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Holzbank

Der Erhalt des Schwäbischen ist ihm wichtig

Reute-Gaisbeuren / Lesedauer: 2 min

Franz Lämmle verziert selbstgebaute Holzbänke mit schwäbischen Sprüchen
Veröffentlicht:14.11.2017, 10:49

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Rund um Reute, Gaisbeuren und Kümmerazhofen finden sich besondere Holzbänke: Sie alle haben einen kurzen schwäbischen Spruch auf der Sitzlehne. Gestaltet und aufgestellt hat die Bänke Franz Lämmle aus Reute. Dem 71-Jährigen liegt sein Heimatdialekt sehr am Herzen und er möchte das Schwäbische den Spaziergängern wieder näher bringen.

„Dond doch it so pressiera liabe Leut, wenn ma amol auf em Gottsacker liegt, denn hot ma viel Zeit“ steht auf der unauffälligen Holzbank vor dem Reutener Friedhof. Bei genauerem Betrachten fällt einem der filigran eingeritzte Spruch sofort ins Auge und regt zum Schmunzeln an. Die Sitzbank ist eine von insgesamt 20 Stück, die Lämmle aufwändig gestaltet hat und seit 2013 aufstellen ließ.

Die Idee dazu kam ihm beim Spazierenlaufen mit seinem damaligen Hund. Er wollte an schönen Plätzen rund um die Ortschaften Ruhebänke für Spaziergänger aufstellen lassen. Fünf Bänke stellte er zuerst aus eigener Motivation her, die restlichen Sitzbänke wurden durch die Solidarische Gemeinde Reute-Gaisbeuren und das Projekt „Gemeinsam sind wir bunt“ finanziert.

Nicht alle verstehen die Sprüche

Das Besondere an den Holzbänken sind die schwäbischen Reime, die sich Lämmle für jede einzelne Bank, passend zum Standort ausgedacht hat. So wie auf der Bank vor dem Reutener Friedhof. „Des Wort Gottsacker kennet heit au nimme so viele Leit“, sagt der Rentner in seinem oberschwäbischen Dialekt und zeigt sich gleichzeitig nachdenklich: „Manchmal stehen jüngere Spaziergänger vor den Bänken und können die Sprüche gar nicht mehr lesen, das finde ich traurig“, so die Feststellung des Reuteners. Auch deshalb sei es ihm wichtig gewesen, dass jeder der Sprüche ein urschwäbisches Wort beinhaltet. „So a tolle Aussicht, des ischt doch schee und zum ausgruaba a Bänkle, was willscht denn no meh“ steht beispielsweise auf der Holzbank auf dem Berg mit dem Wasserreservoir. „Des wisset viele au nimme, was gruaba hoißt“, meint Lämmle, setzt sich auf die Bank und genießt den Ausblick auf seinen Heimatort mit der Wallfahrtskirche und dem Kloster.

Beruflich war Lämmle früher im Fernverkehr tätig, und auch da habe die Kommunikation immer irgendwie funktioniert. Schließlich könne er kein richtiges Hochdeutsch. „Do brech i mir doch d´Zung ab und´s kommt dann eh wieder Schwäbisch raus“, scherzt der Urschwabe. Dass der schwäbische Dialekt im Alltag wieder mehr angewendet wird, wünscht sich Lämmle sehr. Es sei schließlich keine Schande, Schwäbisch zu „schwätzen“, findet der 71-Jährige. Die schwäbischen Sprüche sollen die Spaziergänger zum Nachdenken über den Dialekt anregen. „Schwäbisch ist nicht so salonfähig wie das Bairische, ich weiß aber nicht warum. Ich finde das Schwäbische genauso schön“, meint der Reutener.