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Gedenktag

Jede dritte Frau erleidet körperliche Gewalt

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Gipsmasken und Fahnen machen ab Montag auf häusliche Gewalt aufmerksam – Auch Kinder sind betroffen
Veröffentlicht:16.11.2018, 17:46

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Anlässlich des internationalen Gedenktags „Nein zu Gewalt an Frauen“ am 25. November nimmt der Verein Frauen und Kinder in Not in Zusammenarbeit mit der städtischen Gleichstellungsbeauftragten das Thema häusliche Gewalt in den Blick: In sechs Schaufenstern von verschiedenen Geschäften in Ravensburg werden ab Montag, 19. November, eine Woche lang Gipsabdrücke von Frauengesichtern zu sehen sein, die Zuflucht im Frauenhaus gesucht haben. Darunter entfalten sich mit jedem Tag – Blatt für Blatt – die Erfahrungen von fünf Frauen und einem Kind.

Schutzplätze für Frauen sind knapp

Wie die Beratungs- und Interventionsstelle „Hilfe bei Gewalt und Krisen“ in einer Pressemitteilung schreibt, kommt so zum Ausdruck, welche Gewaltformen sie erleiden, wie ambivalent diese Beziehungen und wie knapp Schutzplätze sind und dass die Polizei eingreifen kann. In einem der Schaufenster werden Zahlen, Fakten und Statements gezeigt. Passanten erfahren laut Ankündigung, dass es häusliche Gewalt im eigenen Umfeld gibt, aber auch Auswege daraus. Sie werden aufgefordert hinzusehen und Hilfe zu vermitteln.

Die Schaufenster-Aktion, an der sich die Geschäfte Buchhandlung Immanuel (Marktstraße 23), Kräutle Naturkost (Roßbachstraße 7), Passform (Eisenbahnstraße 17), Ravensbuch (Marienplatz 34), Tafelblatt (Obere Breite Straße 21) und Wohlfgefühl (Untere Breite Straße 23) beteiligen, soll Mut machen und für Solidarität sensibilisieren. Sie zeigt, dass Auswege möglich sind und Hilfe im Landkreis Ravensburg angeboten wird.

82 Frauen kommen in andere Frauenhäuser

Denn oftmals sind es Menschen aus dem Umfeld wie Nachbarinnen und Kollegen, die beim schwierigen ersten Schritt aus der Gewaltbeziehung behilflich sind. Laut einer europäischen Studie von 2014 erleidet jede dritte Frau körperliche und/oder seelische Gewalt. 2017 hat die Beratungs- und Interventionsstelle in Ravensburg 217 Frauen unterstützt. Zehn Kinder erhielten Rückhalt durch das spezialisierte Angebot der Krisenintervention für Kinder bei häuslicher Gewalt. Im Frauen- und Kinderschutzhaus fanden in demselben Zeitraum 33 Frauen sowie 48 Kinder Schutz. Wegen Vollbelegung mussten 82 Frauen an andere Frauenhäuser verwiesen werden. Wie jedes Jahr seit 2001 werden auf den Gedenktag gegen Gewalt an Frauen am 25. November blaue Fahnen mit der Aufschrift „Frei leben – ohne Gewalt“ an zentralen Orten auf die Aktion aufmerksam machen. Die Fahnen der Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ sollen weltweit an vielen Orten die Frauen, die es bislang noch nicht geschafft haben, sich über ihre Möglichkeiten zu informieren, ermutigen, den Weg aus der Gewaltspirale zu gehen.

Hilfe gibt es bei der Beratungs- und Interventionsstelle von Frauen und Kinder in Not unter Telefon 0751/23323. Das Frauen- und Kinderschutzhaus ist rund um die Uhr unter Telefon 0751/16365 erreichbar. In vielen Sprachen erfolgt die Beratung unter dem bundesweiten Hilfetelefon 08000/116 016. Der Verein Frauen und Kinder in Not finanziert sich zu einem erheblichen Teil durch Spenden. Im Internet unter www.frauen-und-kinder-in-not.de gibt es weitere Informationen.