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Weihnachtskonzert

Musikalischer Rückblick auf die Jahreszeiten

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Oberschwäbisches Kammerorchester mit besonderem Programm
Veröffentlicht:26.12.2017, 14:59

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Beim traditionellen Weihnachtskonzert des Oberschwäbischen Kammerorchesters gab es diesmal keine typische weihnachtliche Musik. Dafür blickte das Orchester unter Marcus Hartmann gleichsam auf das vergangene Jahr musikalisch zurück, indem es im ersten Teil aus Vivaldis „Jahreszeiten“ den „Frühling“ und den „Winter“ spielte. Den Sommer lieferte Astor Piazzollas „Verano“ und den Herbst Tschaikowskys „Herbstlied“ aus seinem „Jahreszeiten“-Zyklus, der ursprünglich für Klavier geschrieben wurde.

Mit kräftigem Strich

Die Violinsolistin Aloisia Dauer, eine strahlende Erscheinung in schwarzer Robe, erst 28 Jahre alt und aus Basel stammend, ist Deutsch-Italienerin, hat in München, Chicago und Salzburg studiert und unterrichtet an den Musikschulen in Wangen und in Grünwald. Mit kräftigem Strich ließ sie ihren Geigenpart vor dem Orchester gleichzeitig so energisch wie sensibel aufscheinen. Die jeweils drei Sätze umfassenden Violinkonzerte der „Jahreszeiten“ von Vivaldi sind ja sowohl für das Kammerorchester wie für die Solovioline eine Herausforderung, denn die immer beseelte, nie vordergründige Stimmungsmalerei verlangt nicht nur Präzision, sondern beherrscht eingesetztes Temperament und – bei einem so weltbekannten Stück – auch einigen Mut. Danach Piazzolla: ein toller Kontrast, denn der argentinische Erfinder des „Tango Nuevo“ zitiert in seinen „Cuatro Estaciones Porteñas“, also quasi den vier Jahreszeiten aus Buenos Aires von 1965, auch Motive von Vivaldi; das ursprünglich für Quintett komponierte Stück wurde von Leonid Desyatnikov für Streichorchester bearbeitet, die Solovioline übernimmt partiell den Part des Bandoneóns.

Einen wunderbaren Gesamtsound brachte das Orchester hier zuwege, und die Violine imitierte vor den Zwitschertönen der teils trocken perkussiven Streichern und des Kontrabasses die eher fröhlich jauchzende als klagende Stimme des Bandoneóns. Auch Tschaikowskys melancholisches „Herbstlied“, 1875 entstanden, spiegelte die Stimmung dieser Jahreszeit wieder, wenn es auch als Streicherstück sehr viel getragener wirkte als auf dem Klavier. Voller Energie kam dann Vivaldis „Winter“ daher, etwas zu stark zu Beginn, sodass die Steigerung zum Schluss, wo die Winterwinde förmlich brausen, nicht ganz unvermittelt kam.

Großer Applaus für diese vier Werke und dafür gab es noch mal ein Violinsolo mit Aloisia Dauer, ein Lied von einem schottischen Geiger, wie Marcus Hartmann erläuterte, das ihn so inspiriert hatte, dass er einen Orchesterteil zu dem Einleitungssolo komponierte. Ein anrührendes Thema und durchaus typisch für den gälischen Kulturraum, mit dem man sich fast in die Highlands versetzt fühlte.

Überaus herzlicher Beifall

Nach der Pause die viersätzige Suite Nr. 3 „Antiche arie e danze per liuto“ von Ottorino Respighi, der 1931 dafür auf Lautenmusik des 16. und 17. Jahrhunderts zurück gegriffen hatte. So oft hört man diese Musik, die bewusst alte Musik in einer moderneren Fassung präsentiert, nicht im Konzert. Dabei erscheint sie mit ihren breit ausgestrichenen Themen, besonders in der Siciliana und der Passacaglia auch wie eine glückliche Erinnerung an eine vergangene Zeit. Und s o gab es – nach dem traditionellen Mitsingweihnachtslied –für den überaus herzlichen Beifall noch einmal den Beginn der Suite als Zugabe.