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Bedenken

Viele offene Fragen beim Thema Kiesabbau in Vogt

Vogt / Lesedauer: 4 min

Informationsveranstaltung im Altdorfer Wald – Trinkwasser von Baindt und Baienfurt auch betroffen
Veröffentlicht:17.10.2017, 10:51

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Ortstermin an der Landesstraße 323 beim Vogter Ortsteil Grund: Hier, im Altdorfer Wald – dem größten zusammenhängenden Wald Oberschwabens – soll ein etwa elf Hektar großes Kiesabbaugebiet entstehen. Die Vogter sorgen sich um ihr Trinkwasser, weil es dort zwei Quellen gibt, und sie befürchten mehr Schwerlastverkehr, der den Kies von dort in die Asphaltmischanlage in Grenis bringen soll.

Zu dem Termin mit Vogts Bürgermeister Peter Smigoc, dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat, Christoph Wenzel, und dem bisherigen Gemeinderatsmitglied Max Scharpf hatte die „Initiative 60+“ eingeladen. Scharpf legte, wie die SZ berichtete, in der vergangenen Woche sein Amt nieder. „Wir haben schon so viel gehört und gelesen und wissen eigentlich nicht, wo das ist und was genau jetzt los ist. Das geht uns alle an und unsere Kinder und Kindeskinder“, erklärt Gerd Maier von der Initiative den Grund für die Veranstaltung.

„Die wollen hier den ganzen Hügel abgraben“, erläutert Max Scharpf den Interessierten das Vorhaben der Firma „Meichle und Mohr“, die auch den Kiesabbau in Grenis (Gemeinde Amtzell)“ betreibt. Der Plan: Der Kies aus Grund soll mit Lastwagen in die Asphaltmischanlage in Grenis transportiert werden. Satellitenkonzept nennt sich das. Die Befürchtung der Anrainer rund um die Asphaltmischanlage: Das neue Kiesabbaugebiet in Grund könnte als Rechtfertigung dienen, die Asphaltmischanlage länger zu betreiben als ursprünglich in der Genehmigung festgehalten. Dort ist von einer Befristung bis 2025 zu lesen. Die Anwohner stören sich an Lärm, Verkehr und den Immissionen.

Wasserschutzgebiet in der Nähe

Max Scharpf räumte ein, dass der Altdorfer Wald an dieser Stelle nicht in bestem Zustand ist. „Den Wald hat man ein bisschen verkommen lassen, aber man kann wieder einen schönen Wald entstehen lassen“, sagt er. „Denn wo geht man denn sonst zum Sporteln oder Spazierengehen hin? Im Wald findet man noch Erholung.“

Außerdem weist er auf die Wasserversorgung hin. Ein paar Hundert Meter entfernt gibt es zwei Wasserquellen, die für die Trinkwasserversorgung genutzt werden. Deswegen hat die Gemeinde Vogt einen Geologen beauftragt, die Sache unter die Lupe zu nehmen. Ein genaues Ergebnis liegt noch nicht vor. Aber, so erläutert Bürgermeister Smigoc , es hängen an diesen Quellen vor allem auch die Gemeinden Baindt und Baienfurt im Schussental dran, die von dort ihr Trinkwasser beziehen. „In der Landwirtschaft heißt es, dass man in diesen Wasserschutzgebieten kein Tropfen Öl verlieren darf und jetzt will man so nahe daran Kies abbauen“, sagt Scharpf. Und weiter: „Wenn die hier das Loch aufmachen, gehen die nicht mehr weg.“ Im Altdorfer Wald ist die Mächtigkeit an Kiesvorkommen besonders hoch. Hier findet man die sogenannten großen Wacken, die dringend gebraucht werden.

Rund 1300 Unterschriften

Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Christoph Wenzel, kritisiert das geplante Kiesabbaugebiet in Grund und verteilte Flugblätter mit einer ausgesprochen detaillierten und gründlich aufgestellten Fragensammlung des CDU-Ortsverbandes Vogt. „Diese Fragen müssen beantwortet werden“, machte Wenzel deutlich. „Wie kann es einem privaten Unternehmen auf öffentlichem Grund erlaubt werden, Untersuchungen auf diesem Gebiet durchzuführen, wenn heute jedes bisschen europäisch ausgeschrieben wird? Wir wollen klare sachliche Antworten auf unsere Fragen“, so Wenzel. Es rufe Irritationen hervor, wenn ein bisheriges Ausschlussgebiet für Rohstoffgewinnung plötzlich zum Abbaugebiet wird.

Er thematisiert auch den Verkehr, der durch den Kiestransport nach Grenis entstehen wird. Die Straßen seien nicht dafür geschaffen, außerdem entstünde in Vogt ein Problem, wenn bei der Aral-Tankstelle ein neues Geschäft mit mehr Publikumsverkehr entstehen wird. Gefährdet werden in Vogt alle Verkehrsteilnehmer. Aber der Verkehr führe auch zu Wertverlust bei Immobilien und mindere den Freizeit- und Erholungswert in der Gemeinde. Und auch im CDU-Ortsverband steht die große Frage im Raum: Gibt es Sicherheit, dass Grundwasser und Trinkwasser nicht gefährdet werden?

In der Gruppe wurde diskutiert, wie man gegen den Kiesabbau vorgehen kann. Wenzel sagte, dass man schon auf die Landtagsabgeordneten Raimund Haser und auch August Schuler (beide CDU ) zugegangen sei – auch auf das Regierungspräsidium und den Landrat. Man war sich einig: „Wir müssen unbequem werden, damit alle merken, dass diese Sache hier wichtig ist.“

Gerd Maier schloss die Veranstaltung mit den Worten: „Wenn ich dorthin in den Wald sehe, sehe ich Natur und Bäume. Ich habe keine Lust dazu, dass ich dort mal in ein tiefes Loch blicken muss.“ Und Bruno Werner von Kreit von der Interessensgemeinschaft Grenis/Grund sammelte Unterschriften. Mittlerweile sind es rund 1300.