StartseiteRegionalOberschwabenRavensburg„Wir sind einfach über den Zaun gestiegen“

Berufsakademie

„Wir sind einfach über den Zaun gestiegen“

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Karl-Heinz Busam gehörte zu den ersten Professoren an der damaligen Berufsakademie
Veröffentlicht:03.01.2018, 18:33

Artikel teilen:

Karl-Heinz Busam war 33 Jahre lang Professor und Studiengangsleiter BWL-Industrie an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg . Ein Pionier der ersten Stunde: Er begann 1981 an der gerade einmal drei Jahre jungen Berufsakademie. Die Firmen vom dualen Studium zu überzeugen, war in den Anfangsjahren eine der großen Herausforderungen.

„Damals sind wir überall zunächst auf Skepsis gestoßen“, erinnert sich Karl-Heinz Busam. Vor allem die Firmen seien nur schwer von den Vorteilen und der Zusammenarbeit mit der jungen Hochschule, die damals noch Berufsakademie hieß, zu überzeugen gewesen. Die großen Unternehmen in der Region waren allerdings von Beginn an dabei – sodass die BA bei Busams Start schon 220 Studenten hatte. Viele kleine und mittlere Unternehmen kritisierten aber die hohen Kosten, denn sie mussten den Studenten ja über die vollen drei Jahre und auch für die Theoriephasen Ausbildungsvergütung bezahlen.

Der Pförtner wollte ihn nicht reinlassen

Busam erinnert sich da an eine Firma in Wangen: „Da bin ich mit unserem damaligen stellvertretenden Direktor Vorster hin, und der Pförtner wollte uns nicht reinlassen. Wir sind dann einfach über den Zaun gestiegen und hatten nach dem Termin dann tatsächlich einen Studienplatz in der Tasche.“ Bei einer Firma in Pfullendorf war der Ausbildungsleiter angewiesen worden, den „Klinkenputzern“ aus Ravensburg keinen Kaffee anzubieten. Doch am Ende gab es dank der Überzeugungskunst Busams doch noch einen Kaffee. Und einen Studienplatz obendrauf.

Die Abiturienten waren weniger zurückhaltend, obwohl sie zu Beginn noch nicht genau wussten, was ihr Abschluss wert sein würde. „Wir sind dann mit deren Bewerbungen direkt in die Firmen gegangen“, berichtet Karl-Heinz Busam. Wir – das waren damals gerade mal fünf Hauptamtliche. Die jede Menge Werbung für die BA gemacht haben. Was sich ausgezahlt hat: „Jedes Jahr wurde es dann besser, viel geholfen hat uns die Mund-zu-Mund-Propaganda der Absolventen“, blickt Busam zurück. Mit der Folge, dass immer häufiger die Söhne und Töchter der Inhaber kleiner und mittlerer Unternehmen ein BA-Studium aufgenommen haben: „ Die waren froh, dass sie vor Ort studieren konnten.“ Auch dieser Umstand hat der Dualen Hochschule immer mehr Türen geöffnet. „Und natürlich“, fügt Busam hinzu, „dass die Stadt Ravensburg jederzeit hinter uns gestanden hat.“

Butam ist stolz auf die Vorteile der B-Phasen

Wirklich stolz ist er darauf, das Modell mit den zeitversetzten A- und den B-Phasen erfunden und eingeführt zu haben. „Bei den Firmen konnten wir so argumentieren, dass der Schreibtisch immer belegt sein kann. Das System hatte Vorteile für alle.“ Denn auf diese Weise war immer nur die Hälfte der Studenten beim Studium, es wurden weniger Seminarräume an der Hochschule gebraucht, und die Studenten konnten sich ihre Wohnungen im dreimonatigen Wechsel teilen.

Alle Teile der DHBW-Serie sind zu finden unter

www.schwaebische.de/

dhbw-ravensburg