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Weil das Wetter gut ist, bleibt das Ravensburger Freibad zu

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

„Winteröffnung“ soll Streit um Zugang zum Freibad befrieden – Badegäste klettern über Zäune und brechen ein
Veröffentlicht:21.06.2018, 17:42

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Es klingt völlig paradox: Gibt es nächstes Frühjahr wieder einen Sommer im April, wird die Eingangstür des Ravensburger Flappachbades fest verrammelt. Das Badeverbot gilt künftig auch für warme Tage im September oder Oktober. Der Grund: Die Stadt macht sich ansonsten haft- und strafbar, wenn einem Schwimmer etwas zustößt. Eine neue, klar definierte Regel namens „Winteröffnung“ soll das Problem juristisch einfangen. Ob sich damit die öffentliche Diskussion beenden lässt, ist allerdings mehr als fraglich.

Bürgermeister Simon Blümcke sprach im Werksausschuss gar von einer „schizophrenen Situation“. Die Stadt müsse sich beim Thema Fläppe der Tatsache stellen, dass die Auflagen zur Aufsichtspflicht immer strenger würden. Zwei juristische Einschätzungen hat die Verwaltung zum Badebetrieb im Flappach noch einmal eingeholt: Von der WGV-Versicherung und vom Rechtsberater der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen.

Das Ergebnis: Im Winter, nach der neuen Definition der Stadt ist das der Zeitraum vom 1. November bis zum 31. März, kann die Tür zum Bad recht problemlos geöffnet und damit das Gelände den Ravensburgern als „Park“ zur Verfügung gestellt werden. In diesen kalten und unwirtlichen Monaten sei nämlich für jeden Besucher eindeutig zu erkennen, dass kein offizieller Badebetrieb herrsche. Das ist für die rechtliche Auslegung ganz entscheidend. Denn hat ein Besucher das Gefühl, hier und heute ist ein Badebetrieb im Gang, darf er sich darauf verlassen, dass es auch eine Aufsicht, sprich mindestens einen Bademeister, zu seiner Sicherheit gibt.

Eben das ist das Problem beispielsweise im April, wenn das Fläppe noch nicht offiziell (also kostenpflichtig und mit Personal) geöffnet hat: Ein warmer Tag und eine offene Tür genügen nach Lesart der Juristen, den Anschein zu erwecken, hier sei regulär offen. Die Stadt wäre damit verpflichtet, für die Sicherheit jedes Besuchers zu sorgen. Das kann sie aber natürlich nicht. Sie muss deshalb also mit allen Mitteln klar machen, dass eben kein offizieller Betrieb herrscht. Zu den entscheidenden Signalen gehören eine abgeschlossene Eingangstür, Schilder mit der Aufschrift „Baden verboten“, auch das Badefloß darf nicht ins Wasser, Sprungturm und Rutsche müssen abgesperrt werden.

Daraus ergibt sich die Regel, dass der Weiher zwischen 1. April und 31. Oktober künftig entweder regulär geöffnet und dann kostenpflichtig oder eben klar erkennbar geschlossen ist. Verwaltung und Gemeinderat hoffen nun, dass diese Botschaft bei den Ravensburger Badefans ankommt.

Die Kontroverse über die Öffnungszeiten des Flappachs tobt seit Jahren. In diesem Frühjahr war es besonders heftig: Verhinderte Schwimmer sind im April über die Zäune und Gebäude geklettert oder haben gar die Zäune zerschnitten, um auf die Wiese und ins Wasser zu kommen. Die wenigsten verstehen, warum die zuständigen Stadtwerke gerade in den Schönwetterphasen die Tür abschließen.

Zu wenig Personal

Einfach ganz offiziell früher öffnen kann die Stadt nach ihrer Darstellung aber auch nicht: Weil das Personal knapp und das Defizit bei den Bädern ohnhehin groß ist (ein Minus im Haushalt von 760 000 Euro in 2017), kann sie entweder nur das Hallenbad oder das Freibad betreiben, nicht beide parallel.

Dieses Jahr begann die Saison am Naturweiher immerhin am 5. Mai. Stadträte wie Hugo Adler (CDU), Maria Weithmann (Grüne) und Jürgen Hutterer (BfR) sehen das Problem auch, würden sich trotzdem mehr Flexibilität im Frühjahr für den Betriebsstart wünschen. Weithmann: „Wegen des Klimawandels wird es halt immer früher warm.“ Ansonsten gab es im Werksausschuss einhellig Lob für Flappach und volles Verständnis für die neue „Winteröffnung“.

Ein Trost für Badefans bleibt, der aber bestens zu den Begriffen paradox und schizophren passt: Wer partout im Fläppe schwimmen will, der kann das an jedem einzelnen Tag des Jahres tun. Ins Wasser gelangt er durch einen „wilden“ Zugang – den hat die Stadt auf vielfachen Wunsch und nach den Protesten gegen die Öffnungszeiten selbst eingerichtet. Die Begründung für die Juristen: „Weil dieser Pfad nicht mit einem offiziellen Eingang verwechselt werden kann, halten wir das irgendwie aus.“ (Bürgermeister Blümcke)