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Messerattacke

So reagieren die Ravensburger auf die Messerattacke

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Eigentlich geht am Samstag in der Innenstadt alles seinen gewohnten Gang. Der Wochenmarkt ist gut besucht, vor dem Rathaus findet ein Hochzeitsempfang statt. Wäre da nicht dieses eine Thema.
Veröffentlicht:29.09.2018, 13:45
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Eigentlich geht am Samstagmorgen in der Innenstadt alles seinen gewohnten Gang. Der Wochenmarkt ist gut besucht, Busse fahren über den Marienplatz, vor dem Rathaus findet ein Hochzeitsempfang statt. In den Gesprächen der Menschen geht es aber vorwiegend um ein Thema: Den Messerangriff vom Vortag.

„Ich war natürlich geschockt, als ich gestern Abend im Fernsehen davon erfahren habe“, sagt Gertrud Hildebrand aus Ravensburg . „Man rechnet ja nicht damit, dass so etwas in unserer ländlichen Umgebung passiert, solche Vorfälle passieren doch eher in Großstädten.“ Damit trifft sie im Wesentlichen den Grundtenor, der im Stimmungsbild am Samstagmorgen vorherrscht. „Als ich heute Morgen aus dem Haus gegangen bin, habe ich natürlich darüber nachgedacht. Aber ich hatte keine Angst“, erzählt sie. „Ich war ziemlich neutral eingestellt. Eigentlich kann sowas ja überall passieren.“

Ein mulmiges Gefühl

Ganz ähnlich sieht das auch Beate Niedermaier aus Wolfegg: „Es ist schon schlimm, dass sowas in Ravensburg passiert. Bisher gab es solche Vorfälle bei uns ja noch fast gar nicht.“ Aber auch sie ist ohne ein mulmiges Gefühl aus dem Haus gegangen. „Das bringt ja nichts, deswegen jetzt Angst zu haben.“ Auch dem Ravensburger Stadtbild ist kaum mehr etwas von den Vorfällen anzumerken. Es sind nicht weniger Menschen unterwegs als an anderen Samstagen. In der Markstraße schlendern die Leute an den Ständen des Wochenmarktes vorbei, in der Bachstraße lauscht eine Gruppe einer Stadtführung. Auch an den Tatorten sind, abgesehen von aufgesprühten Markierungen keinerlei Spuren mehr zu erkennen. Dort bleiben zwar vereinzelt Leute stehen, schauen sich alles genauer an und schütteln dann den Kopf – ein Klima der Angst oder ähnliches herrscht in Ravensburg aber nicht vor.

Asylhintergrund war der zweite Gedanke

„Erstaunlich unbekümmert“ erlebt Fenja Birkle die Menschen in der Stadt. „Aber das ist wohl leider nur die Ruhe vor dem Sturm.“ Zum Zeitpunkt der Tat war sie auf dem Weg zum Bahnhof, sie wohnt aber in der Adlerstraße, also nicht weit entfernt von einem der Tatorte. Ein Nachbar hatte sie über den Vorfall informiert. „Ich dachte als erstes, dass sowas ja irgendwann kommen musste“, erzählt sie. „Und dann habe ich gehofft, dass der Täter keinen Asylhintergrund hat. Das war ja dann leider doch der Fall. Jetzt werden wahrscheinlich gewisse Stimmen aktiv, die bisher still waren.“

Sie sei zwar mit einem mulmigen Gefühl aus dem Haus gegangen, aber eher wegen der Ungewissheit über die Stimmung in der Stadt. Wirklich entsetzt war sie über eine ganz andere Sache: „Es ist völlig krank, dass die Tatorte dann auch noch gefilmt werden und man solche Videos verbreitet.“

Polizeipräsenz kommt gut an

Eine Sache ist dann aber doch anders als an anderen Samstagen. Am Schadbrunnen neben der Bushaltestelle steht ein großer Einsatzwagen der Polizei . Zahlreiche Beamte sind vor Ort, stellen sich den Fragen und Diskussionen mancher Bürger und laufen vereinzelt in Kleingruppen über den Wochenmarkt. Das kommt bei den Menschen gut an. „Ich bin positiv überrascht von der Polizeipräsenz. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass überhaupt jemand von der Polizei vor Ort ist“, meint Robin Moser und Kim Semmler fügt hinzu: „Das gibt einem schon ein Gefühl von Sicherheit.“ Die beiden haben über das Internet von der Tat erfahren und auch die Videos gesehen, die seither kursieren. Angst verspüren auch sie keine: „Ich dachte eher: Das ist doch völlig verrückt – Warum macht jemand sowas?“, sagt Semmler.

Hintergründe interessieren die Menschen

Die Hintergründe der Tat interessieren auch Andreas Seeling aus Eschach: „Ich habe mich immer wieder gefragt: Warum kommt es zu so einer Tat?“ Zwar sei er im ersten Moment beunruhigt gewesen, Angst habe aber auch er nicht gespürt. „Es war ja offensichtlich nichts vorsätzliches, sondern ist aus einer Auseinandersetzung zwischen zwei Leuten entstanden. Sowas gibt es andauernd, überall“, meint er. „Da muss man sehr vorsichtig sein, bevor man vorschnell irgendwelche Personen oder Gruppen beschuldigt.“