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Hauptverkehrsstraße

In Ravensburg gilt bald Tempo 30

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Lärmaktionsplan: Viele Hauptverkehrsstraßen werden umgestellt
Veröffentlicht:26.04.2018, 16:47

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Auf Ravensburgs Hauptverkehrsstraßen gilt bald Tag und Nacht Tempo 30. Das sieht die zweite Stufe des Lärmaktionsplans für die Stadt vor. Bis Ende des Jahres soll der notwendige Beschluss des Gemeinderates stehen. Mehrere tausend Anwohner sollen so vor nachgewiesen krank machendem Krach geschützt werden. „Wir sprechen hier von dringend notwendigem Gesundheitsschutz und von Gefahrenabwehr“, sagt Ravensburgs Baubürgermeister Dirk Bastin.

Generell 30 Kilometer in der Stunde als Höchstgeschwindigkeit wird voraussichtlich 2019 vor allem dort eingeführt, wo es bislang diese Regel schon zwischen 22 und 6 Uhr gab: In der Wangener Straße , der Leonhard- und Wilhelmstraße sowie in der Schussenstraße.

Umgestellt auf die 24-Stunden-Regelung wird auch auf der Georgstraße, der Karlstraße, der nördlichen Olgastraße, Ziegelstraße, Seestraße, auf der Garten- und der Jahnstraße. Neu dazu kommt der nördliche Teil der Hindenburgstraße.

Tempo 30 auch in Bavendorf und Dürnast

Die zweite Stufe des Lärmaktionsplan sieht zudem vor, dass künftig nachts in den Ortsdurchfahrten von Bavendorf und Dürnast Tempo 30 gilt. Und schließlich sollen die mehrfach wechselnden Vorschriften zwischen Knollengraben und Wangener Straße - ein Dauer-Aufregerthema seit der Einführung von Stufe eins im Jahr 2011 - „homogenisiert“ werden: Hier darf dann durchgängig 50 gefahren werden - und zwar ganztags.

Flüsterasphalt soll Krach minimieren

Die 27 Ampelanlagen auf den betroffenen Straßen werden so umgerüstet, dass „grüne Welle“ herrscht, wenn sich Autofahrer an die Höchstgeschwindigkeiten halten. Lärmschwerpunkte sollen zusätzlich einen sogenannten „Flüsterasphalt“ bekommen, der den Krach minimiert.

Experte Wolfgang Wahl vom Planungsbüro Rapp Trans (Freiburg) hat im Ausschuss für Umwelt und Technik die Auswirkungen von Tempo 30 vorgestellt: „Das Thema ist zunächst immer ein sehr emotionales, es ist deshalb gut, auf die Fakten zu schauen.“ Keine Maßnahme, die Straßenlärm signifikant mindere, habe ausschließlich positive Folgen, räumte Wahl ein. Und vor allem das subjektive Empfinden sorge oft für Unmut und Proteste: „30 ist gefühlt schon langsam.“

Experte: Zeitverlust bei Tempo 30 marginal

Fakt sei aber, das Tempo 30 den Verkehrsfluss und die Leistungsfähigkeit von Straßen nicht behindere: „In Städten sind die Knotenpunkte maßgeblich, nicht die Tempofrage.“ Testfahrten zeigten, dass der Zeitverlust auf 100 Meter zwischen 0 und 4 Sekunden betrage, wenn die Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 umgestellt wird. Auf der anderen Seite habe die langsamere Gangart erhebliche positive Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit. Wahl: „Die Bremswege sind nur halb so lange.“

Tempo 40 statt Tempo 30 bringt nichts

Vor allem aber werde die Lautstärke durch den Straßenverkehr enorm reduziert - um 2,5 Dezibel im Durchschnitt. Dazu kommt laut Wahl eine „Verstetigung des Verkehrs“, weniger Brems- und Beschleunigungsvorgänge vor allem an Ampeln.“ Tempo 40 statt Tempo 30 bringt laut dem Experten da übrigens fast nichts: „Das wird immer wieder als Kompromiss vorgeschlagen, der Unterschied ist aber praktisch nicht hörbar.“

Die Auswirkungen auf die Luftqualität, bekanntlich ein Problem in Ravensburg, seien minimal, sagte Wolfgang Wahl:

Studien zeigen keine relevanten Veränderungen bei Tempo 30.“

„Wir müssen das gut kommunizieren“

Ravensburgs Bürgermeister Dirk Bastin verweist vor der Fortschreibung des Lärmaktionsplanes auf die Erfolge der Maßnahmen aus dem ersten Paket von 2011: „Die Kommunikation bei der Einführung ist uns damals eher mäßig gelungen. Inzwischen bedanken sich aber ganz viele Anlieger dafür, dass nachts vor ihren Häusern nur noch Tempo 30 gefahren wird.“ Auch im Ausschuss gab es viele positive Signale: „Wir sehen eindeutig die Notwendigkeit. Wir haben eine Pflicht zur Gefahrenabwehr. Allerdings müssen wir das gut kommunizieren“, sagte Manfred Büchele (CDU). „Der Lärmaktionsplan hilft vor allem Menschen, die sich Wohnungen in anderen Lagen nicht leisten können“, so Maria Weithmann (Grüne). Gleichzeitig bekomme die Stadt für wenig Geld mehr Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität.

Auch Aytun Narcin (SPD) hält den Lärmaktionsplan für „absolut sinnvoll und richtig“. Wolfgang Metzger (Freie Wähler) glaubt, dass die Akzeptanz von Tempolimits größer geworden sei. Metzger mahnte an, den unnötigen Lärm in der Innenstadt, beispielsweise durch Motorräder in der Nacht, nicht aus den Augen zu verlieren. „Wir müssen handeln“, sagte auch Michael Lopez-Diaz (UL).

Einzig Roland Dieterich ist nicht ganz überzeugt und enthielt sich der Stimme.