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Schüler haben auf dem Marienplatz Angst

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Jugendliche berichten von Gewalt und Pöbeleien in Ravensburg - Stadt und Polizei wollen reagieren
Veröffentlicht:15.05.2018, 15:53

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Einen eindringlichen Appell, für ihre Sicherheit zu sorgen, haben Ravensburger Jugendliche an die Stadtverwaltung, den Gemeinderat und die Polizei gerichtet: „Wir wollen keine Angst mehr haben, wenn wir am hellen Tag über den Marienplatz gehen, wir wollen nicht angepöbelt und angegriffen werden.“ Offenbar ist es vor allem eine Gang, die derzeit auf dem nördlichen Marienplatz massive Probleme macht, sagen Mitglieder des Schülerrates. Die Stadt will mit einem Bündel an Maßnahmen reagieren.

Die Situation rund um die Bushaltestellen beschäftigt Verwaltung und Kommunalpolitiker schon seit Monaten. Befürchtet wird, dass der nördliche Marienplatz und der Holzmarkt nach längerer Zeit relativer Ruhe wieder zum Brennpunkt werden könnten. Hier treffen momentan verstärkt unterschiedliche Gruppen aufeinander: Trinker, Drogenabhängige, in jüngster Zeit auch Flüchtlinge unterschiedlicher Herkunft, die sich nicht grün sind, aber eben auch viele Jugendliche.

Ein kleiner Teil von diesen ist offenbar für ihre Altersgenossen das größte Problem.

Die Situation ist unzumutbar. Das sitzen Minderjährige, die sich betrinken, rauchen, die Wege versperren, auf die Dächer der Bushaltestellen klettern und mit Gegenständen auf Vorbeilaufende werfen“

sagte Regina Kininger , Sprecherin des Schülerrates, in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Gemeinderat. Dazu werde dröhnend laute Musik gehört, teils mit äußerst fragwürdigen Inhalten.

Erschüttert waren Mitglieder der Verwaltung und des Gemeinderates vor allem über die Gewaltbereitschaft dieser zum Teil offenbar erst 13, 14 oder 15 Jahre alten Kinder und Jugendlichen. Mehrere Mitglieder des Schülerrates schilderten teils drastische Szenen: „Wir haben beobachtet, wie mehrere Jungen ein Mädchen in einem Lokal unter einen Tisch gesperrt und mit Tritten traktiert haben. Gäste mussten einschreiten, um sie zu befreien.“ Regina Kininger ist selbst vor kurzem Opfer von Gewalt geworden:

Ich habe eine Gruppe, die auf dem Weg saß und Musik mit unerträglichen Inhalten gehört hat, gebeten, das auszustellen. Dafür habe ich Tritte kassiert."

Schüler trauten sich inzwischen nicht mehr, die Plätze an den Bushaltestellen zu benutzen, schon für einen falschen Blick bekommen sie Prügel angedroht. Das Problem weite sich aus. Nach dem Eindruck vieler Jugendlicher ist die Polizei in der Vergangenheit zu wenig eingeschritten: „Die Polizei ist manchmal da, sie macht aber wenig.“ Die Gang, die am nördlichen Marienplatz Angst verbreite, sei auch für viele der Graffitis in der Stadt verantwortlich: „Sie suchen neue Mitglieder an den Schulen, sind stark in sozialen Netzwerken unterwegs und geben mit ihren Taten an“, so ein junger Ravensburger.

Bedrohliche Situationen gebe es regelmäßig auch am Blauen Platz in der Nordstadt und abends am Serpentinenweg zur Veitsburg. „Wir hoffen, dass etwas unternommen wird“, sagte Malte Jakob vom Schülerrat. „Wir wollen aber auch nicht, dass überzogen wird, schon gar nicht bei denjenigen, die dort einfach nur chillen.“

Bürgermeister appelliert an Jugendliche

Oberbürgermeister Daniel Rapp und Stefan Besenfelder, Leiter des Polizeireviers, appellierten an die Jugendlichen, bei Vorfällen unbedingt die Polizei zu rufen. Besenfelder: „Wir brauchen möglichst viele Infos, um uns ein Bild machen zu können. Wir sind dafür da, Maßnahmen zu treffen.“ Der Polizeichef mahnte auch zur Vorsicht: „Zivilcourage ist wichtig, aber überlegt bitte genau, ob ihr selbst einschreitet. Im Zwiefelsfall ruft immer meine Kollegen an.“ Die Frequenz von Kontrollen sei bereits erhöht worden.

Die Stadt reagiert laut Bürgermeister Simon Blümcke mit einem Bündel aus repressiven und präventiven Maßnahmen. So seien bereits vier Platzverbote in fünf Monaten ausgesprochen worden. „Wir müssen die wenigen, die stören, gezielt angehen. Der nördliche Marienplatz ist ein zentraler Platz in Ravensburg, der leider auch Leute anzieht, die Dummes vorhaben. Wir werden zeigen, dass der öffentliche Raum uns gehört.“ Der Gemeinderat hat außerdem gerade eine Streetworker-Stelle genehmigt. Der Mitarbeiter der Arkade soll sich auf den Marienplatz konzentrieren. Die Stadt will auch die leichte Verfügbarkeit von Alkohol weiter bekämpfen, unter anderem auch durch Testkäufe in Supermärkten.

Mehrere Stadträte regten an, Projekte gegen Gewalt an den Schulen zu starten. Michael Lopez-Diaz von der Unabhängigen Liste und selbst früher Polizist war allerdings am Ende der Diskussion der Ansicht: „Über Antworten auf die Belästigungen und mögliche Lösungen habe ich von der Verwaltung nicht viel gehört.“