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Kindertagespflege

Eine Kita im Garten: Neue Wege in der Kinderbetreuung

Schlier / Lesedauer: 3 min

In vielen Gemeinden fehlen Krippenplätze – Schlier fördert jetzt die häusliche Kindertagespflege
Veröffentlicht:04.08.2020, 12:00

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Die vorhandenen Krippenplätze für die Jüngsten unter drei Jahren werden in der Gemeinde Schlier in den nächsten drei Jahren nicht ausreichen. Das sagen die Zahlen des Kindergartenbedarfsplans. Aus dieser Not heraus hat der Gemeinderat beschlossen, für die häusliche Kindertagespflege neue Anreize zu schaffen und sie ab September finanziell zu fördern. Dabei geht die Kommune einen ungewöhnlichen Weg, indem sie auch Plätze, die nicht sofort belegt werden können, mit einer Platzfreihaltepauschale bezuschusst.

Morgens früh ist es lebhaft im Garten von Veronika Wortner . Fünf kleine Hosenmatze sitzen hier bereits im Sandkasten und spielen friedlich mit ihren Eimern und Schaufeln. Die Kleinen im Alter von eineinhalb bis drei Jahren werden von Veronika Wortner in Tagespflege in ihrem Privathaus in Unterankenreute in der Gemeinde Schlier betreut. Ganztags, von Montag bis Donnerstag, mit Verpflegung und Mittagsruhe. Ein Fulltime-Job mit viel Verantwortung und dringend benötigt.

Der Kindergartenbedarfsplan der Gemeinde Schlier hat ergeben, dass die Anmeldungen bei den Einrichtungen ein Defizit von fünf bis acht Krippenplätze ergeben. Die Gemeinde plant zwar einen Erweiterungsbau am bestehenden Kindergarten in Unterankenreute , der wird aber voraussichtlich erst ab dem Kindergartenjahr 2023/24 fertig.

Plätze werden frei gehalten

Verschiedene Überbrückungsmöglichkeiten wurden geprüft, aber sie konnten weder personell noch organisatorisch umgesetzt werden. Aus dieser Not und dem verpflichtenden Rechtsanspruch auf eine U3-Betreuung hat der Gemeinderat beschlossen, die Kindertagespflege attraktiver zu machen und hier eine besondere Art der Förderung zu finanzieren.

Vertraglich soll mit der Tagespflegeperson vereinbart werden, dass sie mindestens drei Plätze mit Kindern aus Schlier unter drei Jahren belegt. Pro betreutem Kind zahlt die Gemeinde einen Euro pro Stunde. Falls diese Plätze nicht sofort mit Schlierer Kindern belegt werden können, zahlt die Gemeinde eine Platzfreihaltepauschale von 100 Euro pro Monat und freiem Platz.

Enormer Bedarf

Um geeignete Tagespflegepersonen zu bekommen, arbeitet die Gemeinde mit der Caritas Bodensee-Oberschwaben zusammen, die im Landkreis Ravensburg die Kindertagespflege verantwortet. Sabrina Nestvogel, dort Kontaktperson für Schlier, erklärt, dass man sich für die Kindertagespflege bei der Caritas bewirbt. Ein Hausbesuch erfolgt und Vorbereitungskurse, die für die Teilnehmer kostenlos sind, müssen absolviert werden. Der Betreuungsbedarf bei den Eltern sei enorm. „Die große Nachfrage können wir gar nicht abdecken“, so Nestvogel.

Woran liegt das? Tagespflegerin Veronika Wortner hat eine Antwort. „Eine Mutter, die ihr Kind zu mir bringt, muss schon um Viertel vor sieben Uhr morgens zur Arbeit, die Krippe öffnet aber erst um sieben. Und eine andere arbeitet bis 17.30 Uhr, die Krippe schließt aber um 17 Uhr“, erklärt sie und benennt damit einen der Vorteile der Kindertagespflege. Sie könne auf den Betreuungsbedarf ganz flexibel reagieren und individuell die Betreuungszeiten absprechen.

Spielkameraden für den Jüngsten

Wortner ist ausgebildete Krankenschwester und arbeitet in Schlier seit 2016 als Tagespflegerin. Sie hat selbst zwei Kinder im Alter von sechs und zweieinhalb Jahren. Natürlich wird ihr Jüngster auch von ihr betreut und freut sich über seine Spielkameraden. Die Bedingungen für die Kleinsten sind bei ihr ideal, ein großer Garten mit allen erdenklichen Spielmöglichkeiten bietet viel Auslauf und Abwechslung. Zumal jetzt noch ein Anbau in der Planung ist, der als spezielles Kinderhaus dienen soll.

Bürgermeisterin Katja Liebmann zeigt sich zufrieden:„Durch die neue kommunale Förderung der Kindertagespflege kann diese in Schlier zukünftig tatsächlich zu einer weiteren Säule neben der klassischen Kindertagesbetreuung heranwachsen“, sagt Liebmann und ergänzt: „Es freut mich, dass der Gemeinderat einstimmig dem Förderkonzept gefolgt ist und dass das qualifizierte Betreuungsangebot bei Tagesmüttern und Tagesvätern in Schlier entsprechend anerkannt und auch leistungsgerecht entlohnt wird“.