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Verkehrsbedingung

Im Wahlkampf schienen Radfahrer wichtiger zu sein

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Politische Radtour: Das sind die größten Gefahrenstellen in Ravensburg
Veröffentlicht:07.06.2019, 17:09

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Eines hatten alle Parteien vor der Kommunalwahl am 26. Mai gemeinsam: Sie hatten sich bessere Verkehrsbedingungen für Radfahrer in und um Ravensburg ganz oben auf die Agenda geschrieben. Zur alljährlichen und leicht verregneten politischen Radtour am Donnerstag, bei der die größten Gefahrstellen für Radler erörtert wurden, hat es trotz aller Versprechungen im Wahlkampf dann doch nur Maria Weithmann, Fraktionschefin der Grünen, geschafft – neben etwa 20 Interessierten, Mitgliedern der „Agendagruppe Radfahren“ und Mitarbeitern der städtischen Ämter.

Ravensburg wurde vor Jahrzehnten als Autostadt geplant, die Priorität liegt auf dem Individualverkehr. Alleine an der großen Kreuzung am Frauentorplatz rollen täglich 43 000 Pkw und Lkw vorbei. Deshalb müssen Radler aktuell (eigentlich) auch absteigen und die Ampeln zu Fuß überqueren, wenn sie auf kürzestem Wege von der Nordstadt in Richtung Südstadt wollen. Deshalb fordert Martin Spener von der „Agendagruppe Radfahren“ auch eine direkte Verbindung zwischen der Friedhofstraße und dem Marienplatz. „Diese Maßnahme ist sowieso im Radverkehrskonzept der Stadt vorgesehen. Man könnte mit einer Ampel und Schutzstreifen arbeiten“, so Spener.

Hauptverantwortlich für das besagte Radverkehrskonzept ist Timo Nordmann , Verkehrsplaner bei der Stadt. Er gab zu den Kritikpunkten und Forderungen Speners Rede und Antwort. Nordmann sagt: „Man kann mit dem Rad in Ravensburg alles auf gesicherten Wegen erreichen, nur nicht auf dem direkten Weg, da wir auch an Fußgänger und Fahrzeuge denken müssen. Aber wir arbeiten auf diese direkteren Wege hin.“

Fünffach-Kreuzung macht Sorgen

Das große Sorgenkind ist die Fünffach-Kreuzung, auf der die Frauenstraße nach rechts in die Schleier Straße abknickt, von der Friedhofstraße gekreuzt und wo zudem noch die Fahrradstraße Wassertreter beginnt. Dort scheinen weder Autofahrer, noch Radfahrer zu wissen, wer eigentlich Vorfahrt hat – zumindest ließ sich das live beobachten, als die politische Radtour an diesem Punkt Halt machte.

„Obwohl hier täglich zig Schüler mit dem Rad in Richtung der Gymnasien fahren, ist die Frauenstraße sehr gefährlich. Radfahrer haben hier überhaupt keinen Platz“, mahnt Spener. Auch werde die als Fahrradstraße gedachte Wassertreter von zahlreichen Autofahrern als Schleichweg und Abkürzung missbraucht. Nordmann berichtete von Plänen, die Frauenstraße für Radfahrer zu entschärfen und mit mehr Schutzstreifen sicherer zu machen. Er erklärte aber auch, warum es aus Sicht der Verkehrsplaner sehr kompliziert wäre, Wasserträger ganz für Pkw zu sperren: „Dann würden wir an anderen Stellen an Grenzen stoßen.“ Schließlich müsse der Verkehr irgendwo entlangfahren, gerade im Hinblick auf Pendler.

An dieser Stelle schaltete sich Maria Weithmann ein und kritisierte: „Wir müssen bereit sein, die vorhandenen Flächen anders zu verteilen – zugunsten des Radverkehrs, damit sich Radfahrer sicher fortbewegen können. Das bedeutet auch, dass es für den Individualverkehr unbequemer wird. Auch wenn solche Entscheidungen unpopulär sind, sollten wir sie gerade im Hinblick auf das Thema Klimawandel entschieden treffen.“

Auch in der Olgastraße geht es darum, Parkflächen für Radfahrer aufzugeben. Aktuell dürfen die Radler umgekehrt in die Einbahnstraße einfahren. Parkende Autos von Anwohnern verengen die Straße aber extrem und machen eine flotte Durchfahrt durch die als Verlängerung des Radschnellsweges gedachte Straße unmöglich. Dazu gebe es bereits Pläne, berichtet Nordmann. Und auch in der Ziegelstraße, in der der Radschnellweg in Richtung Südstadt führt, sollen Markierungen und Schutzstreifen ausgeweitet werden.

Dabei es ist nicht alles schlecht. Der ADFC gibt Ravensburg in Sachen Radfahrer-Freundlichkeit zwar die Note 3-, doch es tut sich was: Die Busspur, die aus der Weststadt bergab in Richtung Innenstadt führt, wurde vor wenigen Tagen für Radfahrer freigegeben. Am kommenden Montag beginnen die Bauarbeiten in der Berger Straße. Auch dort dürfen dann Radler entgegen der Einbahnstraße einfahren. Die Sicherheit soll mit einer Ampel geregelt werden. Außerdem laufen die Planungen, die Radwege im Stadtgebiet bunter zu gestalten. Rote Streifen sollen für mehr Aufmerksamkeit bei den Autofahrern und so füzr mehr Sicherheit auf dem Rad sorgen.