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Kreistagssitzung

Landrat: Sievers siegt deutlicher als erwartet

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

39-jähriger CDU-Mann aus Nordrhein-Westfalen wird Nachfolger von Kurt Widmaier
Veröffentlicht:19.03.2015, 18:10

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Harald Sievers ( CDU ), Beigeordneter der Stadt Düren in Nordrhein-Westfalen, wird neuer Landrat des Kreises Ravensburg. Er folgt damit auf Kurt Widmaier, der nach 16-jähriger Amtszeit Ende Mai in den Ruhestand tritt.

Der 39-Jährige setzte sich bei der Kreistagssitzung am Donnerstag in Weingarten überraschend deutlich gegen seinen parteilosen Gegenkandidaten, den Leutkircher Bürgermeister Martin Bendel (42), durch. 69 der 72 Kreisräte waren bei der Wahl anwesend, 41 stimmten für Sievers, 27 für Bendel. Ein Mitglied enthielt sich der Stimme.

Sechs Bewerber hatte es zunächst um die Nachfolge Widmaiers gegeben, wovon der zuständige Wahlausschuss lediglich drei für qualifiziert für dieses Amt hielt und zur Wahl zuließ. Nachdem der bayerische Ministerialbeamte Hans-Eckhard Sommer in der vergangenen Woche seine Kandidatur zurückzog, weil er von den Kreistagsfraktionen kaum Unterstützung erhalten hatte, blieben zwei Bewerber: Harald Sievers und Martin Bendel.

Der Wahlausgang war bis zum Schluss offen: Zwar galt als sicher, dass Harald Sievers sein CDU-Parteibuch helfen würde, auf der anderen Seite wusste Martin Bendel einen Gutteil der anderen Fraktionsmitglieder hinter sich und galt zudem als Vertreter des Allgäus. Sievers hatte sich als Kandidat von außen in den vergangenen Wochen erstaunlich detailliert in das Wesen und die Probleme des Landkreises eingearbeitet; Bendel hingegen versuchte, seine Rolle als kompetenter lokaler Platzhirsch auszuspielen.

Beobachter rechneten mit einem extrem knappen Wahlergebnis, weil sowohl bei der CDU wie auch bei den Freien Wählern als den größten Fraktionen nicht absehbar war, wie das Abstimmungsverhalten aussehen würde. Das Resultat zugunsten von Harald Sievers war daher eindeutiger und überraschender als erwartet.

20 Minuten hatte am Donnerstag jeder der beiden Kandidaten Zeit, um die Vertreter der 39 Kommunen des Kreises Ravensburg im Gremium von sich zu überzeugen. Harald Sievers gab sich dabei persönlich und emotional, selbstbewusst und gewitzt, ging aber nur oberflächlich auf kreisweit wichtige Themen ein. Seine Ausführungen bezeichneten einige Kreisräte nach der Wahl daher als „dünn“, obgleich der CDU-Mann aus Düren dafür lang anhaltenden Applaus erhielt.

Martin Bendel hingegen versuchte, in kürzester Zeit möglichst viele konkrete Sachthemen in seiner Rede unterzubringen. Der Leutkircher Bürgermeister spielte dabei die Heimatkarte aus; der gebürtige Riedlinger verwies mehrfach nicht nur auf seine berufliche Kompetenz und gute Vernetzung, sondern auch auf die tiefe Verwurzelung in der Region. Argumente, die letzten Endes für die Kreistagsmitglieder offenbar nicht für eine ausreichende Qualifikation als Landrat ausreichten. Da half es Bendel auch nicht, auf seine Parteiungebundenheit und seine Herkunft als „waschechter Oberschwabe“ hinzuweisen.

Der neue Ravensburger Landrat Harald Sievers ist 39 Jahre alt, katholisch und ledig. Seit acht Jahren ist er Beigeordneter für Finanzen und Soziales in Düren, einer 90 000-Einwohner-Stadt zwischen Aachen und Köln. Obwohl sich Sievers als Sanierer der Stadtfinanzen hervortat, hätte er nach der dortigen Kommunalwahl und den damit einhergehenden neuen Mehrheitsverhältnissen diesen Job in naher Zukunft verloren.

Weitere Texte und Bilder zum Nachlesen finden Sie unter www.schwaebische.de/landratswahl2015 .