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Viererkette

Arbeit mit erhöhter Qualität

Laupheim / Lesedauer: 4 min

VfB Stuttgart gewinnt U19-Fußballturnier in Laupheim – Trainer Ilija Aracic steht für couragiertes Offensivspiel
Veröffentlicht:28.07.2013, 22:40

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Die Ballstafette war zum Zunge-Schnalzen: Marvin Weiss passte halbhoch in die Schnittstelle der gegnerischen Viererkette, Fabian Eisele legte quer, Burhan Soyudogru schob ein. Zwölf Minuten gespielt, 2:0 für die U19 des VfB Stuttgart gegen die Altersgenossen des gastgebenden FV Olympia. Die Tribüne, obwohl Laupheimer Terrain, applaudierte beeindruckt. Und Ilija Aracic? Stand auf, gestikulierte, wies an, korrigierte. Wo der Fußballlaie Perfektion vermutete, sah der Fußballlehrer Potenzial, Luft nach oben. „Man lernt immer“, wird der 42-jährige Kroate später an diesem brutal heißen Samstag sagen, und da war die Lektion nach dem 9:1 gegen die tapferen Heimischen und dem 1:1 gegen Aston Villa die, dass es stets diese Entschlossenheit braucht, mit der die Briten in die Zweikämpfe gingen. Die Trainerworte in der Kabine verfehlten ihre Wirkung nicht: 3:1 gewannen die VfB-Talente der Jahrgänge 1995 und 1996 anderntags ihr Halbfinale gegen Fortuna Düsseldorf, ehe im Endspiel abermals Aston Villa wartete. 4:0, ein Auftritt Marke „souveränst“ – der siebte Stuttgarter Turniersieg in 50 Laupheimer Turnierjahren.

Viel wichtiger für Ilija Aracic: Nächster Schritt war dieser „EnBW U19-Cup 2013“ in dem komplexen Prozess, den ein „Die Mannschaft muss sich finden“ nur oberflächlich beschreibt. Vier Wochen Vorbereitung bisher sind natürlich vier Wochen Ausdauer- und Krafttraining, sind vier Wochen Feilen am Spielerischen – aber vier Wochen Vorbereitung liefern auch Fingerzeige: „Die Jungs, die schon letztes Jahr gespielt haben, reifen die als Persönlichkeit, entwickeln die sich weiter, sind die bereit, Führungspositionen zu übernehmen? Und von den Jüngeren wollen wir sehen, dass die sich so schnell wie möglich anpassen. Weil: B-Jugend ist etwas anderes als A-Jugend. Hier wird eben viel körperlicher gespielt. Da müssen die noch ein Stück zulegen.“

Entwickeln für die nächste Ebene

Da ist es auch nicht mehr relevant, dass die U17 des VfB Stuttgart die vergangene Saison als Deutscher Meister beendet hat, dass die U19 in der Südstaffel der Bundesliga Zweiter knapp hinter Bayern München gewesen ist. 50 Prozent von diesem Erfolg plus 50 Prozent von jenem – wäre Fußball Mathematik, wäre das Ergebnis klar. Fußball ist keine Mathematik, und Ilija Aracic hat ein hübsches Beispiel dafür: Die U17 des 1. FC Nürnberg hatte sich 2012 Meister-Meriten erspielt, die U19 musste dieses Frühjahr absteigen – mit dem Gros der Titelhelden. So eine Deutsche B-Jugend-Meisterschaft, sagt Ilija Aracic, sei „schön und gut – aber das ist nur ein Titel auf einer Ebene. Und als nächste Ebene kommt die A-Jugend und später eben das Profigeschäft. Und die Spieler müssen von Jahr zu Jahr an sich arbeiten, um sich weiterzuentwickeln.“

Unter der Prämisse sind sie es angegangen in Stuttgart , mit einem Kader, in dem sich jünger und älter in etwa die Waage halten. Und einem Trainer, der weiß, was er predigt. Chemnitzer FC, TB Berlin, Hertha BSC Berlin und Arminia Bielefeld hießen Ilija Aracics Profistationen, seinen Fußballlehrer baute er 2011 im gleichen Kurs wie Markus Gisdol, Sascha Lewandowski, Markus Weinzierl und Michael Wiesinger. Nach dreieinhalb Jahren U19-Verantwortung beim FC Augsburg war der 1. Januar 2012 sein erster Tag beim VfB. Ein privilegiertes Arbeiten sei das, sagte Ilija Aracic in Laupheim: „Man arbeitet mit mehr Nationalspielern, man arbeitet mit erhöhter Qualität.“ Zwar verliere man die mitunter schnell (wie jetzt den erst 17-jährigen Timo Werner an Bruno Labbadias Profis), doch „dann muss man eben schnell wieder aufs Neue Qualität produzieren. Genau das macht den Reiz aus.“ Zweck und Ziel allen Nachwuchstrainer-Tuns sei es nun mal, „Spieler hochzubringen“. In Stuttgart, sagt Ilija Aracic, sei das gut möglich. Die Durchlässigkeit nach oben stimme, Kommunikation, Austausch werde großgeschrieben mit Bruno Labbadia, mit Fredi Bobic, dem Vorstand Sport, mit Jürgen Kramny, dem Trainer des Drittliga-Teams.

Was auch stimmt: die Spiel-Philosophie des Kroaten. Moderner Fußball = offensiver, attraktiver Fußball, heißt Ilija Aracics Ansatz für seine U19. „Diese Jungs sollen couragiert agieren, die sollen bestimmend auf dem Platz sein, dem Spiel ihren Stempel aufdrücken.“ Aston Villa weiß jetzt auch, was das bedeutet. Astoria Walldorf soll es beim Bundesliga-Auftakt am 10. August erfahren. Zwei Wochen noch. Sie werden nicht schaden. Denn: „Man lernt immer.“

Ergebnisse von Laupheim , Vorrunde: Norwich City – Skoda Xanthi 1:2, Fortuna Düsseldorf – Xanthi 0:1, Norwich – Düsseldorf 1:2; Aston Villa – Olympia Laupheim 2:0, VfB Stuttgart – Laupheim 9:1, Aston Villa – Stuttgart 1:1. – Halbfinale: Xanthi – Aston Villa 0:1, Stuttgart – Düsseldorf 3:1. – Um Platz 5: Norwich – Laupheim 2:0. – Platz 3: Xanthi – Düsseldorf 0:1. – Endspiel: Aston Villa – Stuttgart 0:4.