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Durchs Teleskop in die Vergangenheit blicken

Waldburg / Lesedauer: 4 min

Dunkle Materie, Galaxien und Lichtjahre: Wissenschaft auf der Waldburger Sternwarte
Veröffentlicht:27.02.2018, 19:33

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Irgendwann wird ein Leben auf der Erde nicht mehr möglich sein, weil die Sonne sich ausdehnt und es auf der Erde dann zu heiß wird. Bis es soweit ist, werden zwar noch rund eine Milliarde Jahre vergehen. Trotzdem wird Monika Hermann-Spiegel bei diesem Gedanken etwas ehrfürchtig. „Wenn man den Blick mal erhebt, bekommt man ein Gefühl dafür, wie verletzlich unser Planet ist“, sagt sie. Diesen erweiterten Horizont ermöglicht ihr die Waldburger Sternwarte. Seit zehn Jahren ist sie Mitglied im astronomischen Arbeitskreis Waldburg-Weingarten, der die Sternwarte betreibt.

„Ich möchte wissen, was die Welt zusammenhält“, sagt Monika Hermann-Spiegel. Schon als Jugendliche habe sie deshalb viel gelesen – zum Beispiel über Themen wie dunkle Materie. Später schloss sich ein Physikstudium an. Heute verbringt sie gerne Zeit an dem großen Spiegelteleskop mit 40 Zentimetern Durchmesser, dem Herzstück der kleinen Sternwarte auf dem Schulgelände in Waldburg. Mit dessen Hilfe lassen sich zum Beispiel Doppelsterne, galaktische Nebel oder andere Galaxien beobachten. „Man kann immer noch was lernen“, sagt die Hobby-Astronomin.

Der Traum: Zivilisation entdecken

Auch für ihren Sternwarten-Kollegen Kurt Mannweiler haben diese Dinge noch nicht an Faszination verloren. Dabei kam er ganz unverhofft dazu: Zum 50. Geburtstag hat er ein Teleskop geschenkt bekommen und angefangen, Doppelsterne zu beobachten. Eine neue Welt eröffnete sich ihm, und er begann begeistert, Fachliteratur zu studieren. „Ich habe es mir von der Pike auf selbst beigebracht“, berichtet er – und findet es toll, dass man diesem Hobby sowohl mit acht Jahren als auch mit 80 Jahren nachgehen kann. „Die Astronomie beantwortet elementare Fragen“, sagt Kurt Mannweiler. So ist für ihn beispielsweise die Tatsache, dass alles aus Atomen besteht, „eine befriedigende Erkenntnis“.

Und einen kleinen Wunschtraum hat er auch: Er würde gerne eine Zivilisation auf einem anderen Planeten entdecken. Dass die Chancen darauf eher gering sind, ist ihm jedoch klar. Denn alles, was man mit dem Teleskop oder dem bloßen Auge am Sternenhimmel sieht, ist eigentlich schon Vergangenheit. „Bis ein Signal vom Andromedanebel hier ist, dauert es zwei Millionen Jahre“, erklärt Mannweiler. Zur Erklärung dieses Phänomens gibt es die Einheit Lichtjahre. Ein Lichtjahr bezeichnet die Entfernung, die das Licht in einem Jahr im luftleeren Raum zurücklegt. Dass im Weltall tatsächlich die sprichwörtlichen „unendlichen Weiten“ herrschen, zeigt die Tatsache, dass das Licht für die rund 300 000 Kilometer vom Mond zur Erde nur eine Sekunde braucht, für die 150 Millionen Kilometer von der Sonne zur Erde bereits acht Minuten.

Nicht mit Astrologie verwechseln

Rein wissenschaftlich oder eher philosophisch – jedes der rund 25 Mitglieder im Arbeitskreis hat einen eigenen Zugang zur Astronomie. Bei ihren regelmäßigen Treffen diskutieren sie, beobachten gemeinsam den Sternenhimmel oder betreiben Astrofotografie. Einmal im Jahr geht es in die Berge, um eine Nacht auf einem Gipfel weitab jeder Lichtverschmutzung zu erleben.

Doch der Verein öffnet die Tür der Sternwarte auch für Besucher. Zweimal im Monat werden Führungen angeboten. „An diesen Abenden erklären wir oft die Sternbilder, dafür interessieren sich viele unserer Gäste“, berichten Kurt Mannweiler und Monika Hermann-Spiegel. Und manchmal komme es auch vor, dass ein Besucher Astronomie mit Astrologie verwechselt. Dann müssen die Sternwarten-Betreiber immer schmunzeln. Denn mit der Deutung von Zusammenhängen zwischen astronomischen Ereignissen und irdischen Vorgängen haben sie wirklich gar nichts am Hut.

Tipps für Einsteiger

Wer ins Thema Astronomie einsteigen möchte, darf sich gerne an den Arbeitskreis an der Waldburger Sternwarte wenden, um sich dort Ratschläge von Erfahrenen zu holen, bevor er sich ein Teleskop zulegt, sagt Kurt Mannweiler. Was viele nämlich nicht wissen: Beim Blick durchs Teleskop sieht man nur Graustufen. Die Farben auf den Astronomie-Fotos entstehen erst durch Langzeitbelichtung. Auch das Auffinden auserwählter Beobachtungsobjekte sei anfangs nicht ganz einfach, weiß Mannweiler aus eigener Erfahrung. „Am besten, man konzentriert sich zu Beginn auf Dinge, die man auch mit dem bloßen Auge sehen kann“, so sein Tipp. Ganz wichtig sei außerdem, dass man niemals mit einem Fernglas oder Teleskop in die Sonne schauen dürfe, sagt er. „Das wirkt sonst wie ein Brennglas, das die Netzhaut beschädigt.“