend keiner der Künstler beklagen. Vor den kleineren Locations stauten sich mehrfach die Zuschauer bis auf die Straßen oder bis vor die Türe. Wie zum Beispiel während des Auftritts des De-Chores aus Deuchelried in der evangelischen Kirche. Die Sänger trugen moderne Stücke im Gospel-Gewand mit viel Körpereinsatz vor. Kein einfacher Ansatz, die schweißtreibenden Temperaturen in der Kirche einbezogen.

Lutherzitate zum Mitnehmen

Anlässlich des Jubiläums zu 500 Jahre Reformation hatte sich die evangelische Kirche erstmals an der Wangener Kulturnacht mit ihrer Aktion „Lutherzitate pflücken“ beteiligt. Die besinnliche Idee wurde gut von den Gästen angenommen, die sich die Zitate pflückten, mit denen sie sich am meisten identifizieren konnten. So wie Sonja Deisler , die sich das Zitat „Glaube ohne Liebe ist nichts wert“ mit nachhause nahm: „Das ist so. Liebe muss von Herzen kommen.“

Tradition kam auch nicht zu kurz bei der Kulturnacht. Stolz präsentierte der Trachtenverein D’Argentaler seine Tänze und die prächtigen Outfits. „Der Adlerflaum an meinem Hut ist noch echt. Der ist vererbt, denn kaufen kann man sowas heute nicht mehr“, erzählte Anna Kobel von D’Argentaler über ihre Ausstattung. Der Handel mit Accessoires aus Adlerfedern sei verboten, da die Tiere zu den besonders geschützten Arten gezählt werden.

Neben der Unterhaltung sorgten vor allem die italienischen Teilnehmer aus der Partnerstadt Prato für beste Verpflegung. Während es vor dem Rathaus allerlei Spezialitäten wie Pecorino, Pastrami und natürlich Wein aus der Toskana zu genießen gab, bereiteten die italienischen Damen in der Küche im Rathaus in riesigen Töpfen Tomatensauce für die Nudeln zu. Im Dauereinsatz wohlgemerkt, denn die Pasta fand reißenden Absatz.

Auszüge aus Historienstück

Riesiger Andrang herrschte auch im Innenhof der Badstube, wo eines der Highlights der Kulturnacht aufgeführt wurde. Es wurden Auszüge aus dem Historienstück „Wangen 1817 – Unser täglich Brot“ gezeigt. Das Stück, welches von Stadtarchivar Rainer Jensch geschrieben wurde, handelt von dem legendären Erntedankfest vor zweihundert Jahren, dass die lokale Hungersnot beendete. Obwohl auf die Schnelle zusätzliche Sitzplätze geschaffen wurden, fanden nicht alle Interessierten Platz im Innenhof. Die Glücklichen, die dem Stück zuschauen konnten, lauschten gebannt, als die hoch motivierten Schauspieler erzählten, dass während der Hungersnot sogar Pferdekadaver ausgegraben und verzehrt wurden.

Die Atmosphäre in der Wangener Innenstadt sorgte nicht nur bei den Gästen für Begeisterung, sondern auch bei den Künstlern selbst. „Der Postplatz fasst viele Leute, ist aber trotzdem sehr gemütlich. Man merkt nicht, dass das Publikum wechselt und ständig neue Ohren da sind. Da kann man auch ständig neue Ideen umsetzen“, analysierte Matthias Walser von den „Modern Voices & Jazz Singers“ des Liederkranz Kißlegg.

Improvisierte Stücke am Klavier

Um die Umsetzung neuer Ideen drehte sich auch der Auftritt der berühmten Pianistin Raminta Neverdauskaite, die improvisierte Stücke von Schubert und Chopin spielte. Ein Höhepunkt des Programms zum Abschluss. Die Künstlerin ließ vor ihrem Auftritt im Weberzunfthaus verlauten: „Es geht um die Improvisation des Augenblicks, denn aus der Idee des Augenblicks sind alle Stücke Schuberts entstanden.“ Gesagt, getan: Mit Hilfe eines Freiwilligen, der für die schwarzen Tasten verantwortlich war, wurde unter viel Gelächter im Publikum das erste Stück zum Besten gegeben. Beispielhaft für eine Kulturnacht, die rundherum ein großer Erfolg war.

Eine Bildergalerie und Videoeindrücke der Kulturnacht finden Sie im Internet unter:

schwaebische.de/wangen