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Filminitiative

Filme, die den Horizont weiten

Wangen / Lesedauer: 2 min

Neues Programm der Filminitiative „Weiße Wand“ beginnt am Montag, 24. September
Veröffentlicht:20.09.2018, 14:25

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Das neue Herbstprogramm der Filminitiative „Weiße Wand“ liegt vor, teilt der Verein mit. Bis Anfang Dezember laufen im Lichtspielhaus Sohler sechs ausgewählte Filme aus Argentinien, Frankreich, Italien, aus den USA und Deutschland. Dazu gibt es als Sonderveranstaltung eine lange Nacht mit Kurzfilmen von Jürgen Böttcher.

Der Eröffnungsfilm „Zama“ (24. und 25. September) der argentinischen Regisseurin Lucrecia Martel ist ein ungewöhnlich eigenwilliges, vom klassischen Historienkino weit entferntes Meisterwerk über das vergebliche Warten und den wachsenden Wahn eines Kolonialbeamten der spanischen Krone am Ende des 18. Jahrhunderts. Ein hypnotischer Tropentraum, der jegliche historische Rekonstruktion umschifft und stattdessen ins Fremdartige des Vergangenen eintaucht und akustisch-visuell zum Klingen bringt.

Am Vorabend zum Tag der Deutschen Einheit, 2. Oktober, 20 Uhr, gibt es zu Ehren des DEFA-Filmregisseurs Jürgen Böttcher eine lange Kurzfilmnacht. Der auch unter dem Namen Strawalde bekannte Künstler, dessen großartige Malerei noch bis zum 14. Oktober in der Städtischen Galerie in Isny zu sehen ist, ist der bedeutendste Dokumentarfilmer der ehemaligen DDR. Sein, dem ständigen Wechsel von toleranten und restriktiven Phasen der DDR-Innenpolitik ausgesetztes und abgerungenes, Werk ist nicht nur ein aufschlussreiches Stück Kultur- und Zeitgeschichte, sondern auch ein Stück reiner Kinomagie, das den Zauber des Lebens aufzuzeigen vermag.

Der renommierte französische Fotograf und Dokumentarfilmregisseur Raymond Depardon hat sich bereits mehrfach mit dem Thema Psychiatrie und Gesellschaft auseinandergesetzt. In „12 Tage“ (8. und 9. Oktober) verfolgt er sehr behutsam zwangseingewiesene Psychiatriepatienten bei ihren richterlichen Anhörungen.

Mit „Glücklich wie Lazzaro“ (22. und 23. Oktober) hat die italienische Filmemacherin Alice Rohrwacher eine berückende Verbindung aus Sozialdrama, magischem Realismus, Märchen, Arbeiterfilm und Heiligengeschichte geschaffen. Der Film erzählt eine Parabel über die Möglichkeit des Guten in einem zeitlosen, aber keineswegs wirklichkeitsfernen Italien , das sich von der Agrargesellschaft bis in die urbane Gegenwart spannt.

Der experimentelle Dokumentarfilm „El Mar la Mar“ (5. und 6. November) ist gleichermaßen poetische Elegie und audio-visuelle filmische Ausgrabung. Immer wieder gehen illegale Immigranten das hochriskante Wagnis ein, über die Sonora-Wüste von Mexiko in die USA zu gelangen.

Nach „Unter den Brücken“ läuft am 19. und 20. November ein weiterer, wenig bekannter, neu restaurierter Klassiker von Helmut Käutner. „Schwarzer Kies“ von 1960/61 ist eine meisterliche Generalabrechnung mit dem Wirtschaftswunderland BRD und der Adenauer-Ära. Gezeigt wird die wiederhergestellte Premierenfassung, die seinerzeit nur in einer zensierten Fassung ins Kino kam.

Letzter Programmpunkt Anfang Dezember bildet Romuald Karmakars hochkonzentriertes und komplexes Porträt der deutschen Elektromusik- und DJ-Szene mit dem von Heinrich Heine entlehnten schönen Titel „Denk ich an Deutschland in der Nacht“ (3. und 4. Dezember).