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Keine Kölner Verhältnisse in Ravensburg

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Polizei verstärkt Einsatzkräfte bei Fasnetsumzügen in der Region
Veröffentlicht:01.02.2016, 11:22

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In den kommenden Tagen toben wieder die Narren durch die Städte der Region, Tausende von Hästrägern und Zuschauern werden sich dann auf den Straßen und Plätzen versammeln. Damit es nicht zu ähnlichen Vorfällen wie in Köln in der Silvesternacht kommt, hat das baden-württembergische Innenministerium ein „5-Punkte-Programm“ erarbeitet, das die Sicherheit vor allem bei großen Menschenansammlungen erhöhen soll.

Für die Narrensprünge in Oberschwaben heißt das konkret, dass die Polizei verstärkt bei Umzügen patrouillieren wird. „Vorfälle wie in Köln soll es bei uns nicht geben“, sagt Ekkehard Falk, Präsident des Polizeipräsidiums Konstanz.

Es gibt ein Unfallprotokoll

Die besondere Herausforderung bei Fasnetsumzügen ist die Vermummung der Narren und der Festgäste – bei Vorfällen lässt sich dadurch nur schwer ein Täter ermitteln. Zwar sind Hästräger durch ihre Maskennummer klar zu identifizieren, vermummte Passanten können sich jedoch hinter ihrer Verkleidung verstecken. Für Zwischenfälle bei denen Narren beteiligt sind, hat die Schwarze-Veri-Zunft eine ganz klare Vorgehensweise: „Stehen bleiben, Daten aufnehmen und dann haben wir auch noch ein spezielles Unfallprotokoll“, erklärt Zunftmeister Kunibert Zanner . Zerbrochene Brillen oder umgerempelte Menschen – das könne schon mal bei zu wildem Treiben der Narren in der Zuschauermenge passieren, weil ihre Sicht durch die Masken stark eingeschränkt ist. Dagegen sind die Hästräger jedoch bei ihrer Zunft versichert.

Fasnet und Migranten

Zur besseren Aufklärung von Zwischenfällen sieht das „5-Punkte-Programm“ des Landes auch Videoüberwachung vor. Darauf will das Polizeirevier Ravensburg allerdings verzichten. Zum Einsatz kommen jedoch verstärkt sogenannte Präsenzstreifen, die präventiv wirken sollen und hilfesuchenden Menschen zur Seite stehen können. Außerdem will das Polizeipräsidium auch mehr Beamte in zivil zu den Umzügen schicken. Über eine genaue Anzahl will das Präsidium aus „einsatztaktischen Gründen“ keine Angaben machen.

Flüchtlingskindern die Angst nehmen

Aufmerksamer sollen sich auch die Narren bei ihren Sprüngen verhalten. „Die Narren müssen mit Vorsicht ins Publikum reingehen, Migranten wissen oft nicht was da auf sie zukommt“, sagt Kunibert Zanner von der Schwarzen Veri. Früher sei man einfach in die Menge gesprungen, habe die Leute gedrückt oder ihnen die Haare verstrubbelt. „Wir müssen jetzt achtsamer sein, bei den Leuten, die am Straßenrand stehen, wenn einer zurückweicht, muss man das respektieren“, so Zanner. Um den kürzlich angekommenen Flüchtlingskindern die Angst vor den Hästrägern zu nehmen, und ihnen das Brauchtum näher zu bringen, besucht die Zunft Schulklassen und zeigt ihnen die Narrenlarven.

Dunkelziffer bei Straftaten

Achtsam sollten die Festbesucher im Umgang mit Alkohol umgehen. Jugendschutz steht bei den Polizisten während der Fasnet ganz weit oben. Im vergangenen Jahr hat die Ravensburger Polizei zwei Jugendliche unter 16 Jahren registriert, die Alkohol getrunken haben. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher liegen.

Im Zusammenhang mit Alkoholkonsum stehen häufig Straftaten wie Sachbeschädigungen und Körperverletzung, diese würden jedoch auch nicht immer gemeldet werden. Eine Häufung der Fälle konnte das Polizeipräsidium Konstanz bisher jedoch nicht feststellen.

Das 5-Punkte-Programm

Das 5-Punkte-Programm soll zur Sicherheit der Bevölkerung beitragen: 1. Die Polizei wird bei Ansammlungen mit Eventcharakter und großen Veranstaltungen verstärkt die mobile Videoüberwachungen einsetzen. 2. Die Polizei Baden-Württemberg wird zusammen mit der Bundespolizei gemeinsame Präsenzstreifen durchführen. 3. Die Polizei wird Platzverweise und Aufenthaltsverbote erteilen und diese auch mit Gewahrsamnahmen durchsetzen. 4. Die Polizei wird bei Ansammlungen mit Eventcharakter und Veranstaltungen lageorientiert Interventionskräfte bereitstellen, um die Sicherheit zu gewährleisten und Straftäter festzunehmen. 5. Das Landespolizeipräsidium wird beauftragt, einen Gesetzentwurf für die Einführung der sogenannten BodyCam (eine am Körper getragene Kamera) zu erarbeiten. (sz)

Verhaltensregeln

So sehen die Sicherheits-Tipps der Polizei bei Menschenansammlungen aus: 1. Gruppen bieten Schutz. 2. Meiden Sie gewaltträchtige Situationen. 3. Lassen Sie sich nicht provozieren. 4. Schaffen Sie klare sprachliche Distanz gegenüber Angreifern und Umherstehenden. 5. Führen Sie wenig Wertsachen mit sich. 6. Fordern Sie Umherstehende aktiv und direkt zu Mithilfe auf. 7. Helfen Sie selbst, ohne sich in Gefahr zu bringen. 8. Stellen Sie sich als Zeuge zur Verfügung und merken Sie sich die Täterbeschreibung

Das ist zu tun, wenn man Opfer eines Übergriffs wird: 1. Rufen Sie laut um Hilfe und sprechen Sie Passanten gezielt an. 2. Siezen Sie den Angreifer. 3. Wehren Sie sich. 4. Beobachten Sie genau und prägen Sie sich die Tätermerkmale ein. 5. Rufen Sie die Polizei. 6. Erstatten Sie Anzeige. (sz)