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Abschied

Tränen und Trauer um tote Mitschülerinnen

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Nach der Bluttat: Gedenken am Welfengymnasium und Technischen Gymnasium Ravensburg
Veröffentlicht:04.07.2016, 19:05

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Nach der Bluttat von Untereschach in der Nacht auf Freitag herrscht Betroffenheit auch an Schulen in Ravensburg. Wie berichtet, hatte ein Mann seine Frau und die beiden Stieftöchter getötet. Eine der Stieftöchter, ein 14-jähriges Mädchen, war Schülerin am Welfengymnasium, während ihre 18-jährige Schwester bis zum Juli 2015 das Technische Gymnasium (TG) besucht hatte.

Anlässlich des grausamen Vorfalls wurde am Montag in der zwölften Stufe des TG eine Doppelstunde zum Gedenken an die 18-Jährige veranstaltet. Sie hatte die Schule bis zur elften Stufe besucht.

Geleitet wurde die Gedenkstunde von dem Kriseninterventionsteam an der Schule. „Es gab viele, die niedergeschlagen waren und vor dem Klassenzimmer saßen und geweint haben“, schildert Norbert Büttendorf, Abteilungsleiter des TG, seinen Eindruck. Wichtig sei es erst einmal gewesen, die Mitschüler aus dem Schulalltag auszuklinken und ihnen Zeit zu geben, um sich untereinander auszutauschen, erklärt Schulleiter Günther Schuster. „Wir haben uns dann zusammengesetzt, erinnert, geschwiegen, Fragen aufgeschrieben und auch Antworten, warum es sich zu leben lohnt“, erzählt Bernd Vogt, Mitglied des Kriseninterventionsteams. Auch dabei seien viele Tränen geflossen.

„Als ob sie da wäre“

Büttendorf, der die Schülerin aus dem Unterricht kannte, beschreibt die 18-Jährige als nette und ruhige Schülerin. Mit einem Foto und einem von ihr gemalten Bild aus dem Kunstunterricht hätten sie ihrer gedacht. „Auf einmal war es wieder so, als ob sie da wäre“, erzählt Büttendorf bedrückt.

Auch am Welfengymnasium waren laut Schulleitung am Montagmorgen die meisten Schüler durch Medien und soziale Netzwerke über die grausigen Ereignisse informiert – und darüber, dass eine 14-jährige Mitschülerin tot ist. Es herrsche deswegen in der Schule eine allgemeine Niedergeschlagenheit, berichtet ein Jugendlicher: „Das macht schon sehr betroffen.“ Er würdigte aber auch, wie kompetent und einfühlsam die Lehrer mit dem Thema umgegangen seien.

Kerzen für jede Klasse

Schulleiter Wolfram Freitag hatte das Kollegium noch vor Schulbeginn über den geplanten Ablauf des Tages informiert. Lehrer und Schüler versammelten sich dann im Foyer, wo sich ein mit einem schwarzen Tuch verhängter Tisch mit einem Bild der aus dem Leben gerissenen Schülerin befand – und 28 Kerzen, für jede Klasse eine. Musiker der Schule stimmten die Bach-Kantate „Jesus bleibet meine Freude“ von Bach an. „Mit Zurückhaltung“, so der Schulleiter, habe er dann über die Familientragödie in der Nacht auf Freitag berichtet, für die es so gar keine Erklärung gebe. Pfarrer Hermann Riedle, der katholische Religion am Welfengymnasium unterrichtet, und der evangelische Jugendpfarrer Ralf Brennecke sprachen je ein Gebet, wonach sich die Schüler klassenweise mit den Kerzen in die Klassenzimmer begaben.

Gespräche mit Lehrern

Wie sie dort mit dem Thema umgingen, sei den Lehrer freigestellt gewesen, auch zeitlich. „Es gab Klassen, die mehr Zeit benötigt haben“, berichtet Freitag. Insbesondere in der achten Klasse, welche die 14-Jährige besucht hatte, aber auch in den drei Parallelklassen habe große Betroffenheit geherrscht; einige Schülerinnen seien in Tränen aufgelöst gewesen. „Manche hatten eine enge Freundschaft mit ihr“, berichtet Wolfram Freitag, „für die war es nicht leicht“. Von Anfang an sei in dieser Klasse einer von zwei Schulpsychologen im Einsatz gewesen. Beide stünden auch die nächsten Tage weiter zur Verfügung. Auch im Kollegium gebe es Lehrer, die psychologisch geschult seien. Freitag selbst hat seine Unterrichtsstunde auf Wunsch der Schüler ins Freie verlegt, wo viele gute Gespräche geführt worden seien.

Für die nächsten Tage am Welfengymnasium kündigte Wolfram Freitag ein „Klima der Behutsamkeit“ an: „Das ist doch sehr belastend, je nachdem, wie nahe man dem steht.“ Falls auch später noch Gesprächsbedarf, zum Beispiel mit einem Schulpsychologen, bestehe, können sich die Eltern an die jeweiligen Klassenlehrer wenden.

Ob das für Freitag geplante Schulfest stattfindet, möchte der Schulleiter mit den Kollegen abstimmen – wenn ja, dann „sicher nicht in der üblichen Form“.