StartseiteRegionalOberschwabenRavensburgKrise um Geschäftsführer Adolph: OSK-Aufsichtsrat kommt überraschend zusammen

Oberschwabenklinik

Krise um Geschäftsführer Adolph: OSK-Aufsichtsrat kommt überraschend zusammen

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

In einer außerordentlichen Sitzung am Samstag ging es um die Zukunft von Oliver Adolph
Veröffentlicht:17.09.2022, 17:00

Von:
Artikel teilen:

Eine Woche konnte das Thema nun doch nicht mehr warten. Neun Tage vor der nächsten regulären Sitzung ist der Aufsichtsrat der Oberschwabenklinik (OSK) am Samstagvormittag überraschend zusammengekommen. Nach SZ-Informationen soll es dabei konkret um die Zukunft von Geschäftsführer Oliver Adolph gegangen sein.

Der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Harald Sievers , teilte der „Schwäbischen Zeitung“ auf Anfrage mit, es werde demnächst eine Pressemitteilung von Unternehmenssprecher Winfried Leiprecht geben. Weitere Informationen wollte Sievers nicht mitteilen.

Neuanfang an der Unternehmensspitze

Die eilig einberufene Sitzung kann im Ergebnis nur eines bedeuten: Nach der Kündigung von Co-Geschäftsführer Michael Schuler will der Aufsichtsrat einen kompletten Neuanfang an der Spitze des kommunalen Klinikverbundes. Das hatte Sievers bereits am Donnerstag in einer Mail an Kreisräte angedeutet .

„Ich möchte Sie gerne kurz informieren, dass Herr Geschäftsführer Michael Schuler nur noch einige Wochen bei der OSK tätig sein wird, weil er gekündigt hat. Damit besteht die Möglichkeit zu einer kompletten strukturellen und personellen Neuaufstellung der Geschäftsführung. Die Entscheidung zum weiteren Weg bei der Besetzung der Geschäftsführung für Unternehmensentwicklung, Medizin und Pflege wird der Aufsichtsrat wie angekündigt kurzfristig treffen“, hatte Sievers Donnerstagvormittag geschrieben.

Oliver Adolph steht als OSK-Geschäftsführer seit Monaten in der Kritik.

Schon im Eindruck der Sitzung des Personalausschusses am Dienstag, in der die Chefärzte über vier Stunden lang dargelegt hatten, warum sie das Vertrauensverhältnis zum Geschäftsführer für Unternehmensentwicklung, Medizin und Pflege, Oliver Adolph, als zerrüttet betrachteten, sollen Teilnehmer darauf gedrängt haben, jetzt eine schnelle Entscheidung herbeizuführen.

Bis zur regulären Sitzung am 26. September wolle man nicht mehr warten. Adolph saß während des Austauschs mit den Chefärzten draußen vor der Tür. Die Ausschussmitglieder hielten es nach dem Gespräch mit den Medizinern nicht mehr für nötig, ihn noch zur Sache zu hören – was einigermaßen ungewöhnlich ist, hatte Landrat Sievers bis zum Termin doch wie ein Mantra wiederholt, man solle „miteinander und nicht übereinander“ reden.

Kündigung von Adolph gilt als unwahrscheinlich

In der Aufsichtsratssitzung am Samstag ging es dann nach SZ-Informationen über die Modalitäten, die man Adolph anbieten wolle. Grundsätzlich gibt es mehrere Optionen. Wahrscheinlich ist, dass er nicht länger an der Spitze des Unternehmens bleibt.

Üblich ist in ähnlich gelagerten Fällen ein Aufhebungsvertrag in beidseitigem Einvernehmen, denkbar wäre aber auch eine Freistellung unter Zahlung der Bezüge bis zum Auslaufen seines Vertrages im Mai 2023.

Dass der Aufsichtsrat sich für eine Kündigung ausgesprochen hat, gilt als unwahrscheinlich: Es wäre die dritte Kündigung eines OSK-Geschäftsführers innerhalb von zwei Jahren.

Für den langjährigen Geschäftsführer Sebastian Wolf, dessen überraschende Kündigung im August 2020 im Nachhinein zunehmend dubios erscheint, zahlte man 537 000 Euro. Für Petra Hohmann, die insgesamt nur zehn Wochen lang im Unternehmen war, 370 000 Euro. Hohmann hatte sich bereits nach kurzer Zeit beim Aufsichtsrat über Adolph beschwert, das Gremium trennte sich jedoch daraufhin von ihr. Beide Geschäftsführer waren gleichberechtigt.

Die Krise wegen Adolphs von vielen als autokratisch und unkollegial empfundenen Führungsstils verschärfte sich jedoch in den folgenden Monaten immer mehr. Auch Hohmanns Nachfolger Michael Schuler soll nicht mit Adolph harmoniert haben.

Den Stein ins Rollen brachten dann 18 der 22 Chefärzte, die im Juli einen Brief an Landrat Sievers schrieben , der sich wie ein Hilferuf las. Ihm schlossen sich zahlreiche andere Mitarbeiter an, die ihrerseits Briefe schrieben und Unterschriften sammelten.

Mittlerweile soll es an die 1000 Unterschriften von Ärzten und Pflegern geben. Am Donnerstag wurde dann bekannt, dass auch Michael Schuler gekündigt hat.

Strukturreform soll nicht gefährdet werden

Adolphs Kritiker betonen ausdrücklich, dass es ihnen bei ihrem Protest nicht um die aktuelle Strukturreform geht, als deren Motor Adolph gilt. Bekanntlich hatte der Kreistag Ende Mai beschlossen , dass das Krankenhaus Bad Waldsee geschlossen und Wangen verkleinert werden soll – in Richtung einer Fachklinik für Orthopädie.

Ursprüngliche Pläne, die Wangener Geburtshilfe und Notaufnahme zeitnah zu schließen, wurden zunächst auf Eis gelegt. Sie drohen in zwei Jahren aber wieder aus der Schublade herausgeholt zu werden, sollte sich etwa die Zahl der Geburten auf ein Niveau unter 600 bis 800 einpendeln.

Wie Landrat Sievers bereits am Montag in einer Mail an die Kreisräte schrieb, sei es wichtig zu überlegen, wie bei einer möglichen Veränderung in der Geschäftsführung sichergestellt werden könne, dass der Kreistagsbeschluss von Ende Mai zur Medizinstrategie nicht „unter die Räder kommt“.