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Es gibt noch drei Bunker im Kreis Ravensburg

Schlier / Lesedauer: 4 min

Die meisten Schutzräume sind nicht mehr einsatzbereit– Es fließt noch immer Geld für den Unterhalt vom Bund in den Landkreis
Veröffentlicht:27.11.2015, 11:39

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Die Spuren des Kalten Krieges sind noch heute im Landkreis Ravensburg zu finden. Insgesamt drei sogenannte „öffentliche Schutzräume“ gibt es im Kreis, die sogar noch unterhalten werden: Sie sind in Altshausen, Baienfurt und Weingarten.

Einst waren es acht Bunker über den ganzen Landkreis verteilt. Die anderen Schutzräume waren in Achberg, in Aulendorf, und einer in Vogt. Doch mittlerweile sind fünf von ihnen „entwidmet“ worden – das heißt, sie sind nicht mehr in Betrieb.

Ein solcher entwidmeter öffentlicher Schutzraum ist beispielsweise in der Grundschule in Schlier zu finden. „Heute ist das nur noch ein Lagerraum“, sagt Schliers Bürgermeister Reimund Hausmann . „Der Schutzraum ist in den 1990er-Jahren entwidmet worden, da hat es auch Fördergelder geben“, berichtet der Schultes. Diese Mittel kamen vom Innenministerium. Im gleichen Atemzug sind auch die Sirenen in den Gemeinden verschwunden, die die Bürger im Falle des Falles hätten warnen sollen. Der Sirenenton hat bis zu dieser Zeit auch die Feuerwehrleute alarmiert. „Das hat aber Angst in der Bevölkerung verbreitet.“ Deswegen hat man flächendeckend eine andere Alarmierung für die Feuerwehr eingeführt.

Noch Ende der 1980er-Jahre gab es große Debatten über Neubauten von Bunkern im Landkreis Ravensburg. So sollte auch in Schlier ein zweiter Schutzraum gebaut werden, dem der dortige Gemeinderat auch zugestimmt hatte. In einem Artikel der „ Schwäbischen Zeitung “ vom 21. April 1988 ist zu lesen: „Ein Bunker-Platz für jeden zehnten Bürger – Schlier will einen neuen Schutzraum bauen“. Zum Hintergrund: Der Bau des neuen Feuerwehrhauses in Wetzisreute war gerade erst beschlossen, da ging es in einer Gemeinderatsdebatte darum, einen Mehrzweckkeller einzubauen, der in Kriegszeiten als ABC-Bunker genutzt werden kann, das heißt, er sollte atomaren, biologischen und chemischen Angriffen standhalten. Bei zwei Gegenstimmen hat der Gemeinderat 1988 sich entschieden, die 150000 Deutsche Mark zusätzlich auszugeben. Platz finden sollten dort im Krisenfall 150 Personen, im Bunker in der Grundschule 156 Personen.

Das Thema war in Schlier äußerst umstritten. Denn im Krisenfall hätte nur jeder zehnte Schlierer Bürger Zuflucht in einem der Bunker gefunden. Unter anderem wurde die Meinung vertreten, dass man den Bau eines Schutzraumes in diesem Fall gleich lassen könne. Der damalige Schlierer Bürgermeister Arnold Maier wird in dem Zeitungsartikel mit den Worten zitiert: „Dass man nicht jedem vor der Haustür einen Schutzraum bieten kann, das ist überall so.“ Letztendlich wurde der Bunker, gleichwohl er beschlossen wurde, nie gebaut, wie Bürgermeister Hausmann sagt. Denn zwischen Entscheid und Bau kam die Wende – den potenziellen Feind im Osten gab es nicht mehr, ein Schutzraum wurde nicht mehr für nötig befunden.

Eine ähnliche Debatte wie in Schlier gab es 1987 auch in Grünkraut, wo es wegen der Bunker-Frage zum Bürgerentescheid kam, obwohl sich der Gemeinderat mit neun zu drei Stimmen für den Bau eines Bunkers mit 400 Plätzen im Ortszentrum von Grünkraut ausgesprochen hatte. Im Bürgerentscheid dann kippte eine Mehrheit der Grünkrauter die Entscheidung des Gemeinderats.

In den 1990er-Jahren wurden die Bunker im Landkreis Ravensburg Stück für Stück entwidmet. Doch noch immer gibt es im Landkreis drei Bunker: in Altshausen , Baienfurt und Weingarten (unter dem Finanzamt) – und sie sind sogar einsatzbereit. Sie alle entstanden in den Jahren zwischen 1985 und 1991. Laut Informationen von Landratsamtssprecher Franz Hirth haben diese eine Gesamtaufnahmekapazität von insgesamt 1280 Plätzen.

Laut Pressesprecher Hirth erfüllen alle drei öffentlichen Schutzräume im Kreis die vom Bundesinnenministerium festgesetzten Anforderungen, „da Abweichungen von diesen Bestimmungen nur mit Genehmigung des Regierungspräsidiums durchgeführt hätten werden dürfen und die Schutzräume ansonsten ihre Zuschussfähigkeit verloren hätten“. Das heißt, der Bund bezuschusst auch die Bunker im Landkreis Ravensburg – jährlich sind das insgesamt 321 Euro. Unterhalten werden die Schutzräume von den jeweils zuständigen Kommunen.

Doch jetzt ist die Zeit der Bunker endgültig vorüber, wie Franz Hirth auf Nachfrage der SZ mitteilt: „Der Bau neuer öffentlicher Schutzräume ist nicht vorgesehen – im Gegenteil, auf Antrag leitet das Regierungspräsidium die ,Entwidmung’ öffentlicher Schutzräume ein. Auf diesem Weg wurden im Landkreis Ravensburg in den vergangenen Jahren fünf der früher insgesamt acht öffentlichen Schutzräume entwidmet (wie zum Beispiel in Schlier).“