Der mutmaßliche Brandstifter, der am Samstag, 10. März, Feuer in den Kirchen St. Martin in Schlier und St. Jodok in Ravensburg gelegt hat, ist gefasst. Das gaben Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt. Der Mann soll mit weiteren Brandstiftungen in Kirchen gedroht haben. Er sitzt in Haft.
Nach Aussage von Oberstaatsanwalt Karl-Josef Diehl handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen 40-jährigen Mann aus dem Landkreis Ravensburg. Wie Diehl der „Schwäbischen Zeitung“ sagte, sei er „kein unbeschriebenes Blatt“, sondern einschlägig polizeibekannt. Er sei wegen mehreren Eigentums- und Vermögensdelikten in der Vergangenheit bereits verurteilt worden und habe „längere Haftzeiten vorzuweisen“. Wegen Brandstiftung sei der Mann aber bisher nicht aufgefallen.
Der Zugriff der 20-köpfigen Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizei Friedrichshafen erfolgte nach Auskunft der Staatsanwaltschaft bereits am Dienstag. Bei der Haftvorführung am Dienstagnachmittag habe der 40-Jährige eingeräumt, „zu den Tatzeiten an den beiden Tatorten gewesen zu sein“, so Karl-Josef Diehl. Die Brandstiftungen habe er aber nicht gestanden. Der Verhaftete wurde nach der Haftvorführung ins Ravensburger Gefängnis überstellt.
Ein Jahr Gefängnis bei schwerer Brandstiftung
Zu dem mutmaßlichen Täter führten nach Aussage des Oberstaatsanwalts die Auswertung kriminaltechnischer Spuren, Zeugenaussagen über die Anwesenheit des Festgenommenen an den beiden Tatorten sowie der Einsatz verdeckter Ermittlungsmaßnahmen.
Noch während die Polizei ermittelte, war bereits am Mittwoch vergangener Woche über die Internetwache der Polizei Baden-Württemberg die anonyme Drohung eingegangen, „der zufolge weitere Kirchen brennen sollen“, wie es in der Presseerklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft Ravensburg heißt. Die Polizei habe daher ein Schutzkonzept für die Kirchen in Ravensburg und Weingarten entwickelt und auch umgesetzt. Zudem gelang es den Beamten, den öffentlich zugänglichen Rechner zu finden, von dem aus die anonyme Drohung online an die Polizei geschickt worden war. Auch dort hatte sich der mutmaßliche Brandstifter zur entsprechenden Zeit nachweislich aufgehalten.
Nach Paragraf 306a Strafgesetzbuch begeht ein Mensch eine schwere Brandstiftung unter anderem dann, wenn er „eine Kirche oder ein anderes der Religionsausübung dienendes Gebäude (...) in Brand setzt oder durch eine Brandlegung ganz oder teilweise zerstört“. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich zur Tatzeit Personen in dem Gebäude befanden oder nicht. Das Gesetz sieht bei schwerer Brandstiftung eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr vor.
Wertvolle Kunstschätze wurden gerettet
Am Samstag, 10. März, war zwischen 10 und 10.45 Uhr ein Plakat an einer Stellwand neben dem Altar in der katholischen Kirche St. Martin in Schlier angezündet worden. Das Feuer erlosch von selbst, der Schaden war gering. Wenig später hatte der Täter dann eine Sitzgruppe im linken Seitenschiff der katholischen Kirche St. Jodok in Ravensburg in Brand gesetzt. Das Feuer griff rasch auf eine Zwischendecke und von dort aus auf das Dach der Kirche über. Rund 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um eine Ausdehnung des Brands auf die gesamte Kirche oder gar auf umliegende Gebäude in der Ravensburger Altstadt zu verhindern. Verletzt wurde niemand. Wertvolle Kunstschätze konnten aus dem Gebäude gerettet werden. Der Schaden an der fast 700 Jahre alten Kirche beläuft sich auf rund zwei Millionen Euro. St. Jodok wird voraussichtlich ein Jahr lang nicht genutzt werden können.