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Wasserkraft

Wasserkraft führt an außerordentliche Orte

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Ein Großauftrag hat die Ravensburger Firma Andritz Hydro erhalten. Umfang: 240 Millionen Euro.
Veröffentlicht:14.05.2019, 11:21

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Das größte Wasserkraftwerk Zentralasiens, das Werk Nurek in Tadschikistan wird seit Jahresbeginn komplett modernisiert. Der Auftrag für das 240-Millionen-Euro-Projekt ging an Andritz Hydro. Federführend bei der Umsetzung ist die Ravensburger Andritz-Niederlassung.

Gut eine Autostunde von der Hauptstadt Duschanbe entfernt liegt das staatliche Wasserkraftwerk Nurek, immerhin das größte in Zentralasien , umgeben von der zerklüfteten Mächtigkeit der Bergmassive, die das Landschaftsbild Tadschikistans prägen. Dorthin ist Hubert Schönberner nun regelmäßig unterwegs und vor Ort tätig. Schönberner ist Projektleiter der Andritz Hydro für die wesentlichen Arbeiten bei der Modernisierung dieses Wasserkraftwerks.

Immerhin gehört zur Anlage am Fluss Wachsch die mit 300 Metern höchste Talsperre der Welt und ein Stausee von 70 Kilometern Länge. Die Anlage hatten die Sowjets bis 1980 nach zwei Jahrzehnten fertiggestellt. Doch nun bedarf der Bau dringend der Sanierung, zumal Nurek mit einer installierten Leistung von 3.000 Megawatt (MW) gut 70 Prozent des tadschikischen Strombedarfs deckt. Was Nurek mit anderen Andritz-Aufträgen verbindet: Wasserkraft führt die Ingenieure fast immer in faszinierende Naturräume fern des Touristeninteresses.

Geographie definiert Auftrag

Der Ravensburger Standort ist ein wesentlicher Teil der Sparte Wasserkraft (Hydro) des Technologiekonzerns Andritz mit Sitz in Graz und ist federführend für den sehr komplexen Auftrag des tadschikischen Kraftwerkbetreibers. Bis 2029 wird Andritz für die neun Einheiten des Kraftwerks neue Francis-Turbinen sowie die Generatoren liefern samt Transformatoren und mechanisch-elektrischen Hilfsbetrieben. Hinzu kommt die Erneuerung der so genannten Kugelschieber mit je 4,2 Metern Innendurchmesser, die wie eine Art Wasserhahn den Zulauf regulieren. Der Auftragswert für beide Phasen des Projekts liegt bei über 240 Millionen Euro.

Mit der Modernisierung verbunden sind auch eine Verbesserung des Wirkungsgrades und damit eine Leistungssteigerung auf künftig 3.400 MW. Zur Komplexität trägt bei, dass Tadschikistan flussaufwärts des Kraftwerks Nurek mit dem Bau eines weiteren Kraftwerks begonnen hat, dem Rogun-Projekt. Beide zusammen sollen das Wasserspeicher-Management am Wachsch deutlich verbessern. So soll es möglich werden, im Rahmen des zentralasiatischen Infrastrukturprojekts CASA 1000 Strom an Nachbarn zu exportieren, die nicht über vergleichbare Möglichkeiten zur Energiegewinnung verfügen.

Zum Auftrag gehört nicht zuletzt aber auch der Ersatz umweltschädlicher Materialien, die in den 70er Jahren üblich gewesen waren. Immerhin ist der Stausee auch für die Bewässerung der umgebenden Landwirtschaft wichtig. Die Bedeutung des Nurek-Projektes sieht man auch daran, so Schönberner, dass sich die Weltbank an der Finanzierung beteiligt. Zum Jahresbeginn ist Schönberner nun mit einem Team gestartet, das an mehreren Standorten mit zweitweise bis zu 50 Mitgliedern aktiv sein wird. Ungeachtet der Größe stellt Nurek nur eines von mehreren Projekten der Andritz Hydro dar, für die in Ravensburg die riesigen Francis-, Pelton- oder Kaplan-Turbinen entstehen.