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Menschenkette

Jetzt geht es um Demos und Menschenketten

Vogt / Lesedauer: 4 min

Debatte um den geplanten Kiesabbau im Vogter Teilort Grund geht weiter
Veröffentlicht:17.08.2018, 17:45

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Und noch ein Informationsabend: Die Interessengemeinschaft (IG) Grenis/Grund macht weiter gegen den avisierten Kiesabbau im Vogter Teilort Grund mobil. Sie hatte zu einer weiteren Veranstaltung am Donnerstagabend in das Gasthaus Adler nach Vogt eingeladen. Mehr als 100 Bürger aus den im Vorallgäu und im Schussental direkt und indirekt betroffenen Gemeinden sind gekommen. Erstmals wurden offen Demonstrationen oder gar Menschenketten angesprochen.

Kommunalpolitisch Aktive, Vertreter der IG, aber auch Bürger, die zum erst Mal mit dem Thema in Berührung gekommen sind, füllten den Saal. Abermals wurde erklärt, dass im Altdorfer Wald auf knapp elf Hektar ein Kiesabbaugebiet der Kiesgesellschaft Karsee entstehen soll. Seit eineinhalb Jahren beherrscht nun schon dieses Thema die Debatten in Oberschwaben.

Die Bevölkerung hat Angst, einen Naturraum als Naherholungsgebiet zu verlieren. Man fürchtet sich vor zusätzlichem Schwerlastverkehr auf den schmalen Straßen rund um Vogt. Einerseits wegen Lärms, aber auch wegen der Gefahren für Radfahrer und Fußgänger. Artur Pilz von der IG kritisierte, dass auch aus der Region Kiesexport nach Österreich und in die Schweiz stattfindet. Viele Laster donnerten durch die Gemeinden in Richtung Süden. „Wir produzieren dadurch einen Kiesnotstand, das ist nicht nachhaltiges Wirtschaften“, sagte Pilz.

Doch insbesondere das Thema Wasser erhitzte die Gemüter. Baienfurts Bürgermeister Günter A. Binder referierte über die ersten Untersuchungsergebnisse des Geologen Hermann Schad. Demnach sei das Wasserschutzgebiet Weißenbronnen, aus dessen Quelle die rund 12 500 Einwohner der Gemeinden Baienfurt und Baindt ihr Wasser beziehen, zu klein bemessen und müsste demnach 8 statt 3,3 Quadratkilometer umfassen. Dennoch ist aber ein Kiesabbau in der Wasserschutzgebietszone III zuverlässig. Binder kritisierte erneut, dass man über die Einspruchsfrist für die Bevölkerung lediglich, wie es das Gesetz vorschreibt steht, im Staatsanzeiger und im Internet informiert habe. „Das ist vorbei an der Bürgerschaft“, sagte er.

Gegenseite war nicht eingeladen

Dass Wasserschutz vor Kiesabbau kommen müsse, war einhellige Meinung im Publikum. Das unterstützte auch Ralf Witte, der Geschäftsführer des Zweckverbandes Haslach-Wasserversorgung, zu dem auch die Gemeinde Vogt ab 2019 gehören wird. „Kiesabbbau und Wasserschutzgebiet – gegensätzlicher geht’s gar nicht“, sagte Witte. Er bezog sich auf die Leutkircher Heide, wo bereits der größte Kiesabbau im Landkreis Ravensburg im Gange ist. „Hier ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Wehret den Anfängen“, sagte er. Allerdings haben Verantwortliche der Stadt Leutkirch gegenüber der SZ Auskunft gegeben, dass der Kiesabbau keine Auswirkungen auf ihr dortiges Wasser hat.

Vertreter vonseiten des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben, in dessen Zuständigkeit auch die Ausweisung eines möglichen Kiesabbaus in Grund liegt, waren an diesem Abend nicht eingeladen. Ebenso wenig der betroffene Kiesunternehmer Rolf Mohr oder Vertreter des Landratsamtes Ravensburg. Als politischen Vertreter hatte die IG den Kreisvorsitzenden der Grünen, Christof Schrade, in Vertretung für den Landtagsabgeordneten Manne Lucha eingeladen. Die Gelegenheit, ihm Fragen zu stellen oder ein Statement von den Grünen einzuholen, ließ man so gut wie ungenutzt. CDU-Vertreter waren nicht eingeladen.

Nach den Sachvorträgen zu Beginn der Veranstaltung wurde es zäh für diejenigen, die schon tief im Thema sind, und verwirrend wurde es für diejenigen, die sich zum ersten Mal mit der komplexen Thematik befasst haben. Die auf zwei Stunden angelegte Veranstaltung dehnte sich auf fast drei Stunden aus, glitt allmählich vom Sachlichen ins Emotionale und strotzte vor Wiederholungen.

Bei der Abschlussrunde kam vonseiten der Besucher wieder die Frage auf, warum sich Ravensburg noch nicht zum Thema Wasser geäußert habe – gerade im Hinblick auf die immer trockeneren Sommer. Ein Bürger fragte, warum man nicht eine Bürgerinitiative gründe. Und Maria Anna Leuthner aus Wolfegg schlug gar vor, eine Menschenkette zu bilden. Andere regten an, Demonstrationen vor Sitzungen der Regionalversammlung zu veranstalten oder insgesamt öffentlichkeitswirksam auf das Thema aufmerksam zu machen.

Die IG kündigte eine Plakataktion in Vogt an. Ein Plakat war an diesem Abend ausgehängt. Auf dem hieß es: „Vogt, demnächst ,Wackendorf’. Filiale der Kiesgesellschaft Karsee GmbH & Co. KG.“