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Gastwirtschaft

Als König Wilhelm bei den Strobels in Waldburg einkehrte

Waldburg / Lesedauer: 2 min

Als König Wilhelm bei den Strobels in Waldburg einkehrte
Veröffentlicht:14.02.2010, 21:00

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Am Anfang der Bauerjörgstraße in Waldburg erhebt sich das Restaurant „König Wilhelm”. Woher der für eine Gastwirtschaft seltene Name König Wilhelm stammt? Das ist eine besondere Geschichte.

In früheren Zeiten hieß das Haus schlicht und einfach Gasthaus und Bäckerei von Mathäus Strobel . Eines Tages jedoch kehrte, nach einem mehrstündigem Besuch auf der Stammburg des Hauses Waldburg, König Wilhelm II von Württemberg inkognito in der Wirtschaft von Mathäus Strobel ein. Es war am 13. Oktober 1908. Vielleicht hatte der König ein Foto im Hinterkopf, das eine Kompanie seiner Soldaten zeigte, die mit Pickelhaube oder Käppi und mit Melderr-Militärfahrrädern für ein Foto vor der Strobel´’schen Wirtschaft postierten, mit der Waldburg im Hintergrund. Möglicherweise hatte der König den Weg auf die Burg auch zu Fuß bewältigt und wollte sich mit einem Vesper stärken. Das wurde ihm auch freundlich serviert, ohne dass jemand ahnte, wer der schweigsame Herr war. Erst als dieser bereits gegangen war, fragte der zufällig ebenfalls in der Wirtschaft anwesende Burgkastellan Mangold, ob der hohe Herr schon gegangen sei. Gastwirt Mathäus Strobel, der nicht wusste, wen er da eben bedient hatte, fiel aus allen Wolken, als er erfuhr, dass es sich bei diesem Gast um König Wilhelm von Württemberg gehandelt hatte.

Nun, dachte der clevere Wirt, so ist zu vermuten, wenn selbst der König bei mir einkehrt, dann kann ich auch meine Wirtschaft nach ihm benennen. Und schon bald trugen Gasthaus und Bäckerei von Mathäus Strobel den vornehmen Namen „Restaurant König Wilhelm“. Eine moderne Werbeidee, die die Zeiten und das Königreich überdauert hat. König Wilhelm II von Württemberg, geboren 1848 in Stuttgart und gestorben 1921 in Tübingen-Bebenhausen verzichtete am 29. November 1918 infolge der Novemberrevolution auf seinen Thron und nahm den Titel Herzog von Württemberg an.

Im Auftrag von Strobel hat später ein bayrischer Lüftlmaler die Fassade großflächig mit einem Fahnenträger in Phantasieuniform bemalt. Die kommt nie aus der Mode, und feiert bei den vielen Mittelalter- und Renaissancegruppen, die seit einigen Jahren am Entstehen sind, starken Zulauf.

Nicht geändert haben sich die Besitzverhältnisse beim Hotel Gasthof „König Wilhelm“. Die Wirtsfamilie trägt immer noch den Namen Strobel. Nur eine Bäckerei wie früher, die gibt es schon lange nicht mehr. Sieben Gästezimmer stehen zur Verfügung, und neben der Gaststube im Erdgeschoss ein herrlich nostalgischer Saal im Obergeschoss. Hier hat die Narrenzunft der Waldburger Burgnarren ihr „Hauptquartier“.