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Räuberhöhle

Freunde der Räuberhöhle vergeben Widerstandspreis

Ravensburg / Lesedauer: 5 min

2013 wird Edward Snowden ausgezeichnet – Aufnahme von Asylbewerbern wird geprüft – Räuberhöhle soll Rutenfestabzeichen werden – Zukunft der „Höhle“ ist weiter ungewiss – Bewerbung für den Inklusionspreis 2014
Veröffentlicht:19.11.2013, 18:30

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Der Verein „Freunde der Räuberhöhle“ lobt einen mit 500 Euro dotierten „Widerstandspreis“ aus. Das haben die Mitglieder auf der ersten Jahreshauptversammlung des Vereins beschlossen. „So was gibt es in ganz Deutschland nicht“, sagte der Vorsitzende des Vereins, Made Höld. Man wolle sich nach Leuten umsehen, die nicht klein beigeben und die Zivilcourage zeigen.

„Das ist ein Zeichen, dass wir nicht nur hier sitzen und unser Bier trinken, sondern dass wir uns auch Gedanken machen, wie man mit aufrechten Leuten umgeht.“ Die Politik signalisiere das zurzeit weniger, was der Fall Snowden zeige. „Wer aufmuckt, muss damit rechnen, einen Kopf kürzer gemacht zu werden.“ Der Preis soll im Herbst 2014 erstmals offiziell vergeben werden. Für 2013 wurde der Preis per Mitgliedsabstimmung undotiert an Edward Snowden verliehen. „Ich werde den Preis nicht persönlich übergeben, aber dafür gibt es ja Christian Ströbele“, sagte Höld. Die Freunde der Räuberhöhle hatten bereits im Juli dieses Jahres für Aufsehen gesorgt, als sie in einem offenen Brief an Bundespräsident Joachim Gauck dem abtrünnigen NSA-Mitarbeiter Edward Snowden Asyl in der Räuberhöhle angeboten haben (SZ am 8. Juli 2013: „Freunde der Räuberhöhle bieten Snowden Asyl an“).

Im Verein „Freunde der Räuberhöhle“ hatten sich 2012 Gäste der Ravensburger Kultkneipe zusammengeschlossen, um die „Räuberhöhle als Kulturdenkmal in ihrer bisherigen Form zu erhalten“, wie es in der Satzung heißt. Laut dem Vorstand hat der Verein mittlerweile über 500 Mitglieder und zählt damit zu den größten Ravensburger Vereinen. Nach wie vor steht die „Höhle“ in ihrer derzeitigen Form aber vor dem Aus. Die Bürgerliche Brauhaus Ravensburg-Lindau AG, der das Gebäude gehört, will das Lokal umfangreich sanieren. Die Freunde der Räuberhöhle befürchten eine „Todsanierung“ und einen Umbau in ein steriles Speiselokal oder Hotel. „Am 31. April 2013 wäre das Fallbeil fast gefallen“, sagte Höld, „es war mit unserem Verein zu verdanken, dass Brigitte Bachmann als Pächterin weitermachen konnte“ ( SZ am 9. März 2013: „Räuberhöhlenwirte dürfen bis Ende des Jahres weitermachen“). „Es sieht nach wie vor nicht rosig aus“, sagte Höld zur aktuellen Lage. Der Pachtvertrag laufe am 31. Dezember 2013 aus. Der Pächterin „Biggi“ Bachmann sei aber schon signalisiert worden, dass es noch eine Weile befristet weitergeht. Laut Höld sei mittlerweile das 25. Baugesuch bezüglich des Umbaus eingereicht worden. Außerdem sei im Gespräch, dass der Wirt der Ravensburger Gaststätte „Storchen“ die Höhle nach einem Umbau weiterbetreibt. „Das läuft auf keinen Fall“, sagte Höld, „wir wollen bei der Pächterwahl mitbestimmen, wir wollen Biggi Bachmann als Pächterin.“

Asylbewerber aufnehmen

Weiterhin hält der Verein die Idee aufrecht, in den leeren Räumen des Räuberhöhlen-Gebäudes Asylbewerber aufzunehmen (SZ am 14. Oktober: „Räuberhöhle will Asyl bieten“). „Das Landratsamt will das prüfen mit einer Kommission“, sagte Höld, eine Begehung des Gebäudes sei geplant. „Herrn Schlechter wird das sicher nicht gefallen, wenn der Kreisbrandmeister kommt und sich die Bude mal anschaut.“ Lorenz Schlechter ist der Vorstand des Bürgerlichen Brauhauses.

Großen Applaus von den Mitgliedern bekam der Vorsitzende für den Vorschlag, „dass die Räuberhöhle Rutenfestabzeichen werden soll“. Die Räuberhöhle sei das einzige denkmalgeschützte Haus in Ravensburg, das noch nicht als Rutenfestabzeichen abgebildet worden sei. Weiterhin vorantreiben will der Verein die Idee, aus der Höhle ein lebendes Museum zu machen. „Alle Besucher gehören zum Inventar“, sagte Höld, „alle Auswärtigen können denen beim Biertrinken zuschauen.“ Zusätzlich zu den lebendigen Ausstellungsstücken sollen jetzt aber Vitrinen mit Leihgaben aus dem Stadtarchiv ausgestellt werden. Eine neue Arbeitsgruppe soll sich um das Thema kümmern. „Wir würden uns dann super in das Museumsquartier integrieren, dann hätte Ravensburg fünf Museen, das wäre absoluter Rekord.“ Prüfen will der Verein außerdem einen Mitglieder-Vorschlag, sich für den Inklusionspreis 2014 zu bewerben. „Wir erfüllen alle Voraussetzungen“, sagt Höld, „zu uns kommen alle vom Hartz IV-Empfänger bis zum Professor.“ Außerdem habe man einen regelmäßigen Stammtisch einer Behindertengruppe.

Die rund 50 anwesenden Mitglieder entlasteten den Vorstand einstimmig. Außerdem wurde eine Satzungsänderung durchgewinkt, mit der das Amt eines dritten Vorsitzenden geschaffen wurde. Gewählt wurde in das Amt einstimmig Frieder Bertele. Für den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Hermann Hörtling wurde Sonja Hell zur neuen Kassiererin gewählt. Die Vereinsspitze mit Made Höld (erster Vorsitzender) und Klaus Bender (zweiter Vorsitzender) steht erst im nächsten Jahr wieder zur Wahl.

Laufende und geplante Projekte

Für die Höhlenhymne von Bub & the Bubbles (Unser Glück heißt halbe Seelen...) soll ein Video gedreht werden

Zwei verschiedene Postkarten mit Sonderstempel werden in der vierten Auflage vertrieben

5000 Höhlenaufkleber wurden gedruckt und werden kostenlos abgegeben

Die Bilder der derzeit laufenden Ausstellung „Höhlenmalerei“ werden am 30. November versteigert (in Kooperation mit dem Kunstverein Ravensburg-Weingarten)

Neue Ausstellung „Höhle geht weltweit“ startet am 30. November (Vernissage), Höhlenaufkleber wurden im Urlaub und bei Auslandsreisen aufgeklebt und fotografiert

Vereinsmitglieder bekommen einen Ausweis, der zu Sonderaktionen berechtigt

Der Verein hält jeden Dienstag um 21 Uhr eine Mitgliederversammlung in der Räuberhöhle ab (Stammtisch als Ausschuss)

Neues Buch erscheint im Frühjahr 2014 im Bruckmann Verlag: 99 Geheimtipps um den Bodensee mit einem Tipp „Räuberhöhle“

Neues Spiel „Räubern“ erscheint in zwei Wochen mit den elf Räubern der Räuberhöhle

Projekt „Lebendes Museum“ soll umgesetzt werden: Vitrinen mit Ausstellungsstücken werden aufgestellt

Bewerbung für den Inklusionspreis 2014 wird geprüft