StartseiteRegionalOberschwabenRavensburgStadtrat kritisiert „Bauskandal“ in Weißenau

Bauskandal

Stadtrat kritisiert „Bauskandal“ in Weißenau

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Stadtrat kritisiert: Sanierung der Gebäude auf dem Weißenauer Klosterareal kommt einer Vernichtung gleich“
Veröffentlicht:15.02.2018, 14:14

Von:
Artikel teilen:

Die Sanierung von Kornhaus, Bleiche und südlichem Arkadengebäude auf dem Weißenauer Klosterareal läuft auf Hochtouren. Die Gebäude werden entkernt – insgesamt sollen dort mehr als 40 Wohnungen entstehen. Dem Ravensburger Historiker und Stadtrat Ulrich Höflacher stößt das mehr als sauer auf: Er sieht in der Modernisierung „des geschlossenen barocken Baudenkmals den wohl größten Bauskandal“, den es in der Region „und weit darüber hinaus“ je gegeben habe.

Insbesondere das aus dem Jahr 1715 stammende südliche Arkadengebäude werde „in erschreckendem Maße nahezu vollständig zerstört“, kritisiert Höflacher. Weil er mit seiner Gemeinderatsfraktion in diesem Punkt über Kreuz gelegen hatte, war der Pädagoge von der CDU zu den Bürgern für Ravensburg übergelaufen. Obschon sowohl der Eschacher Ortschaftsrat als auch der Ravensburger Gemeinderat dem Verkauf des Areals an die Monument Klosterarkaden Weißenau GmbH & Co KG zugestimmt hatten, hält Höflachers Empörung nach wie vor an: Das Denkmalamt habe in dieser Angelegenheit „vollkommen versagt“, beklagt er gegenüber der Schwäbischen Zeitung. Die Umnutzung komme „einer Vernichtung gleich“.

In der Tat hatte es in der Angelegenheit unterschiedliche Stellungnahmen seitens der Denkmalschutzbehörde gegeben, die in der entscheidenden Gemeinderatssitzung für Verwirrung gesorgt hatten. In einem kurz vor Beschlussfassung eingegangenen Gutachten hatte das Denkmalamt Stuttgart plötzlich Bedenken gegen die geplante Umnutzung des Areals zu Wohnzwecken geäußert: Sie sei „äußerst kritisch zu sehen“, hatte es darin geheißen. Insbesondere gegen den Umbau des Arkadentraktes zu Reihenhäusern wurden Bedenken angemeldet.

Wie Ravensburgs Baubürgermeister Dirk Bastin auf Anfrage erläutert, sei die besagte Stuttgarter Stellungnahme freilich „einer 180-Grad-Wendung“ gleichgekommen – zwei Jahre lang habe die Landesdenkmalpflege stetig ihr Einvernehmen mit der Umnutzung signalisiert. Im Übrigen habe das Denkmalamt seine Bedenken anschließend wieder revidiert. Zum Glück, wie Bastin findet – schließlich hält er es für „das übergeordnete Interesse, die Gesamtanlage in einen Zustand zu versetzen, in dem sie genutzt werden kann“. Weil sie andernfalls nämlich zerfallen wäre. Dass Investor Joachim Dietrich die drei Gebäude umbauen würde, sei „jedem klar“ gewesen: „Sonst kann da ja niemand wohnen“, konstatiert Bastin lapidar.

Die Umbauten würden im Übrigen vom Denkmalamt begleitet und akribisch mit diesem abgestimmt: „Alle drei, vier Wochen ist jemand in Weißenau vor Ort“, weiß der Baubürgermeister. Und mache dem Investor durchaus ab und an Vorgaben, die diesem nicht unbedingt schmecken: So müsse Dietrich beispielsweise das Kreuzgebälk im Kornhaus erhalten – mit der Folge, dass Brandschutz, Wohnungszuschnitte und Belichtung angepasst werden müssten.

Dennoch gesteht Bastin: Er bedauere, dass es im Laufe des Prozesses nicht gelungen sei, „Herrn Höflacher mitzunehmen“.