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Großbrand in Wangen: Beinahe wäre es zur Katastrophe gekommen

Wangen / Lesedauer: 4 min

Kreisbrandmeister Oliver Surbeck über den Großbrand, die Feuerwehrtaktik und Lernenswertes
Veröffentlicht:23.02.2018, 19:26

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Von sinnbildlichen „Bauschmerzen“ spricht Kreisbrandmeister Oliver Surbeck, wenn er sich an den Zeitpunkt erinnert, zu dem er am Donnerstagvormittag am den Ort des Großbrands im Ebnet eintraf. Es sei schon da vor allem um die Rettung der Gebäude rechts und links vom Brandherd gegangen. In der Nachschau glaubt er: Wäre die Feuerwehr nur zehn bis 15 Minuten später vor Ort gewesen, dann hätten die Flammen auf diese übergegriffen. Die Einsatzkräfte seien „extrem spät“ alarmiert worden.

„Wenn man löscht, kann man nicht telefonieren“

Surbeck macht dem Mann, der gegen 11 Uhr mit einem Streichholz eine Kerze auf seinem Balkon im Dachgeschoss seiner Wohnung anzünden wollte, menschlich keine Vorwürfe. Dieser hatte zunächst versucht, den Brand selbst zu bekämpfen, wie Staatsanwaltschaft und Polizei noch am Donnerstag mitteilten. „Wenn man löscht, kann man nicht telefonieren“, sagt Surbeck über den Mann, der sich zum Zeitpunkt des Ausbruchs allein in seiner Wohnung befunden haben soll. Und: „Er hat versucht, das Beste aus der Situation zu machen, ich habe Verständnis für seinen Reflex.“

Dieser hatte allerdings Folgen: „Als die Feuerwehr ankam, stand das Haus in Vollbrand“, so der Kreisbrandmeister. „Das war eine knackige Geschichte.“ Hinter den Stimmen, die er nach der Alarmierung zunächst über Funk hörte, habe „richtige Panik“ gesteckt.

Die Situation war laut Surbeck auch wegen anderer Aspekte besonders ernst: Beim aus den 1990er-Jahren stammenden Gebäudekomplex habe er zunächst Zweifel am Standard des Brandschutzes gehabt. „Eine Herausforderung“ seien zudem die verwinkelte Bauweise, die Höhe der Häuser und der scharfen Ostwind gewesen, der das Feuer „regelrecht ins Gebäude reingedrückt hat“.

Der Wind habe deshalb, verbunden mit anderen Faktoren, für eine rasche Ausbreitung des Brandes gesorgt. Surbeck geht davon aus, dass die Holzplatten, zwischen die das brennende Streichholz fiel, ebenso „strohtrocken“ waren wie möglicherweise darunter liegende Blätter und die Verkleidung des überdachten Balkons. Die Wohnung des Mannes lag überdies im ersten von gleich zwei Dachgeschossen. „Das ist für ein Feuer ein gefundenes Fressen“, sagte Surbeck am Freitag.

Deshalb sei es der Feuerwehr weniger darum gegangen, die bereits brennenden Wohnungen zu retten, als vielmehr ein Übergreifen des Brandes auf weitere Häuser des als zusammenstehendes Ensemble errichteten Gebäudekomplexes zu verhindern. „Der Brand war erstmal egal“, so Surbeck. Mit dieser Entscheidung habe Einsatzleiter Andreas Frey, stellvertretender Kommandant der Wangener Feuerwehr, richtig und mutig gehandelt: „Das war fachlich absolut richtig.“

Früh in die Gebäude gegangen

Entsprechend sah die Taktik aus: Die Drehleiter aus Leutkirch konzentrierte sich auf das Feuer, während jene aus Wangen und Lindenberg in der so genannten Riegelstellung ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbarhäuser verhinderten. Überdies habe die Einsatzleitung „sehr früh“ Leute unter Atemschutz in das Gebäude geschickt. Sie kontrollierten laut Surbeck „neuralgische Stellen“ – auch wegen der Unsicherheit beim baulichen Brandschutz. Flankierend wurde überdies von außen das Dach geöffnet.

Dass der Großbrand im Ebnet „eine richtige Herausforderung“ war, wird zusätzlich deutlich, weil dennoch Rauch in benachbarte Gebäude eindrang – und dort einen zusätzlichen Gefahrenherd verursachte. Laut Surbeck hätte dies im schlimmsten Fall zu einer explosionsartigen, so genannten Rauchgasdurchzündung führen können. Durch Druckbelüftung hätten die Einsatzkräfte diese aber verhindert.

Unterm Strich attestiert der Kreisbrandmeister den in der Spitze bis zu 155 Feuerwehrleuten einen „richtig starken Einsatz“. Erfreulich sei zudem, dass genügend der allesamt ehrenamtlichen Kräfte trotz der Kernarbeitszeit am Donnerstagvormittag vor Ort sein konnten.

Surbeck lobt Drohnen-Einsatz

Dennoch gibt es für Surbeck auch aus dem Großbrand im Ebnet etwas zu lernen: Der Einsatz einer Drohne, die ein Wangener Feuerwehrmann privat zur Verfügung stellte, sei sehr hilfreich gewesen – vor allem, um einen besseren Überblick über die Lage zu bekommen. Für den obersten Feuerwehrmann im Landkreis nur ein Argument mehr, dass der Kreis Vergleichbares anschafft. Mittel dafür stünden im laufenden Haushalt jedenfalls zur Verfügung.