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Bachtrompete

Trompeten blitzen und die Orgel tanzt

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Freunde der Kirchenmusik haben zum festlichen Konzert mit Trompeten und Orgel in die Liebfrauenkirche geladen
Veröffentlicht:01.05.2018, 18:25

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Die „Biberacher Bachtrompeten“ und der Organist Franz Günthner locken das Publikum am sonnenverwöhnten Sonntagnachmittag in die kühle Liebfrauenkirche. Viel mehr als ein Zeitvertreib erfrischt das Konzert und den Geist, verströmt Feinheit und Brillanz.

„Die Biberacher Bachtrompeten“ gastierten wiederholt in der Liebfrauenkirche. „Jedes Mal noch schöner!“ lobte eine Besucherin. Timo Bossler , Trompetenlehrer an der Musikschule Ravensburg, Michael Bischof und Hans Mohr, taten sich nach dem Studium im Jahr 2005 zusammen. Der Organist Franz Günthner aus Leutkirch ist Regionalkantor der Diözese Rottenburg-Stuttgart für die Bezirke Allgäu, Oberschwaben und Bodensee.

Südliche Lebensfreude

Unglaublich präzise setzte das Trompetenkonzert in C-Dur für Trompeten und Orgel von Antonio Vivaldi (1678-1741) ein. Das zweifache Allegro strahlte südliche Lebensfreude aus und umschloss das Largo wie eine Insel der Ruhe. Viele Stücke hatten die Musiker für ihre Instrumente arrangiert. Beim „Marche sur un théme de carillon“ von Charles Pineau (1877 – 1958) webte die Orgel einen Klangteppich. „Carillon“ ist eigentlich ein Glockenspiel, aber auch eine Gattung von Orgelmusik, bei der Glockentöne die Grundlage bilden. Einmalig war das Concerto in D-Dur für drei Trompeten und Orgel von Johann Sebastian Bach (1685-1750), mit seinen ansprechenden Dialogen, lodernden Trompeten und blitzenden Schlussakkorden. Den zu Herzen gehenden Bach-Choral „Jesus bleibet meine Freude“ spielten die Musiker mit drei Flügelhörnern und Orgel.

Ein energiegeladenes Klanggebilde schwang sich im „Marche heroique“ für Orgel des englischen Komponisten Herbert Brewer (1865 – 1928) zu überwältigender Größe auf. Dagegen hob sich süß und innig das „Denn er hat seinen Engeln befohlen“, von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) davon ab. Trompeten und Orgel interpretierten den himmlischen Schutz eher kraftvoll als übersinnlich. Das komplizierte Tongeflecht, das der dänische Trompeter und Komponist Thorvald Hansen (1847-1915) komponiert hat, intonierten die drei Trompeten mit glasklar und fein. Ein sanft bewegtes „Halleluja“ von Flügelhorn, zwei Trompeten und Orgel gespielt, erinnerte an die dunkle vibrierende Stimme des populären amerikanischen Singer-Songwriters Leonard Cohen (1934-2016). Es sprach Körper und Seele an, so dass sich auch schwarzgekleidete Ordensfrauen in den Schultern wiegten.

Die königliche Orgel tanzte beim „Bolero de Concert“ für Orgel des französischen Organisten und Komponisten Louis Lefébure-Wély (1817-1869). Organist Franz Günthner glänzte virtuos in seinen Solostücken und hielt doch wie ein verborgenes Band das ganze Konzert zusammen. Nach Georg Friedrich Händels (1685-1759) „Ankunft der Königin von Saba“ verneigten sich die Musiker vor dem Publikum. Sie hatten auf der Empore gespielt und kamen nun in den Chorraum, um als Zugabe zu dem gut durchdachten Programm ein Renaissance-Stück von Heinrich dem VIII. zu spielen, „Pastime with good company“ oder „Zeitvertreib in guter Gesellschaft“.