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Handel behauptet sich gegen Online-Konkurrenz

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Geschäftsleute und Kunden loben den Standort und kritisieren fehlende Parkplätze
Veröffentlicht:06.02.2018, 21:50

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Ravensburg hat es in den vergangenen Jahren geschafft, seine Position als bedeutender Handelsstandort zu halten – trotz der zunehmenden Konkurrenz durch den Onlinehandel und des immer schärfer werdenden Wettbewerbs mit anderen Kommunen. Zu diesem Ergebnis kommt das dritte Einzelhandelsgutachten für die Stadt nach 2002 und 2007. Händler und Kunden sind demnach gleichermaßen zufrieden. Defizite gibt es dennoch. Geschäftsleute klagen über zu wenige und zu teure Parkplätze im Zentrum. Das sorgte für Streit im Gemeinderat.

Das Einzelhandelskonzept, das jetzt fortgeschrieben wurde, dient Verwaltung und Gemeinderat als städtebauliches und planungsrechtliches Instrument. Es regelt, wo sich in der Ravensburger Innenstadt und den Ortschaften Handel ansiedeln und welches Sortiment angeboten werden darf. Obenan steht immer das Ziel vom „Innen vor Außen“, das unter dem Namen „Ravensburger Weg“ längst als Erfolgsrezept gilt: Kein großflächiger Handel auf der „grünen Wiese“, um das Zentrum nicht zu schwächen.

Von Schwächen ist in dem 125 Seiten starken Konzept ohnehin kaum die Rede. Insgesamt 538 Ravensburger Betriebe im Einzelhandel (einschließlich Lebensmittelhandwerk und Tankstellen) haben gemeinsam einen Umsatz von fast 602 Millionen Euro erzielt. Ein deutlicher Anstieg in den vergangenen Jahren, so das für die Studie zuständige Büro Acocella. 40 Prozent der Einzelhändler sagen dann auch in einer Umfrage, dass sie in den vergangenen drei Jahren mehr Umsatz gemacht haben, 30 Prozent verzeichnen gleichbleibende Zahlen. Keiner der befragten Händler hat in diesem Zeitraum mehr als 15 Prozent verloren.

Es gibt auch Sorgen

Das liegt offenbar auch an der Innovationsfreude der Ravensburger: Sie pflegen einen sehr positiven Umgang mit dem Thema Onlinehandel und haben pfiffige Ideen entwickelt, um sich zu behaupten. Als Beispiele werden unter anderem Abholboxen für bestellte Bücher oder die Auslieferung im Fahrradtaxi genannt.

Geschäftsleute loben Ravensburg zudem als „Wohlfühlstadt“ mit guter Aufenthaltsqualität, äußern allerdings auch Sorgen. Die Zahl der Parkplätze wird von fast allen als großes Problem angesehen. Das dürfte inzwischen kaum besser geworden sein, denn die Befragung fand noch vor der Schließung der Marienplatzgarage statt. Und: Parken in Ravensburg müsse grundsätzlich günstiger sein. Die Stadt sei sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer erreichbar.

Für das neue Einzelhandelskonzept sind auch mehr als 1300 Passanten befragt worden. Eine Erkenntnis: Fast 60 Prozent aller Kunden kommen von außerhalb. Für die Gutachter ein Beleg für die Attraktivität der Innenstadt, ihrer Geschäfte und ihrer Gastronomie. Zugleich zeige dies aber, wie abhängig Ravensburg von den „Einpendlern“ aus dem Umland sei. Die Leute kommen zum Einkaufen, Bummeln und wegen der tollen Atmosphäre. Und sie kommen fast alle mit dem Auto. Der überwiegende Großteil der Befragten teilte denn auch die Kritik der Händler an fehlenden Parkplätzen.

Gegen „Verbotsstadt“

Im Gemeinderat schloss sich eine verkehrspolitische Diskussion an: „Man muss den Einzelhändlern die Illusion nehmen, dass es mehr ebenerdige Parkplätze direkt neben den Geschäften geben wird. Das ginge zulasten der Aufenthaltsqualität und der Luft“, so SPD-Fraktionschef Frank Walser. Für „eher weniger Parkplätze, um eine bessere Atmosphäre zu schaffen“, plädierte auch Margot Arnegger (Freie Wähler). „Wir müssen Anreize schaffen, dass die Besucher nicht mit dem Auto kommen, wir haben schon ein erhebliches Problem mit der Luft“, sagte Johannes Kleb (Grüne). Ravensburg dürfe sich nicht als „Verbotsstadt gerieren“, protestierte CDU-Chef August Schuler. Dessen Fraktionskollege Gerhard Gieseke ist vom Fach: „In der Tat hat die Frequenz in der Innenstadt schon in den vergangenen zwei Jahren nachgelassen, durch die Sperrung der Tiefgarage noch mehr.“

„Ein klassischer Zielkonflikt“, kommentierte das Oberbürgermeister Daniel Rapp. Er setzte mit Blick auf die anstehende Sanierung des Gespinstmarktes schon mal ein Zeichen: „Der Gespinstmarkt muss Fußgängerzone werden, da können wir nicht wegen sechs lumpiger Stellplätze rumstreiten.“