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Staufermedaille

Staufermedaille für Ravensburger Stadtarchivar

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Warum Peter Eitel der erste Ravensburger ist, der die Staufermedaille des Landes bekommt
Veröffentlicht:15.07.2018, 14:37

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Zum ersten Mal ist ein Ravenburger Bürger mit der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden für jahrzehntelange, überragende Verdienste um das Gemeinwohl. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Auszeichnung an Peter Eitel (79) verliehen, der von 1973 bis 1989 Leiter des Ravensburger Stadtarchivs und der Städtischen Sammlungen war und durch zahlreiche Veröffentlichungen zur Stadtgeschichte und zur oberschwäbischen Geschichte hervorgetreten ist. Minister Manfred Lucha überreichte die Staufermedaille an den Historiker.

Die Feier fand – wie hätte es auch anders sein können – im geschichtsträchtigen Kleinen Sitzungssaal des Rathauses statt, der „Stern- und Tiefstunden“ erlebt habe, wie Oberbürgermeister Daniel Rapp in seiner Begrüßungsansprache unter Hinweis auf den ersten Hexenprozess weltweit im 15. Jahrhundert und das erste Toleranzedikt im 16. Jahrhundert erwähnte.

Peter Eitel hat 1970 promoviert und 1973 als 35-Jähriger die Stelle in Ravensburg angetreten, als erster hauptberuflicher Stadtarchivar und Nachfolger von Alfons Dreher, der noch ehrenamtlich tätig gewesen war. Die Festanstellung hatte der damalige Oberbürgermeister Karl Wäschle durchgesetzt und damit eine goldrichtige Entscheidung getroffen. Sein Nachfolger OB Rapp sprach jetzt von einer „doppelten Premiere“: Noch nie zuvor sei die Staufermedaille in Ravensburg vergeben worden und außerdem noch nie an jemanden, der sich so gut mit der Geschichte des Herrschergeschlechts der Staufer auskenne, die vor genau 750 Jahren zu Ende gegangen war. „Wer die Zukunft einer Stadt wie Ravensburg gestalten möchte, muss die Vergangenheit und Gegenwart verstehen, die in diesem Raum besonders deutlich wird“, fügte er hinzu.

Die Laudatio auf den Ausgezeichneten hielt Minister Lucha. Er bescheinigte Eitel, ein kreativer Kopf zu sein und als Historiker unermüdlich über die Geschichte von Ravensburg und der Region geforscht und anschaulich und packend geschrieben zu haben. Eitel begebe sich jedesmal auf eine Zeitreise rückwärts, wenn er die Tür zu seiner Studierstube zuziehe, die ihm die Stadt unter dem Dach des Stadtarchivs für seine Forschungen im Unruhestand zur Verfügung gestellt hat.

Derzeit entsteht der dritte Band

Zur Zeit arbeitet der fast 80-Jährige dort am dritten Band seiner „Geschichte Oberschwabens im 19. und 20. Jahrhundert“. Die ersten beiden Bände der Trilogie waren bereits 2010 und 2015 erschienen. Der Minister erwähnte aber auch Eitels Beitrag zur Stadtgeschichte „Ravensburg im 19. und 20. Jahrhundert“, erschienen 2004 und nach wie vor ein Standardwerk. Hoch rechnete es der Laudator dem Historiker an, dass er als Herausgeber eines weiteren Standardwerks mit dem Titel „Ravensburg im Dritten Reich“ (1997) dafür gesorgt hat, das nichts verschwiegen wurde.

Solche Engagements brauche es heute wieder mehr denn je, denn dumpfe Ressentiments würden wieder bedient. Wegschauen sei keine Lösung. Es gelte, die Stimme zu erheben, Zivilcourage zu zeigen, wachsam zu sein. Der Minister erwähnte, dass Peter Eitel bereits 2009 mit dem Friedrich-Schiedel-Wissenschaftspreis zur Geschichte Oberschwabens geehrt worden war. Er erwähnte auch, dass Thomas Knubben die Ehrung mit der Staufermedaille angeregt hatte, eine Anregung, die von der Landesregierung aufgegriffen wurde. Lucha gratulierte Eitel dazu im Namen der gesamten Regierung. Und er vergaß nicht anzumerken, dass das Ravensburger Stadtarchiv während dessen Amtszeit weit über die Region hinaus an Profil gewonnen und 1000 Benutzer jährlich habe. Als eines der zehn wichtigsten Stadtarchive im Land habe es zu einem großen Teil zum Ansehen der Stadt Ravensburg beigetragen.

Gesegnet mit einem trockenen Humor, kommentierte Peter Eitel das Lob auf seine Verdienste auch noch im fortgeschrittenen Alter mit der Bemerkung, es sei doch famos, wenn man für die Gestaltung des Ruhestandes auch noch „staatliche Schmeicheleinheiten“ bekomme.