Geburtenrate
In Biberach bekommen Frauen die meisten Kinder - mit einer Ausnahme
Ravensburg / Lesedauer: 3 min
In Baden-Württemberg hat jede Frau im vergangenen Jahr im Schnitt 1,57 Kinder bekommen - das ist die zweithöchste Geburtenrate seit mehr als 40 Jahren. Das teilte das Statistische Landesamt am Dienstag in Stuttgart mit. Damit die Bevölkerungszahl nicht schrumpft, müsste allerdings jede Frau 2,1 Kinder bekommen.
Im Land wurden demnach im vergangenen Jahr rund 107 400 Kinder lebend geboren, etwa 100 Säuglinge weniger als im Jahr davor. Zum ersten Mal seit sechs Jahren seien die Geburtenzahlen leicht gesunken. „Der minimale Rückgang ist nicht schlimm“, sagte ein Sprecher des Landesamts. „Die Zahlen sind fast identisch mit denen des Vorjahrs und steigen tendenziell.“ Gründe seien etwa die Zuwanderung und die Zunahme der Frauen im gebärfähigen Alter.
Die meisten Kinder in Baden-Württemberg bekamen durchschnittlich Frauen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis (1,78 Kinder). Auf den Plätzen zwei und drei waren der Kreis Biberach (1,76 Kinder) und der Alb-Donau-Kreis (1,75 Kinder). Im Kreis Sigmaringen bekam jede Frau durchschnittlich 1,74 Kinder, im Kreis Tuttlingen 1,72 Kinder. Der Kreis Ravensburg und der Bodenseekreis kommen auf 1,64 beziehungsweise 1,62 Kinder je Frau.
Die niedrigsten Geburtenraten hatten die Stadtkreise Heidelberg (1,18 Kinder) und Karlsruhe (1,27 Kinder).
Land-Stadt-Gefälle
Auffällig ist weiterhin ein traditionelles, wenn auch nicht mehr flächendeckendes „Land-Stadt-Gefälle“ Das heißt, dass in den meisten ländlich geprägten Gebieten die Kinderzahl je Frau über der der Städte liegt. In Hochschulstandorten wie Heidelberg ist die Geburtenrate nach Angaben des Statistischen Landesamtes besonders niedrig, weil dort viele jüngere Frauen leben, bei denen Studium und Berufseinstieg im Vordergrund stehen und deshalb (noch) keine Familiengründung geplant ist. Tendenziell gilt, dass mit steigendem Bildungsniveau der Frauen die Zahl der geborenen Kinder abnimmt.
Während Geburtenrate und Zahl der Lebendgeborenen bis in die 1980er Jahre weitgehend parallel verliefen, änderte sich das im Jahrzehnt danach. Bis in die 1990er Jahre hinein stieg die Zahl der Lebendgeborenen deutlich stärker als die durchschnittliche Kinderzahl. Statistiker führen das auf die Auswirkungen der Baby-Boom-Jahre zurück. Zu Beginn der 1990er Jahre bekamen die Töchter dieser Generation nun selbst Kinder. „Es gab also deutlich mehr Frauen im gebärfähigen Alter als zuvor“, sagt Werner Brachat-Schwarz vom Statistischen Landesamt in Stuttgart der "Schwäbischen Zeitung". Wissenschaftler sprechen von so genannten „Echo-Effekten“. Ebenfalls eine Rolle bei dieser Entwicklung spielten laut Brachat-Schwarz Zuzüge aus der ehemaligen DDR und der Ex-Sowjetunion.
Da die Zahl der weiblichen Einwohner in Baden-Württemberg insgesamt zunahm, konnte auch die Zahl der Geburten steigen - bei einer nur wenig veränderten Geburtenrate. Erst ab etwa 1997 näherten sich beide Verhältnisse wieder an.
Ausländische Frauen haben im Schnitt mehr Kinder
Einen Einfluss auf die Höhe der Geburtenrate dürfte nach Einschätzung der Wissenschaftler auch der regional unterschiedliche Anteil der ausländischen Frauen besitzen. Ausländische Frauen brachten im Jahr 2017 in Baden-Württemberg im Schnitt 1,89 Kinder zur Welt, bei Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit waren es dagegen lediglich 1,48.