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Kirchenbrand

Nach Kirchenbrand meldet sich ein wichtiger Zeuge

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Am Samstag hat es nicht nur in der Ravensburger Kirche St. Jodok ein Feuer gegeben, sondern auch in der katholischen Pfarrkirche in Schlier. Ein wichtiger Zeuge ist gefunden.
Veröffentlicht:12.03.2018, 13:19

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Am Samstag hat es nicht nur in der Ravensburger Altstadtkirche St. Jodok ein Feuer gegeben, sondern auch in der katholischen Pfarrkirche St. Martin in Schlier. Ob ein Zusammenhang zwischen den Bränden besteht, ist noch unklar. Gemeldet hat sich der von der Polizei gesuchte, wichtige Zeuge.

Wie die „Schwäbische Zeitung“ erfahren hat, kam es am Samstag gleich zu zwei Kirchenbränden im Landkreis. Gegen 11 Uhr hat ein Elektriker zufällig ein Feuer in der Schlierer Kirche entdeckt, als er einen Strahler auswechseln wollte. Eine Stellwand neben dem Altar brannte, an der Bilder von Kommunionskindern hingen. Das Feuer war glücklicherweise von alleine ausgegangen. Auf dem Boden lagen nur noch Aschereste.

Laut Polizei ist vermutlich am Samstagmorgen, in der Zeit zwischen 9.45 und 11 Uhr, ein Plakat an der Stellwand angezündet worden. Die Flammen griffen aber nicht auf andere Gegenstände über. Laut Markus Sauter , Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, beläuft sich der Schaden auf rund 300 Euro.

In Schlier wurde ein Plakat an einer Stellwand angezündet
In Schlier wurde ein Plakat an einer Stellwand angezündet (Foto: Klaus Stauber)

Nur etwas mehr als eine Stunde später wurde ein Brand in der historischen Kirche St. Jodok in Ravensburg gemeldet. Hier stand ein Sofa in Flammen, das als gemütliche Sitzmöglichkeit für Jugendliche diente. In Ravensburg war die Feuerwehr mit mehr als 150 Einsatzkräften vor Ort. Der geschätzte Schaden: zwei Millionen Euro.

Brandstiftung vermutet

Die Kirchengemeinde in Schlier geht von Brandstiftung aus. An der Kirchentür hängt ein Schild, auf dem steht: „Außerhalb der Gottesdienstzeiten bleibt die Kirche aufgrund von Brandstiftung vorübergehend geschlossen.“ Wie Klaus Stauber von der Kirchengemeinde berichtet, seien die Streichhölzer, die normalerweise bei den Opferkerzen liegen, in der Nähe des Ausgangs weggeworfen worden. „Das ist schon komisch“, meint er.

Das Dach in Ravensburg ist einsturzgefährdet.
Das Dach in Ravensburg ist einsturzgefährdet. (Foto: Feuerwehr Wangen/Feuerwehr Wangen)

Staubers Aussagen zufolge habe es in letzter Zeit immer wieder kleinere Beschädigungen in der Kirche gegeben. Zum Beispiel hatten Unbekannte den Wasserhahn des Weihwasserkessels aufgedreht, sodass alles unter Wasser stand. „Aber gezündelt wurde nie“, sagt Stauber.

Nur eine Stunde nach dem Vorfall in Schlier wurde ein Brand in der historischen Kirche St. Jodok in Ravensburg gemeldet (die SZ berichtete). Hier stand ein Sofa in Flammen, das als gemütliche Sitzmöglichkeit für Jugendliche diente. In Ravensburg war die Feuerwehr mit mehr als 150 Einsatzkräften vor Ort. Der geschätzte Schaden: zwei Millionen Euro.

Ob es zwischen den beiden Bränden einen Zusammenhang gibt oder es sich dabei tatsächlich um Brandstiftung handelt, ist derzeit noch unklar. „Das wird geprüft, wir schließen nichts aus“, so Polizeisprecher Markus Sauter. Wie er mitteilt, hat die Kriminalpolizei in Ravensburg ein zehnköpfiges Ermittlerteam eingerichtet und einen Brandsachverständigen hinzugezogen.

Große, aufwendige Untersuchungen konnten die Kriminaltechniker noch nicht vornehmen. Das löchrige Dach ist nach wie vor einsturzgefährdet. Aufräumarbeiten und Sicherungsmaßnahmen sind im Gange.

Zeuge meldet sich eigenständig

Indes ist der wichtige Zeuge des Brandes in Ravensburg, den die Polizei am Wochenende noch gesucht hat, gefunden worden. Nach Aussagen von Polizeisprecher Sauter wurde die Identität des Zeugen geklärt. Er hat sich selbstständig bei der Polizei gemeldet.

Der Mann bestätigte, dass der Brand im linken Kirchenschiff ausgebrochen war. Nach eigenen Angaben hatte er den Rauch gesehen und war in die Kirche gegangen, um nachzuschauen, ob sich noch Personen im Gebäude befinden. Zu dieser Zeit hatten die Flammen bereits auf die Zwischendecke übergegriffen. Der Polizei zufolge ist der Mann ein Zeuge und gilt nicht als Tatverdächtiger.

Den Brand in der rund 700 Jahre alten Kirche hatte ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kirchengemeinde St. Jodok zuerst bemerkt und gemeldet. Er war auch auf den gesuchten Zeugen getroffen. Im Gespräch mit der SZ erklärt der Kirchenmitarbeiter, dass er auf dem Markt gewesen sei und dann beim Vorbeilaufen den Brand bemerkt habe. „Es hat geknistert und Rauch ist aus dem Fenster aufgestiegen“, beschreibt er. Daraufhin sei er sofort in die Kirche gegangen, habe wegen des starken Rauchs aber nichts sehen können.

Erst vor mehr als zwei Wochen hat es im Betsaal in Wilhelmsdorf ebenfalls gebrannt. Damals hatten Jugendliche gezündelt.

Weitere Zeugenhinweise nimmt die Polizei in Ravensburg unter der Telefonnummer 0751/803-3333 entgegen.