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Südwesten

Warum die AfD häufiger vorne landet als FDP und Grüne – und trotzdem weniger Stimmen hat

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Warum die AfD häufiger vorne landet als FDP und Grüne – und trotzdem weniger Stimmen hat
Veröffentlicht:25.09.2017, 20:20

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Baden-Württemberg wählt traditionell CDU, Rang zwei war lange Jahre für die SPD reserviert – seit der Bundestagswahl 2017 ist es damit vorbei. Grüne und FDP legten auf Kosten von CDU (-11,3 Prozent) und SPD (-18 Prozent) stark zu, die AfD landete in fast 200 Gemeinden in Baden-Württemberg auf dem zweiten Platz hinter der CDU.

Die Karte zeigt, wie die Großen unter den Kleinparteien (mehr als ein Prozent der Stimmen in Baden-Württemberg ) bei Bundestagswahlen seit 1998 in Ihrer Gemeinde abgeschnitten haben und welche Partei dort den ersten Platz erobern konnte. Die Ergebnisse von SPD und CDU wurden nicht berücksichtigt.

Gleichzeitig rutschte die SPD in mehr als jeder dritten Kommune auf Rang drei oder vier ab, hinter Grüne (13,5 Prozent), FDP (12,7 Prozent) oder AfD (12,2 Prozent). Ein vergleichbar schlechtes Bild gab die SPD im Südwesten zuletzt im Jahr 2009 unter Frank-Walter Steinmeier ab. Damals war es die FDP, die die SPD in einem Großteil der baden-württembergischen Gemeinden von Platz zwei verdrängte.

Die AfD landet oft auf Platz zwei

Berücksichtigt man nur die Stimmen der kleineren Parteien – Grüne, FDP und AfD – färbt sich die politische Landkarte acht Jahre später mehrheitlich blau, obwohl Grüne und FDP in Baden-Württemberg insgesamt jeweils mehr Zweitstimmen auf sich vereinigen konnten als die AfD. Der Grund: Die AfD hat die meisten Hochburgen im ländlichen Raum, wo weniger Wahlberechtigte leben. Die Grünen hingegen punkten vor allem in größeren Studentenstädten wie Freiburg, Heidelberg und Konstanz. In Tübingen (25,8 Prozent) verdrängten sie sogar die CDU von Platz eins. Die FDP hat ihre Hochburgen eher in vergleichsweise dünn besiedelten Kommunen in Hohenlohe, im Großraum Stuttgart und Heilbronn sowie in kleineren Gemeinden am Bodensee, zum Beispiel in Hagnau (21,4 Prozent).

Das sind die Hochburgen der AfD

Der Großteil der AfD-Wähler lebt ebenfalls im eher ländlich geprägten Raum, etwa in Spiegelberg (23,5 Prozent) im Rems-Murr-Kreis und in Börslingen im Alb-Donau-Kreis (20,8 Prozent). Dort hatte die Partei bereits 2013 gut abgeschnitten. In der 500-Einwohner-Gemeinde Reichenbach im Kreis Tuttlingen hingegen erzielte die Partei nahezu aus dem Stand heraus 22 Prozent (2013: 3,5 Prozent). Aber auch in kleineren und mittelgroßen Städten erreichte die AfD hohe zweistellige Ergebnisse:

  • Pforzheim: 19,3 Prozent
  • Rastatt : 18,8 Prozent
  • Lahr im Schwarzwald : 18,7 Prozent
  • Bad Friedrichshall : 18,6 Prozent
  • Crailsheim : 18 Prozent
  • Bad Rappenau : 17,6 Prozent
  • Bopfingen : 17,4 Prozent

Die Ergebnisse in den Gemeinden spiegeln sich auch auf Wahlkreisebene wider: Im Südwesten punkten die Grünen vor allem in urbanen Gebieten und profitieren zusammen mit FDP und Linke von einer hohen Akademikerdichte. Bei der AfD verhält es sich umgekehrt. Das zeigt eine Auswertung des Statistischen Landesamts . Auffällig sind zudem die AfD-Ergebnisse in den LEA-Standorten Ellwangen (10,8 Prozent) und Sigmaringen (13,1 Prozent): Dort bekam die flüchtlingskritische AfD nicht beziehungsweise nur knapp überdurchschnittlich mehr Zweitstimmen als in anderen Gemeinden im Südwesten.