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Großbrand

Streichholz löst Großbrand aus

Wangen / Lesedauer: 4 min

In der Wangener Innenstadt hat am Donnerstag ein Mehrfamilienhaus gebrannt. Verletzt wurde niemand, mehrere Wohnungen sind aber zerstört. Die Brandursache steht auch fest. Der Schaden ist enorm.
Veröffentlicht:22.02.2018, 11:27

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Bei einem Großbrand sind am Donnerstagvormittag in einem Gebäudekomplex in der Straße Im Ebnet mehrere Wohnungen zerstört und weitere stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Menschen kamen zum Glück nicht zu Schaden. Allerdings stehen jetzt knapp 20 Menschen vorerst ohne eigenes Dach über dem Kopf da. Brandursache dürfte nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei ein heruntergefallenes Streichholz gewesen sein. Der Sachschaden kann demnach momentan nur geschätzt werden, beträgt aber mehrere Hunderttausend Euro.

Wie die Behörden am Nachmittag mitteilten, hatte ein Bewohner im zweiten Obergeschoss des Hauses gegen 11 Uhr auf dem Balkon seiner Wohnung eine Kerze anzünden wollen. Dabei fiel ihm das brennende Streichholz aus der Hand. Anschließend landete es in der Holzverschalung des Balkons.

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IMG_6706 (Foto: )

Der Bewohner versuchts zunächst, das Feuer selbst zu löschen, scheiterte aber. Kurz darauf loderten offene Flammen vom Balkon. Wegen starken Ostwindes griffen sie auch auf das angrenzende Haus über, so Staatsanwaltschaft und Polizei. Die Wangener Feuerwehr rückte unter anderem mit ihrer Drehleiter an. Die Besatzung versuchte der Lage Herr zu werden, allerdings war schnell klar, dass sie Unterstützung brauchte. Neben dem schneidenden Wind erschwerte die verwinkelte Bauart des in den 1990er-Jahren entstandenen Gebäudekomplexes die Arbeiten zunächst zusätzlich, wie Kreisbrandmeister Oliver Surbeck vor Ort erklärte.

Rechtzeitig evakuiert

Deshalb rückte zunächst eine weitere Drehleiter der Lindenberger Feuerwehr an, später kam auch noch die aus Leutkirch. Von drei Seiten konnten die in der Spitze nun 155 Feuerwehrleute daran arbeiten, ein Übergreifen der Flammen auf weitere Nachbargebäude zu verhindern und den Brandherd zu bekämpfen. Außerdem arbeiteten sich von innen Einsatzkräfte in die Dachstühle vor. Erfolgreich, wie sich gegen 12.30 Uhr heraus stellte. Da gab Surbeck vorsichtige Entwarnung: Das Feuer sei unter Kontrolle, „wir sind über den Berg“.

Angesichts des Ausmaßes des Brandes war es umso erfreulicher, dass die Einsatzkräfte keine Verletzten vermelden mussten. Sämtliche Bewohner der betroffenen Gebäude, in denen sich etwa 20 Wohnungen befinden, konnten rechtzeitig evakuiert werden. Rund 15 Menschen wurden vom Deutschen Roten Kreuz versorgt und fanden im benachbarten Autohaus Wald warmen Unterschlupf. Sie seien angesichts der Geschehnisse zwar „aufgelöst“, so Florian Mathäy, Orga-Leiter beim DRK, „machen aber einen gefassten Eindruck“. Auch eine zunächst vermisste Person, die im Dachgeschoss wohnte, war schnell gefunden worden.

B 32 gesperrt

Während des gesamten Vormittags rückten immer mehr Einsatzkräfte nach. Seitens der Feuerwehr Wangen wurden die Abteilungen aus Deuchelried und Niederwangen nachalarmiert. Außerdem stieß – neben den Drehleitern aus Lindenberg und Leutkirch – ein Gerätefahrzeug Atemschutz der Feuerwehr Weingarten hinzu. Das DRK war mit 30 Leuten vor Ort.

Löschwasser kam auch aus umliegenden Entnahmestellen, unter anderem aus einem Schacht auf der B 32, die zunächst halbseitig in Fahrtrichtung Ravensburg und später – bis zum frühen Nachmittag – komplett gesperrt wurde. Auf der Bundesstraße sowie weiteren Verbindungen rund um die Wangener Altstadt bildeten sich teils längere Rückstaus.

Weder Strom noch Heizung

Derweil wurde klar, dass rund 20 Bewohner des Gebäudekomplexes vorübergehend anderswo untergebracht werden mussten. Entweder weil ihre Wohnungen – wie mehrere im Dachgeschoss – durch das Feuer komplett zerstört worden waren. Oder weil darunter liegende durch Feuer, Rauch und Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen worden waren.

Laut Kreisbrandmeister Surbeck stellte sich die Unterkunftsfrage angesichts eisiger Temperaturen auch für Bewohner unversehrter Wohnungen. Denn die betroffenen Gebäude waren im Zuge der Löscharbeiten von der Energieversorgung abgeschnitten worden, sodass es weder Strom noch Heizung gibt.

Glutnester müssen eingedämmt werden

Bereits mittags stellte sich allerdings heraus, dass die allermeisten betroffenen Menschen übergangsweise bei Verwandten oder Freunden unterkommen konnten. Fünf Menschen stellt jetzt die Stadt Wangen eine Notunterkunft im oberen Teil des DRK-Gebäudes in der Liebigstraße zur Verfügung. Laut Ordnungs- und Sozialamtsleiter Kurt Kiedaisch handelt es sich dabei um ein Ehepaar, eine Mutter mit ihrer Tochter sowie um eine alleinstehende Person.

Die Feuerwehr machte sich nach den akuten Löscharbeiten daran, weitere Glutnester einzudämmen. Außerdem räumten sie Dachplatten des betroffenen Gebäudes weg, auch um der Gefahr von Trümmerschäden vorzubeugen, wie Feuerwehrsprecher Achim Reißner berichtete. Zudem stieg eine Drohne auf, um die weitere Entwicklung an dem Haus besser beobachten zu können.

Größter Brandeinsatz seit Jahren

Während des gesamten Vormittags hatten Anwohner des Gebäude und Passanten die Löscharbeiten der Feuerwehren beobachtet. Sie hielten sich umstandslos an die Anweisungen von Feuerwehrleuten und Polizisten und traten auf Aufforderung sofort hinter die zwischenzeitlich angebrachten Absperrbänder zurück.

Das Feuer im Ebnet ist nach Einschätzungen von Beobachtern der größte Brandeinsatz der Feuerwehr auf Wangener Stadtgebiet seit November 2013. Damals stand das ehemalige Thiermannhaus in der Altstadt in Flammen.