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Musik aus Frühzeit, Renaissance und Moderne

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

VocalCollegium konzertierte in der Ravensburger Liebfrauenkirche
Veröffentlicht:21.10.2018, 16:00

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Zum abendlichen Konzert am Samstag mit dem VocalCollegium unter der Leitung seines Gründers, Kirchenmusikdirektor Rudolf F. Schadt , begrüßte Kantor Udo Rüdinger, sein Nachfolger an der Liebfrauenkirche, mit großer Freude die zahlreichen Besucher. Ein Konzert mit diesem Ensemble sei immer ein besonderes Ereignis, erklärte Rüdinger, da seine Programme selten aufgeführte musikalische Werke beinhalteten und so eine besondere Stimmung entstünde.

Der aus neun Männerstimmen und fünfzehn Frauenstimmen bestehende a cappella-Chor sang zur Einleitung ein Lied aus dem Spätmittelalter, „O Jesu dulcissime“ von Franchino Gaffurio (1451-1522), das in seinem polyphonen Wechselgesang tatsächlich wie ein zärtliches Liebeslied erschien. Die Moderation des Konzerts übernahm danach die Sopranistin Katharina von Glasenapp. Sie erläuterte Wissenswertes und nicht leicht Nachlesbares zu den weniger bekannten Komponisten und Werken. Leider wurden die vier folgenden Renaissance-Motetten von Orlando di Lasso, Luca Marenzio, Palestrina und Sweelinck etwas gestört von einem offenbar verhaltensauffälligen älteren Mann, der ausdauernd im hinteren Seitenschiff lärmte, und es kostete Chor und Chorleiter ein noch höheres Maß an Konzentration, um sich nicht aus dem Text bringen zu lassen. Aber auch dies meisterte das Ensemble, indem es ruhig eine Weile abwartete, sehr gut. Diesen ambitionierten und eingespielten Chor kann so schnell nichts von seinem hohen Ziel abbringen.

Die vier Motetten – hochtönend, vollmundig, besinnlich und komplex – führten über zum Mittelteil mit der „Missa choralis (de angelis)“ von Johann Nepomuk David (1895-1977), der im selben Stift St. Florian Chorknabe war wie Anton Bruckner und diese Messe in Anlehnung an die gregorianische Musik geschrieben hat. Fünf von sechs Teilen erklangen, und man hätte ohne Erläuterungen schwer sagen können, aus welcher Zeit dieses Stück stammen könnte.

Udo Rüdinger ließ darauf eine Orgel-Improvisation „Klangbilder“ folgen, die er aus einer engen Tonskala heraus immer wieder zu einem mächtigen Plenum anschwellen ließ. Nach der teils monophonen Klanglichkeit von Davids „Missa“ mit ihren Tonartwechseln und einem dunkel gestimmten Abschluss im „Agnus Dei“ war seine Improvisation harmonisch und immer wieder dem Klangvolumen weit geöffnet.

Danach ging es zeitlich wieder zurück: Mit einem gregorianischen Hymnus, der von den in der hinteren Reihe stehenden Männern ausgeführt wurde, fühlte man sich in die Klangwelt des frühen Mittelalters, die Zeit der Klöster, zurück versetzt, dagegen wirkte derselbe Text in der musikalischen Form von Gregor Aichinger aus der Spätrenaissance wie ein schönes Lied aus dieser Welt. Die folgenden Marienlieder von William Byrd, Giuseppe Verdi und John Osterhagen spiegelten sehr unterschiedliche Stile wieder. Sicher neu für die meisten war ein „Salve Regina“, von dem in Chicago lebenden John Osterhagen (*1974) im Auftrag der Familie von Waldburg-Wolfegg 2012 komponiert, das auch auf dem gregorianischen Antiphon beruht.