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Gutachterin lobt Ravensburger Einzelhandel

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Gutachterin lobt Ravensburger Einzelhandel
Veröffentlicht:26.09.2017, 17:27

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Wie behaupten sich die Ravensburger Geschäfte in Zeiten des Internets? Wo liegen die Stärken und Schwächen des Einzelhandels? Und wie hat sich das Konzept „Drinnen vor draußen“ bewährt, das Ansiedlungen großer Kaufhäuser außerhalb der Innenstadt auf der grünen Wiese verhindert? Diese Fragen werden im fortgeschriebenen Acocella-Gutachten beantwortet. Das 125 Seiten dicke Werk wurde jetzt öffentlich gemacht und im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats diskutiert.

Erstmals hatte das Büro für Stadt- und Regionalentwicklung von Donato Acocella den Ravensburger Einzelhandel 2002 unter die Lupe genommen und 2007 den Plan fortgeschrieben. Die dynamische wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren hat aber zwischenzeitlich zu Veränderungen geführt – etwa der Wiederbelebung und Erweiterung des Gänsbühlcenters. Daher ließ die Stadt das Gutachten erneut fortschreiben – aufgrund einer Befragung von 25 Einzelhändlern und 1318 Passanten. Eingeflossen ist dabei auch der Trend zum Online-Einkauf.

Kosten: 50 000 Euro

Die neue Studie hat knapp 50 000 Euro gekostet und soll planungsrechtliche Wirkung entfalten, zum Beispiel im Hinblick auf die sogenannten Sortimentslisten, die vorschreiben, welche Produkte nur in der Innenstadt oder den Ortschaften verkauft werden dürfen und welche unter Umständen auch auf der grünen Wiese. Nach einer vierwöchigen Auslegungsfrist soll der Gemeinderat das Konzept deshalb förmlich beschließen.

Die für Ravensburg zuständige Städteplanerin, Antje Schnacke-Fürst, lobte die bisherige Ansiedlungspolitik der Stadt Ravensburg in höchsten Tönen. Die Stimmungslage bei den Einzelhändlern sei sehr positiv. „Das ist nicht typisch. Ganz oft wird sonst gemeckert“, beschrieb sie ihre Erfahrung aus anderen Städten. Ravensburg habe eine große Anziehungskraft und gute Ausstrahlung. Die Bindungsquote der Kunden sei überdurchschnittlich. Viele der befragten Passanten hätten angegeben, nur in Ravensburg zu sein, um dort einzukaufen. Ihre Empfehlung an die Verwaltung und den Gemeinderat: „Machen Sie auf Ihrem Kurs einfach weiter.“

Die größten Stärken aus Sicht von Händlern und Kunden sind:

ein sehr gutes und vielfältiges Einzelhandelsangebot

viele inhabergeführte Geschäfte

die Kombination aus kleinen Fachgeschäften und großen Anbietern

die Aufenthaltsqualität/das historische Stadtbild als Kulisse

das Museumsviertel

das Angebot an Gastronomie und Cafés

Überwiegend negativ wird das Angebot an (preiswerten) Parkplätzen gesehen und der Mangel an öffentlichen Toiletten. Zudem sei das Museumsviertel als solches nicht zu erkennen und der Weg vom Bahnhof in die Innenstadt unattraktiv und schlecht beschildert.

Aber das Fazit ist dennoch sehr gut. „Insgesamt verfügt die Stadt Ravensburg weiterhin über eine herausragende Versorgungsfunktion und eine enorme Ausstrahlung in die Region“, resümiert Planerin Schnacke-Fürst in ihrem Gutachten.

Die Kommunalpolitiker freuten sich über die gute Bewertung und sahen darin ihre eigene Politik bestätigt. Peter Wagner (CDU) sagte: „Das ist auch ein Stück Anerkennung für das Wifo. Es ist eine tolle Sache, dass wir noch so viele inhabergeführte Geschäfte haben.“ Maria Weithmann (Grüne) meinte, sie sei froh, dass sich das Einzelhandelskonzept bewährt habe. „Allen Unkenrufen zum Trotz hat der Onlinehandel die Innenstadt nicht veröden lassen.“

Wolfgang Metzger (Freie Wähler) dankte den Geschäftsleuten, die ihre Häuser renoviert haben – unterstützt vom Stadtsanierungsprogramm. Und Michael Lopez-Diaz (Unabhängige Liste) begrüßte, dass Ravensburg seine Innenstadt durch die Sortimentsliste konsequent geschützt habe. „Man sieht an Weingarten, wie das aussieht, wenn man Geschäfte auslagert“, sagte er und nannte als Beispiel die Ettishofer Straße, wo ein Lidl und ein Aldi angesiedelt wurden, was sicher nicht zur Belebung der Weingartener City geführt habe.

Wasser in den Wein goss sinnbildlich nur Wilfried Krauss (Bürger für Ravensburg). Er meinte, die Mieten seien in Ravensburg generell zu hoch, weshalb kleine Geschäfte schnell eingehen würden. „Dieser permanente Wechsel tut der Stadt auch nicht gut.“

In einer Serie stellt die „Schwäbische Zeitung“ in den nächsten Tagen einzelne Aspekte des Acocella-Gutachtens vor. Dabei geht es um detaillierte Ergebnisse der Befragung und der Konkurrenz des Onlinehandels, um die Situation in den Ortschaften und Stadtteilen und schließlich um die Entwicklungspotenziale.

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