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Verkehrsaufkommen

Neue Mobilität nimmt konkrete Formen an

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

TWS und Schussental-Städte stellen ihre Projekte für einen Verkehr mit geringerer Umweltbelastung vor
Veröffentlicht:19.03.2019, 16:48

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Weniger Verkehrsaufkommen und ein deutlicher Rückgang an schädlichen Abgasen aus Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren haben sich die Technischen Werke Schussental (TWS) in enger Zusammenarbeit mit den Städten Ravensburg und Weingarten zum Ziel gesetzt. Dazu haben sie ein Programm aufgelegt, dessen Umsetzung bereits begonnen hat. TWS-Geschäftsführer Andreas Thiel-Böhm und das damit befasste Projektteam sowie Weingartens Bürgermeister Alexander Geiger , zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Energieunternehmens, stellten es am Montag der Presse vor.

Zentrales Thema, so Thiel-Böhm, bleibe der weitere Ausbau des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs und der laufende Umbau der Busflotte auf emissionsfreie beziehungsweise schadstoffarme Fahrzeuge. Parallel dazu rüstet das Unternehmen an seinen vier Parkhäusern und Tiefgaragen den Bestand an Ladestationen für Elektrofahrzeuge massiv auf. Außerdem hat es jetzt damit begonnen, ein attraktives Angebot für Car-Sharing und E-Bike-Sharing aufzubauen.

Ein weiterer Baustein des Konzepts ist es, die kommunalen Flotten bei Dienstfahrzeugen mit jener der TWS zu vernetzen. Die Städte Ravensburg und Weingarten bringen gemeinsam mit den TWS die allermeisten ihrer Dienst-Pkw in einen gemeinsamen Pool ein und ersetzen dabei nach und nach ihre alten Autos durch Elektrofahrzeuge. Die Nutzfahrzeuge der Bauhöfe und die mobilen Messstationen für Verkehrsüberwachung sind dabei zwar ausgenommen. Aber ansonsten soll es bald keine Dienstwagen mehr geben, die einer bestimmten Person oder Abteilung zugeordnet sind.

In einem zweiten Ausbauschritt sollen auch ortsansässige Unternehmen mit ins Boot geholt werden. „Für manche Bedienstete bedeutet das eine gewaltige Umstellung“, räumte Bürgermeister Geiger ein, „weil es bald auch keine Dienstfahrten mit dem einen Privatauto mehr geben wird.“ Mit dem neuen Angebot an Leihwagen und Leihfahrrädern möchten TWS und Städte erreichen, dass die Menschen, die mit dem Zug am Bahnhof Ravensburg oder an der BOB-Haltestelle Weingarten/Berg ankommen, die letzten Kilometer nach Hause nicht mehr mit dem eigenen Auto zurücklegen müssen. Ein dichtes Netz an Verleihstationen für E-Bikes wird dafür sorgen, dass man zwischen Schmalegg und der Hochschule im Töbele in Weingarten überall in erreichbarer Nähe ein solches Gefährt zur Verfügung hat, mit dem sich auch Steigungen mühelos bewältigen lassen. Auch die täglichen Fahrten zum Arbeitsplatz sollen mittel- und langfristig über das Verleihsystem erleichtert werden. Die Projektträger erhoffen sich davon, dass so mancher private Zweit- und Drittwagen überflüssig wird.

Die beiden Städte verpflichten sich, ihr Radwegenetz weiter auszubauen und zu verbessern. Einen ersten Schritt dafür sieht Bürgermeister Geiger in dem Projekt eines Radschnellwegs, der das mittlere Schussental mit Friedrichshafen verbinden soll. Er machte am Montag allerdings keine näheren Angaben darüber, wann dieser Radweg zur Verfügung stehen wird. Die politischen Gremien brüten bereits seit geraumer Zeit über der Frage einer optimalen Trassenführung.

Konkreter sieht es allerdings bei einem anderen Vorhaben aus, für das bereits die Ausschreibung läuft: ein in der Endstufe autonom fahrendes Bus-Shuttle, das in Ravensburg zwischen Bahnhof und Marienplatz verkehren wird. Zwei dieser Minibusse werden, so der derzeitige Planungsstand, während einer Projektphase ab Juli 2020 bis Ende 2021 im 20-Minuten-Takt zwischen Bahnhof und Marienplatz pendeln. In Richtung Marienplatz wird es auf der Eisenbahnstraße bis zur Oberen Breiten Straße gehen und von dort weiter über die Charlottenstraße bis zum Marienplatz. Von dort geht es über die Eisenbahnstraße zurück zur Oberen Breiten Straße und über Adlerstraße und Mauerstraße zurück zur Eisenbahnstraße in Richtung Bahnhof. Die Shuttles können kostenlos benutzt werden und haben in der Innenstadt drei Haltepunkte. Die Fahrgäste müssen allerdings ein wenig Zeit mitbringen, weil es nur im Schritttempo voran geht.

Für alle Projekte gibt der Bund eine kräftige Anschubfinanzierung. „Natürlich kann ein solches Angebot nicht von Beginn an kostendeckend funktionieren“, sagte TWS-Geschäftsführer Thiel-Böhm und fügte hinzu: „Aber wir sind zuversichtlich, dass es bald gut genug angenommen wird, um auch wirtschaftlich betrieben zu werden. Volkswirtschaftlich und vor allem für die Umwelt versprechen wir uns auf jeden Fall einen Gewinn.“