StartseiteRegionalRegion AllgäuTautenhofen Bitterwolf spricht von einem starken Heimatgefühl

Galluskapelle

Bitterwolf spricht von einem starken Heimatgefühl

Tautenhofen / Lesedauer: 3 min

Die Malerin eröffnet mit der Ausstellung „Horizonte – kein Bleiben, nirgends“ die Saison auf dem Winterberg
Veröffentlicht:30.03.2015, 12:50

Artikel teilen:

Alljährlich am Palmsonntag beginnt die Saison in der Galluskapelle auf dem Winterberg mit einer Kunstausstellung. Nach Romain Finke, Raimund Wäschle oder Susanne Allgaier sind es jetzt Werke der Malerin Beate Bitterwolf. „Horizonte – kein Bleiben, nirgends“ lautet der Titel des sechsteiligen Bilderzyklus’ auf Leinwand. Karl-Anton Maucher und die Künstlerin haben mit einem Gespräch die Ausstellung am Sonntagnachmittag eröffnet.

Eigens für die Galluskapelle sind die sechs mittelgroßen Formate entstanden. Dunkles Blau, Eisenoxyd und Umbra gebrannt sind die vorherrschenden Farbtongebungen, die sich in abstrakter Malweise aus Pigmenten, Sand, Acryl, Collage, Graphit und Kreide zusammensetzen. „Am Tag der Sonnenfinsternis haben wir die Arbeiten hier installiert“, erzählte Georg Zimmer, erster Vorsitzender des Leutkircher Fördervereins Galluskapelle Winterberg, und da habe es schon viele neugierige Besucher gegeben. Gitarrist Emanuel Dreher aus Mindelheim begleitete die Vernissage musikalisch mit eigenen Kompositionen, welche die Klarheit und die präsente Ruhe der Bilder widerspiegelten.

Beate Bitterwolf ist gebürtige Wangenerin, hat in den 1980er-Jahren an der Alanus-Hochschule in Alfter (Rhein-Sieg-Kreis) und in Stuttgart bei Professor Hans K. Schlegel studiert. 2006 zog die freischaffende Malerin nach Horn-Gaienhofen, wo sie die „fabrik am see – Akademie für zeitgenössische Kunst am Bodensee“ gründete.

Karl-Anton Maucher zog in seiner Vorrede zum Gespräch eine Verbindung zum Palmsonntag. Als der Mensch Jesus den Jubel der Massen erlebt habe, doch schon wusste, dass er unterwegs zum Leiden sei, wo er von allen Menschen verlassen sein würde. Alles könne jeden Moment anders sein. Nirgends seien Menschen dauerhaft sicher oder daheim, was sich als Gefährdung oder aber als Chance wahrnehmen lasse. Beate Bitterwolf hat sich für letzteres entschieden.

Sie ist auf Anfrage von Georg Zimmer auf den Winterberg gekommen und war sofort angetan von der Schlichtheit der Architektur. Von der Stille und den überwältigenden Ausblicken. Ein starkes Heimatgefühl habe sich plötzlich eingestellt, und so entschied sie sich, ihre Bildserie „Berge, Steinbrüche und Wanderer“ aus den frühen 1990e-Jahren wieder aufzunehmen und weiterzuentwickeln. Ihre abstrakten Landschaften sind Schichtungen, die Weite und Tiefe zugleich vermitteln. Sie benennen nichts im Außen Wiedererkennbares.

Bitterwolf will vielmehr den jeweils eigenen geistigen Horizont nach innen in den Kapellenraum verlegen. In diesem wirken die experimentell und prozesshaft entstandenen Bilder zurückhaltend. Sie fügen sich organisch in das Rund des Gemäuers ein. Daneben verwies Bitterwolf auch auf die Nähe zur Autobahn und das ständige Unterwegssein nach Irgendwohin. Ihr gehe es auf einer höheren Ebene darum, das Gefühl von Heimatlosigkeit einzufangen und sich der Gewissheit zu stellen, dass nichts bleibt, sondern sich alles ändert.

So lohnt sich ein Besuch auf dem Winterberg als ein Kommen und ein wieder Gehen.

Die Ausstellung „Horizonte – kein Bleiben, nirgends“ mit einem Bilderzyklus von Beate Bitterwolf in der Galluskapelle auf dem Winterberg dauert bis 7. Juni. Die Autobahnkapelle ist täglich geöffnet.