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Modellkommune

Stadt Ravensburg will neue Wege zu mehr Klimaschutz im Verkehr gehen

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Die Stadt wird Modellkommune für klimafreundliche Mobilität – Aktionsbündnis für autofreie Innenstadt sieht darin eine Chance
Veröffentlicht:09.08.2020, 12:30

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Die Stadt Ravensburg wird Modellkommune für die Umsetzung von mehr Klimaschutz im Verkehr. Laut Pressemitteilung wurde sie hierzu vom Kompetenznetz Klima Mobil ausgewählt. Dahinter steckt die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg . Diese unterstützt Kommunen in Baden-Württemberg, die beim Klimaschutz im Verkehr neue Wege gehen wollen. Das stehe im Einklang mit dem erst kürzlich vom Gemeinderat verabschiedeten Klimakonsens (SZ berichtete). Am Wochenende demonstrierten außerdem nach Veranstalterangaben gut 70 Teilnehmer in Ravensburg für eine autofreie Innenstadt.

Nahverkehrsgesellschaft hilft bei Aquise von Fördermitteln

Von 41 Bewerbungen aus ganz Baden-Württemberg seien 15 Modellkommunen ausgewählt worden, die wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz im Verkehr umsetzen. Im Fokus der Vorhaben stehen Maßnahmen aus den Handlungsfeldern „Bevorrechtigung umweltfreundlicher Verkehre“, „Parkraummanagement und Verkehrsberuhigung“ oder „Straßenraumgestaltung“. Die möglichen Projekte befassen sich etwa mit der Umgestaltung von Ortsdurchfahrten, dem klima- und menschenfreundlichen Stadtumbau, der Einführung verkehrsberuhigter Quartiere, der Förderung von Fuß- und Radverkehr und der Ausweitung des Parkraummanagements. Das Kompetenznetz unterstützt sie in Planung und Kommunikation vor Ort sowie bei der Akquise von Fördermitteln, die das Land bereitstellt.

Radfahren und zu Fuß gehen soll attraktiver werden

Wie die Stadt weiter informiert, möchte Ravensburg insbesondere in der Innenstadt neue Ideen umsetzen, mit denen der Rad- und Fußgängerverkehr sowie öffentliche Personennahverkehr gestärkt werde. Denkbar seien beispielsweise auch Begegnungszonen. Das sind Verkehrsflächen, auf denen alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Die Mitglieder der Klimakommission, die den Klimakonsens für Ravensburg erarbeitet hat, hatten solche Modelle in Vorarlberg besichtigt.

In einem ersten Schritt möchte die Stadtverwaltung im kommenden Halbjahr Grundlagen fürs weitere Vorgehen erarbeiten. Im Frühjahr 2021 ist vorgesehen, dass der Gemeinderat, und zu einem späteren Zeitpunkt auch die Öffentlichkeit, Ideen diskutiert und sich einbringt.

OB: wichtiger Schritt auf dem Weg zum Klimaziel

„Ravensburg als Modellkommune ist für uns ein wichtiger Schritt. Wir wollen die im Ravensburger Klimakonsens festgelegten Klimaschutzziele erreichen. Das ist ohne die Entwicklung hin zu einem nachhaltigeren Mobilitätsverhalten nicht möglich. Daher freue ich mich, als Modellkommune dazu neue Konzepte entwickeln zu können“, sagt Oberbürgermeister Daniel Rapp.

Die in Ravensburg und den anderen Modellkommunen im Land entwickelten Konzepte und erworbenen Erfahrungen sollen ab 2022 für ganz Baden-Württemberg und Deutschland Modell stehen.

Aktionsbündnis fordert bereits autofreie Innenstadt

Das Aktionsbündnis Autofreie Innenstadt Ravensburg forderte am Samstag bei einer Kundgebung am Marienplatz und einer anschließenden Fahrraddemonstration „eine lebenswerte, erholsame und besucherfreundliche Innenstadtgestaltung“, wie es in einer Pressemitteilung der Veranstalter heißt. Dass Ravensburg zur „Modellkommune: Neue Wege zu mehr Klimaschutz im Verkehr“ ausgewählt wurde, sehen die Initiatoren als Chance.

Sie berufen sich auf eine Online-Umfrage zu den Ideen der Ravensburger Klimakommission, an der gut 1200 Bürger freiwillig teilgenommen haben: 81 Prozent von ihnen sprachen sich dabei für eine autofreie Innenstadt aus. Auch von Demonstrationsteilnehmern habe es Rückmeldungen gegeben, wonach Autofahrer auch mal auf Rad oder Bus und Bahn umsteigen würden, wenn die Radwege und Verbindungen nur attraktiv genug seien. „Diese Aussagen bestärken uns in unserem Einsatz für die Verbesserung von Wohnqualität, Erholungswert und Einkaufserlebnis in der Altstadt“, sagt Matthias Wolf, Mitinitiator des Aktionsbündnis autofreie Innenstadt Ravensburg laut Pressemitteilung. Der Samstag sei mit seinem wöchentlich stattfinden Markt und ohne Autos in den vom Markt belegten Straßen der Oberstadt einer der attraktivsten Tage, um sich in der Innenstadt aufzuhalten. Er sehe einen „grundlegenden Trugschluss“ in der Überzeugung des Einzelhandels, dass ein Fahrverbot für Autos in der Innenstadt dem Einzelhandel schaden würde.

Initiator: Gemeinderat soll sich mit Forderungen beschäftigen

„Wir wünschen uns, dass das Thema nun von Gemeinderat und Stadtverwaltung aufgegriffen wird und inhaltliche Details der Umsetzung geklärt werden. Wir fordern, dass der Gemeinderat sich in seiner Sitzung am 28. September mit dem Thema autofreie Innenstadt in Ravensburg beschäftigt“, so Wolf. Das Aktionsbündnis fordert konkret, dass nur noch eingeschränkter Lieferverkehr, Anwohner sowie Busse und Taxis in die Oberstadt fahren dürfen. Das von Einzelpersonen initiierte Bündnis wird durch die Umweltschutzorganisation BUND (Ortsgruppe Ravensburg), das Bürgerforum Altstadt Ravensburg, den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (Ortsverband Ravensburg), die Bewegungen Fridays for Future und Parents for Future, den Verein Lebenswertes Schussental und die Gruppe Reclaim Your Streets unterstützt.